Innovationen im Deckenbau
Wie kann man die Geschoßdecken effizient optimieren, Material einsparen und somit auch den CO2-Ausstoß verringern? Diese Frage stellt sich die Zukunftsagentur Bau gemeinsam im Konsortium mit ÖBV, TU Graz und weiteren Projektpartnern und liefert bereits erste Antworten mit Edges.

60 bis 70 Prozent des Global Warming Potential eines Skelettbaus in Ortbeton- oder Fertigteilbauweise entfallen laut einer Aussendung auf den Anteil der Geschoßdecken, da hier besonders viele Materialien benötigt werden. Dabei könne man hier den CO2-Fußabdruck deutlich verringern. Edges steht für „Effiziente Ortbetondecken unter Verwendung doppelt gekrümmter Systemschalungen“ und es haben sich die Projektpartner Österreichische Bautechnik Vereinigung (ÖBV), TU Graz, Leitner Zimmer & Bau, Lieb Bau Weiz, Porr Bau, Swietelsky, Alt & Neu Bauträgergesellschaft, Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), Doka Österreich und die Alpenländische Veredelungs-Industrie Gesellschaft mit der Zukunftsagentur Bau (ZAB) zusammengeschlossen, um die Grundlagen neuartiger punktgestützter Flachdecken mit gewölbter Untersicht zu entwickeln.
Bauteile neu denken

Durch die vielfältigen Partner mit unterschiedlichen Zugängen zu Bauprojekten soll ein möglichst breiter Nutzen für die gesamte Branche aus dem durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützten Projekt gezogen werden – angefangen bei der Bereitstellung von Grundlagen über Empfehlungen für die Umsetzung bis hin zur wissenschaftlichen Quantifizierung der CO2-Einsparung. „Um den künftigen Anforderungen an den Ressourceneinsatz im Bauwesen gerecht zu werden, ist es erforderlich, jene Bauteile, welche maßgebend dazu beitragen, neu zu denken. Das Projekt Edges versucht dies über den zugrundeliegenden statisch konstruktiven Ansatz der Deckenkonstruktionen. Die enge Zusammenarbeit vielfältiger Partner aus Wirtschaft und Forschung und deren unterschiedlichen Expertisen ermöglicht, auf wissenschaftlichen Analysen beruhende, praxisnahe Umsetzungsvorschläge”, so Baumeister Rudolf Leitner, Geschäftsführer der Leitner Alt & Neu Bauträgergesellschaft.
Von der Diplomarbeit zum Forschungsprojekt

In einer Diplomarbeit an der TU Graz wurde ein neuartiger und innovativer Querschnitt für Ortbetondecken entworfen und eine angepasste Bewehrungsführung angedacht sowie ein erstes Konzept für ein Schalungssystem konzipiert. Die damals erarbeitete konzeptuelle Schalung bestand aus heimischem Laubholz und kam ohne Klebstoffe und weitestgehend ohne Metallverbindungen aus. Unabhängig von der Schalung könnte die optimierte Deckenkonstruktion, im Idealfall, Einsparungen von rund 40 Prozent beim Beton und 70 Prozent beim Bewehrungsstahl bringen, was stark vereinfacht abgeschätzt 60 Prozent bei den Materialkosten und 55 Prozent beim CO₂-Ausstoß einsparen könnte.
Dass man nun weiter an dieser Theorie feilt und ein dreijähriges Forschungsprojekt daraus macht, hat gute Gründe, wie Gunther Graupner, Geschäftsführer von der ZAB weiß: „Wir wollen den CO2-Fußabdruck beim Bau von Stahlbetonwerken reduzieren und für eine zeitnahe Anwendung in der Praxis auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit belegen.“

Im Forschungsprojekt sollen nun Geschoßdecken umfassend optimiert, Untersuchungen zur Tragfähigkeit und Bauphysik durchgeführt sowie die Umsetzung und Validierung der Ergebnisse an Prototypen vorgenommen werden. Dabei handelt es sich um reine Versuchsbauten, die ausschließlich zu Test- und Forschungszwecken errichtet werden. Außerdem sollen geeignete Anwendungsbereiche aufgezeigt und Systemgrenzen der Anwendung sowie damit einhergehend Konzepte für Schalungssysteme entworfen werden. Die Projektergebnisse werden danach kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. „Das Edges-Projekt ist ein wichtiger Schritt hin zu ressourceneffizientem und zukunftsorientiertem Bauen. Durch innovative Schalungssysteme und optimierte Deckenformen werden ökologische und ökonomische Potenziale ausgeschöpft“, sagt Gunter Graupner abschließend.