Kein König im Elfenbeinturm

Baumaschinen und Lkws aus einer Hand – mit der neuen Verkaufsstelle für Baumaschinen  startet CNH Industrial in Österreich ein Pilotprojekt. Andreas Klauser über Synergieeffekte  und die Bedeutung des Standorts Österreich.
Andreas Klauser, COO von CNH Industrial und verantwortlich für die EMEA-Region, im Interview.
Andreas Klauser, COO von CNH Industrial und verantwortlich für die EMEA-Region, im Interview.

Längere Zeit war es in Österreich still um Case-Baumaschinen. Nun will die im vergangenen Jahr neugegründete CNH Industrial (siehe Kasten) neu durchstarten. Erster strategischer Schachzug ist die neue Verkaufsstelle für Baumaschinen in Wöllersdorf, bisher als reine Iveco-Niederlassung bekannt. Seit Jahresbeginn teilen sich nun Trucks einträchtig mit Raupen­baggern und Co die Verkaufsfläche. Für beide Marken sei der gemeinsame Standort ein Gewinn, sind Othmar Mitterlehner, neuer Geschäfts­führer der österreichischen CNH Industrial BM GmbH, und Karl-Martin ­Studener, Geschäftsführer Iveco Österreich, überzeugt. Anlässlich der offiziellen Eröffnung sprach die Österreichische Bauzeitung mit Andreas Klauser, COO von CNH Industrial, und seinem österreichischem Team über die strategische Ausrichtung.

Die Zusammenführung von CNH Global und Fiat Industrial ist rund ein halbes Jahr her. Wie lautet Ihr erstes Fazit?

Klauser: Im deutschsprachigen Raum funktioniert die Zusammenführung bereits sehr gut. In Italien tut man sich hingegen noch ein bisschen schwer, die Unterschiede von Fiat Industrial und CNH Industrial und die neue Ausrichtung zu erkennen. Allerdings sind wir zurzeit auch ganz klar auf den Wirtschaftsraum nördlich der Alpen fokussiert. Dort besteht die Möglichkeit, neue Geschäftsfelder zu erschließen. In Südeuropa stabilisiert sich die Wirtschaftslage zwar, aber es zeigt sich noch kein positiver Trend. 

Welche Synergien lassen sich durch die Fusion generieren?

Klauser: Die Synergieeffekte kommen in den verschiedensten Bereichen zum Tragen. Angefangen beim Costumer-Relationship-Management über ein einheitliches Ersatzteilbestellsystem bis hin zum Thema Trainings. Ein besonderer Fokus liegt natürlich auf der gemeinsamen Entwicklungstätigkeit von Komponenten – gerade bei Motoren, Hydraulikpumpen oder auch Generatoren herrscht großes Potenzial. Lkws, Baumaschinen und auch Landmaschinen können hier aus einem gemeinsamen Entwicklungspool schöpfen.

Die Anforderungen sind aber zum Teil doch unterschiedlich, wenn man zum Beispiel die Umweltanforderungen bedenkt.

Klauser: Das stimmt schon. Bei Iveco haben wir Euro VI bereits eingeführt, die Landmaschinen sind wahrscheinlich in zwei Jahren noch nicht so weit – die Baumaschinen vermutlich schon. Bei der Einführung im Baumaschinenbereich können wir dann bereits darauf verweisen, dass wir schon tausende Kilometer mit einem Iveco-Lkw nach demselben Konzept erfolgreich hinter uns gebracht haben. Das kann sonst kein Hersteller von sich behaupten.

Wie viel  der Entwicklungstätigkeit findet gemeinsam statt?
KlauseR: Ich würde sagen, das sind rund 60 Prozent. Der FTP-Motor findet sich in jedem Iveco-Lkw, aber mittlerweile auch in einigen neuen Baumaschinenmodellreihen. Dasselbe gilt für die Land­maschinen.

Hier am Standort Wöllersdorf werden Lkws und Baumaschinen­ verkauft. Ist dieses Konzept an weiteren österreichischen  Standorten vorgesehen?
Klauser: Wöllersdorf ist ein Pilotprojekt, aber auch ein Vorzeige­beispiel. Das heißt allerdings nicht, dass wir nun Baumaschinen in alle Iveco-Filialen integrieren. Dort, wo wir neu planen und die Platzverhältnisse es zulassen, wird es aber angedacht. So zum Beispiel in Hörsching, wo wir noch in diesem Jahr mit dem Bau einer neuen Niederlassung starten möchten.

Damit wird aber noch nicht ganz Österreich abgedeckt?
Klauser: Ansonsten haben zum Beispiel in der Steiermark oder in Tirol momentan ganz klar lokale Partner den Vorzug. Wir sind mit Case CE auf Expansionskurs und immer auf der Suche nach kompetenten Vertriebspartnern.
Mitterlehner: Im Bereich Service ist es unser Ziel, dass diese Leistungen für Baumaschinen auch von unseren Landmaschinenhändlern übernommen werden. Das wäre ein großer Mehrwert für unsere Kunden, da sich die Reaktionszeiten deutlich verkürzen. Wir sind gerade dabei, das Netzwerk aufzubauen und das Interesse unserer Partner ist erfreulich groß.
Klauser: Das ist eine Win-win-Situation für alle. Wir werden aber sicher nicht den Vertrieb von Baumaschinen und Landmaschinen zusammenlegen. Das ist einfach ein anderes Segment.

Wie ist es um die Qualität der Händler bestellt?
Mitterlehner: Im Landmaschinensektor haben wir für unsere Partner ein dreistufiges Zertifizierungssystem eingeführt. Dieses Instrument zur Qualitätssteigerung hat sich auch positiv auf unsere Marktanteile in Österreich ausgewirkt. Ähnliches ist auch im Baumaschinenbereich vorgesehen.

Baumaschinen, Lkws, Landmaschinen – wo lässt sich noch am meisten Geld verdienen?
Klauser: Gott sei Dank ist es ein permanentes Wechselspiel. In Europa liegt der Schwerpunkt eher auf den Lkws, in den USA sind es eindeutig die Landmaschinen. Bei der Baumaschine sind wir nach vielen Effizienzsteigerungsmaßnahmen wieder auf dem richtigen Weg, um uns auch in diesem Segment positiv zu etablieren. Natürlich ist es bei den Baumaschinen zurzeit nicht einfach – die Stückzahlen sind zurückgegangen, und der Preisdruck ist groß.

Anfang dieses Jahres wurde die Lizenzvereinbarung mit Sumitomo bekanntgegeben. Welche Vorteile erwarten Sie sich mit durch diesen Deal?
Klauser: Dadurch werden wir am europäischen Markt schneller schwere Baumaschinen anbieten können. Die Maschinen stimmen technisch hundertprozentig mit unseren Standards überein, und wir werden diese natürlich auch über unser Händler­netzwerk vertreiben.

Eine abschließende Frage: Wie schafft man es bei zwölf Marken, dennoch immer am Puls der einzelnen Branchen zu sein?
Klauser: Ich versuche mich schon aus dem Tagesgeschäft rauszuhalten. Ich  habe auch ein sehr gutes  Team, das die Branche kennt und Themen offen anspricht. Allerdings versuche ich schon auch mit der Heimat und den jeweiligen Geschäftsbereichen verbunden zu bleiben. Das wird aber vom gesamten Managementteam erwartet. Wer sich nicht für diese Themen interessiert, hat in dieser Firma auch keinen Platz. Nach diesem Motto leben wir, und deshalb bin ich auch gern bei Veranstaltungen wie diesen. Wir sitzen nicht abgehoben wie die großen Könige in den Elfenbeintürmen, sondern wir sind dort, wo das Geschäft stattfindet, um zu verstehen, wie unsere Kunden denken und was sie benötigen, um effizient wirtschaften zu können. ­

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