Nachhaltigkeit
Wasserstoff im Feldtest
Die grüne Baustelle – davon träumen mittlerweile Gesetzgeber, Bauherren wie auch Bauunternehmen. Photovoltaikanlagen auf Baucontainern, Windräder an Kranen – Emissionsfreiheit lässt sich am Bau auf vielen Wegen erreichen. Eine weitere Möglichkeit ist Wasserstoff. Zwar nicht zwingend der Weisheit letzter Schluss, wird diese Technologie von vielen Experten als zukunftsträchtige Zwischenlösung auf dem Weg zur CO₂-Neutralität erachtet. In den Niederlanden unterzog Energielösungsanbieter Bredenoord deshalb sein mobiles Wasserstoffaggregat Hydrogen Power einem Praxistest unter realen Bedingungen.
Möglichst klimaneutral zu arbeiten war die Vorgabe beim Projekt „InnovA8“, dem Ausbau der niederländischen Autobahn A58 zwischen Eindhoven und Tilburg. Das hiesige Bauunternehmen Volker-Wessels verfolgt schon seit einiger Zeit das Ziel, emissionsfrei zu bauen, und auch der Auftraggeber, das niederländische Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, will bis 2030 klimaneutral arbeiten. Dazu gehört unter anderem emissionsfreier mobiler Strom – die Wahl fiel auf das Hydrogen-Power-System von Bredenoord.
„Über die Arbeit mit Wasserstoff in Brennstoffzellen wird im Bausektor zwar gelegentlich nachgedacht, aber die Realisierbarkeit war noch nicht ausreichend erprobt. Bredenoord arbeitet bereits seit 2009 mit Wasserstofftechnologie und brachte entsprechend viel Expertise mit“, erklärt Thomas van Riet von Volker-Wessels. Zudem verfüge das System von Bredenoord über eine höhere Kapazität als herkömmliche Lösungen, so der Spezialist für Energielösungen.
Die Kombination aus Batterien und Brennstoffzellentechnologie macht unseren Hydrogen Power sehr zuverlässig. Dennoch haben wir als Backup ein 35-kVA-Aggregat mit installiert. Schließlich handelte es sich um unseren ersten Langzeittest unter realen Bedingungen.
Kombination aus Batterie und Brennstoffzelle
Die Hydrogen-Power-Lösung ist eine Kombination von Batterien und Brennstoffzellentechnologie, die besonders zuverlässig sein soll. Das Wasserstoffaggregat hat eine interne Batterie, die über einen Gleichspannungswandler geladen und mit einem Wechselspannungsrichter in die übliche 400-Volt-Spannung umgewandelt wird. „Die aus dem Wasserstoff gewonnene Energie wird zum Laden der Batterie verwendet, die wiederum alle Verbraucher auf der Baustelle versorgt – in diesem Fall die Baucontainer, Elektrobaumaschinen und E-Fahrzeuge. Als Backup haben wir außerdem ein 35-kVA-Aggregat installiert. Schließlich handelte es sich um unseren ersten Langzeittest unter realen Bedingungen“, erklärt Zef Jansen, International Account Manager Solutions von Bredenoord.
Die Verbraucher können über alle gängigen Anschlüsse versorgt werden. „Die Kund*innen sollen den gleichen Komfort wie bei einem Aggregat genießen und Anschlüsse vorfinden, die sie kennen“, betont Jansen.
Ausblick auf weitere Technologien
Dem Langzeitfeldtest des Hydrogen Power gingen laut den Verantwortlichen umfassende interne Tests voraus. Mit dem ersten Projekt im Realbetrieb konnten nun aber weitere Erkenntnisse gesammelt werden. Eine Herausforderung werden unter anderem vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen in den unterschiedlichen Märkten.
„Bis unser Wasserstoffaggregat flächendeckend und auch außerhalb der Niederlande eingesetzt werden kann, wird es sicher noch dauern. Noch sind sowohl die Brennstoffzellen-Technologie als auch der Brennstoff sehr teuer, außerdem ist die Gesetzgebung auch in anderen Märkten nicht vollständig abgeschlossen“, so Zef Jansen. Deswegen arbeite man parallel auch mit Methanol als alternativem Kraftstoff zu Diesel. Hier sei das Handling vor Ort einfacher, zudem sind die Aggregate mit einem standardmäßigen Verbrennungsmotor ausgestattet. Dennoch habe man mit dem Feldtest zeigen können, dass man auch mit der Wasserstofftechnologie auf einem guten Weg ist, ist man bei Bredenoord überzeugt.
Wasserstoff-Gehversuche in Österreich
Auch in Österreich gab es bereits erste Versuche mit mobilen, mit Wasserstoff betriebenen Generatoren. Auf einer Baustelle in Wien-Simmering setzt die Süba AG in Kooperation mit dem Unternehmen Test-Fuchs erstmals den H2Genset ein. Ecoplus Niederösterreich hat außerdem im Februar 2023 ein Cluster-Projekt gestartet, in dessen Rahmen der H2Genset getestet werden kann. Die externe Projektbegleitung erfolgt durch die TU Wien.