Fassade

Strippen schont Ressourcen

Gebäudehülle
27.11.2019

Von: Redaktion Architektur & Bau Forum
Bei der thermischen Sanierung von in die Jahre gekommen Gebäuden gibt es mit dem "selektiven Rückbau" einfache Mittel und Wege das Putzsystem vom WDVS zu entfernen um dahinter befindliche Dämmplatten für eine weitere Nutzung freizulegen.
Wer strippt gewinnt: Strippen liefert eine Basis für die Aufdopplung mittels neuer Dämmplatten und spart Zeit
Wer strippt gewinnt: Strippen liefert eine Basis für die Aufdopplung mittels neuer Dämmplatten und spart Zeit

Wer heute von "Strippen" spricht, denkt in erster Linie nicht an Recycling und Kreislaufwirtschaft, sondern vielmehr an Go-go-Bars oder Junggesellen-Abschiedspartys. Weit gefehlt: Denn Gebäude, die seit den frühen 1970er Jahren erstmals aus Energiespargründen mit ca. fünf Zentimeter dünnen Styropor-Platten gedämmt wurden, gelten heute als "energetisch überholt" und werden zumeist auch aus optischen Gründen saniert. Sanierexperten empfehlen zu strippen, wenn die Verklebung und Verdübelung der Styropor-Dämmstoffplatten nach wie vor intakt ist und sich in einwandfreiem Zustand befindet. Diese Vorarbeit ermöglicht das Aufdoppeln einer Fassade mittels neuer Dämmplatten oder deren kompletten Rückbau.

Konkret versteht der Fassaden-Profi unter Strippen, dass bei einer Wärmedämm-Verbundsystem-Fassade der Oberputz mit der Spachtelung von der Dämmplatte getrennt wird. Das Einschneiden des Putzes erfolgt bei dünnen Putzschichten mit einer seitlich geschärften Spachtel. Bei dicken Putzschichten wird für das Einschneiden des Putzes eine Trennscheibe verwendet. Das Abziehen des Putzes geht relativ leicht von der Hand. Dabei ist jedoch zu beachten, dass mit der Breite der Bahnen der dafür benötigte Kraftaufwand steigt. Auf Höhe des Gerüstbelages werden die Putzbahnen dann abgetrennt. Dieser Vorgang nimmt erstaunlich wenig Zeit in Anspruch, wie in einem von der GPH erstellten Video veranschaulicht wird.

Dieser Vorgang nimmt erstaunlich wenig Zeit in Anspruch, wie in einem untenstehenden Video von GPH veranschaulicht wird: Dargestellt wird hier ein in Wien errichtetes Gebäude aus dem Jahr 1958/59. Um den Wohnkomfort zu erhöhen und Heizkosten einzusparen, wurde 1989 ein Wärmedämm-Verbundsystem mit 5 cm dicken Styropor-Platten aufgebracht. Für das in die Jahre gekommene Gebäude stand wieder eine Sanierung an, allerdings sollte der Putz nicht bloß partiell ausgebessert und neu gestrichen werden. Vielmehr bestand der Wunsch, den Wärmeschutz im Sinne eines nachhaltigen Klimaschutzes massiv zu verbessern. Dazu gibt es drei Möglichkeiten:

  1. das Wärmedämm-Verbundsystem durch eine zweite Lage Dämmplatten aufdoppeln,
  2. das Putzsystem strippen und dann aufdoppeln oder
  3. das Wärmedämm-Verbundsystem komplett entfernen und durch ein neues leistungsstarkes ersetzen

In diesem Fall hat man sich für die zweite Möglichkeit entschieden. Dämmen mit Styropor ermöglicht Recycling im Sinne von Cradle-to-Cradle (C2C) "Kein anderer Dämmstoff verfügt aktuell - neben dem mechanischen Recycling, der thermischen Verwertung und dem physikalischen Recycling ("CreaSolv-Verfahren") - über so viele Verwertungs-/Recycling-Möglichkeiten wie Styropor. Styropor ist damit sowohl aus ökonomischer, wie ökologischer Sicht die beste Dämmstoff-Lösung", so Clemens Demacsek, Geschäftsführer der GPH Güteschutzgemeinschaft Polystyrol-Hartschaum.

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