Projekt

Wolffkran zieht nach 4,5 Jahren Einsatz am Grimselpass Bilanz

Ein hochalpiner Kraneinsatz auf knapp 2.000 Metern Höhe ist auch für ein erfahrenes Team kein Routineprojekt. Im Juni wurde die neu errichtete Ersatz-Staumauer Spitallamm auf dem Schweizer Grimselpass offiziell eingeweiht.

Für Projektleiter Ralph Stump und die sechs Kranfahrer*innen war die Einweihung laut einer Aussendung ein besonderer Moment nach viereinhalb Jahren herausfordernder Bauzeit. Das Projekt zog über die Jahre viel internationale Aufmerksamkeit auf sich. Die beiden XXL-Wippkrane wurden nach ihrem alpinen Einsatz direkt per Schiff – einmal halb um die Welt – zur nächsten Megabaustelle geschickt.

500.000 Tonnen in 32.000 Hüben

Wolffkrans größte Wipper Wolff 1250 B bewegten rund 500.000 Tonnen Beton in insgesamt rund 32.000 Hüben. Pro Saison musste aufgrund der hohen Arbeitsfrequenz an jedem Kran zwei Mal das Hubseil gewechselt werden.
Für den Einsatz am Grimselpass entwickelte Wolffkran eigens das XXL-Turmelement TV 60 mit sechs Metern Seitenlänge. Es bildete die untere standhafte Basis für die knapp 100 Meter hohen Krane, die beide auf einem über 1.500 Tonnen schweren Betonfundament ruhten – im Schnitt zehn Mal so schwer wie ein herkömmliches Fundament. „Standardtürme und -fundamente hätten den extremen Wetterbelastungen nicht standgehalten. Mit dem TV 60 konnten die Wölffe freistehend arbeiten“, so Ralph Stump, Managing Director Wolffkran Schweiz.

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24/7 Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb

Die Demontage erfolgte in zwei Etappen. Im Herbst 2024 wurde der obere schmale Turm des erste WOLFFs abgebaut. In diesem Sommer folgten der untere Turm und der komplette zweite Kran. Insgesamt dauerte der Abbau mit einem 650-Tonnen Mobilkran rund 3,5 Wochen. © WOLFFKRAN/ grimselfoto.ch
Die Demontage erfolgte in zwei Etappen. Im Herbst 2024 wurde der obere schmale Turm des erste WOLFFs abgebaut. In diesem Sommer folgten der untere Turm und der komplette zweite Kran. Insgesamt dauerte der Abbau mit einem 650-Tonnen Mobilkran rund 3,5 Wochen.
© WOLFFKRAN/ grimselfoto.ch

„Hinter all diesen Superlativen steht eine einzigartige Teamleistung“, betont Stump. Die kurze Bauphase von Mai bis Oktober machte es notwendig, dass die Kranführer*innen 24/7 im Drei-Schicht-Betrieb arbeiteten. „Sieben Tage arbeiten, drei Tage frei, acht Stunden pro Schicht auf dem Kran, ein anspruchsvoller Einsatz.“

Dazu kamen die Besonderheiten im Gebirge: dichter Nebel innerhalb weniger Minuten, meterhoher Schnee über Nacht, Lawinen und Stürme. Dennoch wären alle Wolff-Mitarbeitenden motiviert gewesen. „Wenn um halb elf der Anruf kam, dass ein Seil getauscht werden muss, hatten unsere Monteure mittags das Ersatzteil oben am Kran und um 17:30 Uhr lief der Betrieb wieder“, so Stump. „Einen 120 Kilo-Bolzen in über 90 Metern Höhe am Kran austauschen – auch hier war unser Team zur Stelle. Die Nachfrage nach diesem Job war trotz der Anforderungen hoch und jeder der sechs Kranführer – zwei Frauen und vier Männer – sind froh bei diesem besonderen Einsatz dabei gewesen zu sein.“
Der Abbau begann bereits im Oktober 2024, im Juni 2025 wurden die letzten Teile ins Tal transportiert – insgesamt 4205 Kubikmeter Kranvolumen mit 1281 Tonnen Gesamtgewicht verteilt auf über 60 LKW-Fahrten, teils mit Überbreite.

Kurs auf die nächsten Halte

Am 3. September 2024 wurde feierlich der mit Pyrotechnik und buntem Rauch in Szene gesetzte letzte Betonkübel in die Staumauer einge-bracht. Damit ging die rund sechsjährige Bauzeit der neuen Spitallamm-Stau-mauer zu Ende.
Am 3. September 2024 wurde feierlich der mit Pyrotechnik und buntem Rauch in Szene gesetzte letzte Betonkübel in die Staumauer eingebracht. Damit ging die rund sechsjährige Bauzeit der neuen Spitallamm-Stau-mauer zu Ende. © grimselfoto.ch

Bewährt habe sich neben Team, Technik und Logistik auch das ausgeklügelte Überwinterungskonzept. Jeder Kran wurde in der Wintersaison drei Mal am Tag automatisch bewegt, die Hubwinde, die Winde des Einziehwerks sowie der Schaltschrank wurden mit Spezialmatten eingepackt. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat, denn die „Wölffe“ können nach dem alpinen Einsatz direkt die Reise zur nächsten Baustelle antreten: dem Prince-Mohammed-Bin-Salman-Stadion in Qiddiya in Saudi-Arabien, für das erst kürzlich der Vertrag unterzeichnet wurde. Auch auf dieser Baustelle, einer exponierten Klippe mit rauen Wetterbedingungen, wird das TV 60 freistehende Turmhöhen von rund 100 Metern ermöglichen.

Mit der Fertigstellung der Spitallamm-Staumauer endet für Wolffkran ein Projekt, das laut einer Aussendung Maßstäbe gesetzt hat – technisch, logistisch und menschlich. „Für uns war das mehr als ein Einsatz. Es war ein Meilenstein, der zeigt, wozu unsere Technik und unser Team fähig sind“, so Stump.
Die Chancen stünden gut, dass die Erfahrungen vom Grimselpass auch in künftige Bauvorhaben einfließen werden. „Das Interesse an unserem Krankonzept war über die gesamte Bauzeit sehr groß“, sagt Ralph Stump. „Zahlreiche Fachleute und Vertreter renommierter Bauunternehmen, Planer und Fachingenieure – auch viele aus dem Ausland – besuchten die Baustelle und waren von den roten Riesen beeindruckt. Wir sind bereits in Gesprächen über mögliche Folgeprojekte.“

Redaktion Handwerk + Bau

Die Redaktion von Handwerk und Bau vereint erfahrene Journalist:innen und Expert:innen aus der Bau- und Handwerksbranche. Mit fundiertem Fachwissen und einem Gespür für aktuelle Trends informieren wir Sie über Neuheiten, innovative Technologien und bewährte Techniken. Unser Ziel ist es, Sie mit praxisnahen Tipps und tiefgehenden Analysen bei Ihren Projekten zu unterstützen.