Energiesystem

Village im Dritten: Energieversorgung neu gedacht

In Wien entsteht bis 2027 ein Quartier mit lokalem, ressourcenschonendem und baufeldübergreifendem Energiesystem: das Village im Dritten.

Ein Dorf mit einer grünen Lunge, mitten in Wien – das klingt abstrakt, so kann man sich das Village im Dritten aber vorstellen. Denn derzeit entsteht auf dem Gelände der Aspanggründe ein elf Hektar großes Stadtquartier mit Wohnungen, Gewerbeflächen und Betreuungseinrichtungen, entwickelt von der Austrian Real Estate  ARE und der Wien Energie. Hier wird Nachhaltigkeit großgeschrieben, mit einem Energiesystem, das überwiegend lokal vorhandene, erneuerbare und klimafreundliche Ressourcen nutzt. Michael Strebl, Vorsitzender der Wien-Energie-Geschäftsführung, betont: "Hier entsteht ein Klimaschutzquartier, in dem alle möglichen Energieformen genutzt werden.“ 

Drohnenaufnahme von Baufeld Village im Dritten
Im Village im Dritten entstehen bis 2027 Wohnungen, Gewerbeflächen und Bildungseinrichtungen.

Breiter Energiemix im Village im Dritten

Geothermie ist eine der wichtigsten Energiequellen, sie soll 75 Prozent des Heiz- und Kühlbedarfs abdecken. Hierfür wurden vor kurzem die ersten von 500 Erdwärmesonden eingesetzt. Bis Mitte 2023 sollen 400 in der Erde sein, der Rest Anfang 2024. "Die Doppel U-Erdwärmesonden sind ein wassergeführtes System, das Einsetzen erfolgt durch ein Spülbohrverfahren“ so Gerd Pichler, Leiter der ARE Projektentwicklung. Nach erfolgreicher Implementierung im Erdreich werden die Sonden über Leitungen zu einem Anergienetz zusammengeschlossen, sodass die Erdwärme zu den Gebäuden
im Quartier transportiert wird.

Wärme und Kälte können so je nach Jahreszeit in der Erde gespeichert werden: Für den Sommer wird die Kälte vom Winter im Erdreich gespeichert. Im Sommer wird wiederum die Wärme ins Erdreich geführt, um diese im Winter wiederzuverwenden. Um die Gebäude zu temperieren, wird diese gespeicherte Wärme von der Erde über Wärmepumpen in die Wohnungen transportiert. Geheizt wird dann mit Flächenheizsystemen, die Wohnungen mit Temperaturen bis zu 37 Grad versorgen können. Neben den Sonden sind die Photovoltaikanlagen auf den Dächern ein weiterer Bestandteil des Energiekonzepts, die unter anderem Strom für die Wärmepumpen liefern. Die Gebäude sind zudem an das Fernwärme- und Stromnetz angebunden, um auch für sonnenarme Tage gerüstet zu sein.

Visualisierung Energiesystem Village im Dritten
Das Energiesystem des Village im Dritten ist eine Kombination von Erdwärmesonden, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen.

Baufeldübergreifend und nachhaltig

Maschine auf Baustelle, die Erdwärmesonden einsetzt, mit einem Bauarbeiter
Zur optimalen Nutzung der Erdwärme werden 500 Erdwärmesonden durch ein Spülbohrverfahren eingesetzt.

Das Quartier profitiert also von lokal erzeugter Energie, was laut dem ARE-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss klar im Fokus steht: "Zentrales Thema war von Anfang an die Energieversorgung.“ Ein System wie dieses habe es noch nie gegeben haben. Die Konzeption war aber aufwendig, wie der Leiter der ARE Projektentwicklung Gerd Pichler, erklärt: "Die größte Herausforderung ist das komplexe Zusammenspiel zwischen dem baufeldübergreifenden Energieprojekt und den Bauplätzen, besonders im Hinblick auf die Logistik und den Zeitplan."

Neben der Entwicklung eines klimafreundlichen Energiesystems wurden bereits vor dem Baustart Umweltschutzmaßnahmen gesetzt. Unter anderem wird das Projekt von Anfang an von einer ökologischen Bauaufsicht begleitet und überwacht. Und die Nachhaltigkeitsagenda wird auch weiterhin befolgt: Das Areal ist autofrei, Dächer werden, wenn möglich, bepflanzt, und inmitten des Areals soll ein Park entstehen – die "grüne Lunge“. Die rund zwei Hektar große Parkfläche soll über den gesamten Bauprozess unangetastet bleiben. 

Fertigstellung 2027

Laut Plan soll 2027 alles fertig sein, die kolportierten Baukosten liegen bei über 700 Millionen Euro. Die ARE ist neben den gemeinnützigen Bauträgern Wigeba, Altmannsdorf Hetzendorf & Heimbau, BWS, Arwag, Schwarzatal oder EGW auch Bauträger, teilweise in Kooperation mit UBM. Klar ist: Die hier entstehende Energiegemeinschaft soll ein Vorbild für weitere klimafreundliche Quartiere sein. 

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