Energieeffiziente Ziegelherstellung

Grüne Ziegel aus Oberösterreich

Klimaschutz und Nachhaltigkeit revolutionieren die Baubranche. Nun wurde von Wienerberger der weltweit größte industrielle Elektroofen in Uttendorf in Betrieb genommen. Gemeinsam mit den dem AIT entwickelte man ein neuartiges Gesamtkonzept für eine energieeffiziente Ziegelproduktion.

Helpfau-Uttendorf, eine typische oberösterreichische Marktgemeinde mit rund 4.000 Einwohnern im Bezirk Braunau am Inn, verbindet Geschichte und Zukunft auf einzigartige Weise. Die Historie reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück, doch seit Kurzem bietet die Gemeinde auch Spannendes für jene, die den Blick nach vorne richten. Im Wienerberger-Werk in Uttendorf wurde vor wenigen Monaten ein Meilenstein gesetzt: Der traditionsreiche Gasofen wurde durch den weltweit ersten industriellen Elektroofen ersetzt.

Managing Director Johann Marchner sieht einen entscheidenden Schritt zu nachhaltiger Ziegelproduktion. ©Wienerberger Österreich Daniel Hinteramskogler

„Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme dieses Elektroofens haben wir einen entscheidenden Schritt hin zu nachhaltiger Ziegelproduktion gemacht“, betont Johann Marchner, Country Managing Director von Wienerberger Österreich.

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Weniger Energieverbrauch, mehr Umweltschutz

In enger Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) entstand im Rahmen des New Energy for Industry (NEFI) Projekts „GreenBricks“ eine zukunftsweisende Lösung.
Die NEFI-Projekte bieten die Gelegenheit, neue Technologien unter realen Bedingungen zu erproben, wodurch wertvolle Erkenntnisse für deren Weiterentwicklung und praktische Anwendbarkeit gewonnen werden können. Der Umbau des Werks in Uttendorf dauerte 24 Monate und brachte weitreichende Verbesserungen. Der neue Elektroofen, der teilweise mit Ökostrom aus einer hauseigenen Photovoltaikanlage betrieben wird, senkt den Energieverbrauch um ein Drittel. Noch beeindruckender: Die CO₂-Emissionen sollen um bis zu 90 Prozent reduziert werden – das entspricht 7.340 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. „Das ist vergleichbar mit 600 Erdumrundungen mit dem Auto“, veranschaulicht Wienerberger den Effekt.

Ökostrom wird durch die hauseigene PV-Anlage erzeugt. ©Wienerberger Österreich Manfred Fesl

Nachhaltigkeit durch Innovation

Im Innviertler Werk, das seit 1987 zu Wienerberger gehört, testet das Unternehmen nicht nur den Elektroofen, sondern auch neuartige Tonmischungen. Statt Kohle oder Papierfasern kommen nun umweltfreundliche Sägespäne aus regionaler Holzverarbeitung zum Einsatz, um den CO₂-Fußabdruck weiter zu minimieren. Das Werk in Uttendorf dient Wienerberger als globaler Demonstrationsstandort, an dem Technologien wie industrielle Hochtemperatur-Wärmepumpen bereits seit 2019 erfolgreich erprobt wurden. Insgesamt investierte das Unternehmen in den letzten Jahren rund 30 Millionen Euro in den Klimaschutz. Ein Teil der Finanzierung stammt aus Förderungen des Klima- und Energiefonds, der Großteil jedoch aus Eigenmitteln. „Unsere umfassenden Maßnahmen zeigen, dass Wienerberger entschlossen ist, den Klimaschutz voranzutreiben und langfristig in Österreich als starken Wirtschaftsstandort zu investieren“, unterstreicht Marchner. Derzeit produziert das Werk im Testbetrieb 270 Tonnen Ziegel pro Tag, betreut von 16 Mitarbeitern unter der Leitung von Gerhard Pichler.

Energieeffizienzsteigerung im Werk durch die Wärmepumpe. ©Wienerberger Österreich Manfred Fesl

Dekarbonisierung als klares Ziel

Der Standort Uttendorf wurde komplett modernisiert, mit einem konsequenten Fokus auf Dekarbonisierung. Die Planung des Werksumbaus erfolgte mithilfe digitaler Werkzeuge, die vom AIT Center for Energy entwickelt wurden. Diese ermöglichten simulationsgestützte Optimierungen, die den Klimaschutz in den Vordergrund stellen.

Tilman Barz vom AIT ist der wissenschaftliche Koordinator des GreenBricks-Projekts. ©AIT

Auch im laufenden Betrieb kommen digitale Zwillinge zum Einsatz, um Veränderungen in Trocknern, Wärmepumpen und dem Elektroofen frühzeitig zu analysieren und anzupassen. „Wärmepumpen steigern die Energieeffizienz, indem sie Abwärme aus dem Tunneltrockner zurückgewinnen und wieder in den Prozess einspeisen. Sie sind eine nachhaltige Alternative zu Gasbrennern und können in Branchen wie Papier, Lebensmittel, Textil oder Chemie eingesetzt werden“, erläutert Tilman Barz, wissenschaftlicher Koordinator des GreenBricks-Projekts und Senior Scientist am AIT. Die Region profitiert zudem von der Zusammenarbeit, da lokale Partner wie Holzverarbeiter eingebunden sind.

Ein Technologiesprung für die Zukunft

Die Elektrifizierung von Industrieöfen, die bisher mit Gas betrieben wurden, ist ein enormer technologischer Fortschritt, der jedoch auch Herausforderungen mit sich bringt. „Durch innovative digitale Tools, virtuelle Planungsmethoden und präzise Analysen von Hochtemperatur-Prozessen bis 950 °C konnten wir die konventionelle Brenntechnik durch einen grünen Elektroofen ersetzen – bei gleichbleibender Kapazität und Qualität“, erklärt Barz den Ansatz. Das Projekt in Uttendorf veranschaulicht, wie eine Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung zur Weiterentwicklung nachhaltiger Lösungen beitragen kann. Am Standort demonstriert das Unternehmen Wienerberger, dass Klimaschutzmaßnahmen auch im industriellen Kontext realisierbar sind und somit als Anregung für ähnliche Vorhaben dienen könnten. Darüber hinaus erfährt die Gemeinde durch das Projekt eine stärkere öffentliche Wahrnehmung, was potenziell das Interesse an weiteren nachhaltigkeitsorientierten Initiativen fördern kann.

Erkenntnisse für andere Branchen

Das GreenBricks-Projekt geht über die Ziegelproduktion hinaus. Laut NEFI ist das Konzept so gestaltet, dass die gewonnenen Erkenntnisse auch auf energieintensive Industrien wie Glas, Stahl oder Zement anwendbar sind. „Unser Ansatz lässt sich auf zahlreiche Sektoren übertragen“, hebt das AIT in seinem Blog hervor. Die thermodynamische Neuausrichtung des Werks, unterstützt durch digitale Tools, optimiert die Energieeffizienz. So trägt Uttendorf nicht nur zur Dekarbonisierung der Ziegelindustrie bei, sondern liefert auch wertvolle Impulse für eine nachhaltigere Zukunft in anderen Bereichen. Die Zusammenarbeit zwischen Wienerberger und dem AIT verdeutlicht, wie Partnerschaften zur Entwicklung innovativer Ansätze für eine klimafreundlichere Industrie beitragen können. Das Unternehmen beabsichtigt, die in Uttendorf gewonnenen Erkenntnisse international zu nutzen, um weitere Standorte auf umweltfreundlichere Technologien umzustellen und damit einen Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten.