Mit Qualität gegen „Schnäppchenjäger“

Baumaschine
04.09.2017

Gebrauchtwaren und Miete sind künftige Wachstumsmärkte, sagt Friedrich Mozelt, Chef von Zeppelin Österreich. Kooperationspartner Caterpillar werde bald mit Elektromotoren überraschen.
„Bei einer Auslastung zwischen 50 und 70 Prozent rechnet sich die Investition in ein Neugerät oft nicht. Hier versuchen wir mit dem Kunden zusammen eine Lösung zu finden, die für seine Einsatzzeiten Sinn macht“, sagt Zeppelin-Österreich-Boss Friedrich Mozelt.
„Bei einer Auslastung zwischen 50 und 70 Prozent rechnet sich die Investition in ein Neugerät oft nicht. Hier versuchen wir mit dem Kunden zusammen eine Lösung zu finden, die für seine Einsatzzeiten Sinn macht“, sagt Zeppelin-Österreich-Boss Friedrich Mozelt.

Der Erfolg einer Firma steht und fällt mit dem Fachpersonal. Das zu finden, besser noch selbst auszubilden, ist eines der größten Anliegen von Friedrich Mozelt, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Zeppelin Österreich. Hierzulande ist das Unternehmen Exklusivhändler für Caterpillar-Maschinen und feierte damit jüngst ein Jubiläum.

Zeppelin vertreibt seit 70 Jahren Caterpillar-Maschinen in Österreich, der ursprüngliche Exklusivhändler Eisner wurde vor 20 Jahren übernommen. Wie hat sich der Baumaschinenmarkt über die Jahrzehnte entwickelt?
Zeppelin hat die Eisner Baumaschinen Vertrieb und Service GesmbH als Vorgängerunternehmen 1998 komplett übernommen. So sind wir hierzulande seit sieben Jahrzehnten Exklusivpartner für Caterpillar. In der Zeit wurde die Baumaschinentechnologie immer komplexer, und dadurch wurden die Bedürfnisse unserer Kunden, was Service und Dienstleistungen betrifft, immer anspruchsvoller. Sowohl Caterpillar als auch die Zeppelin Österreich GmbH sind über diese Zeit miteinander gewachsen und haben sich erfolgreich den Veränderungen des Markts gestellt.

Wie wirkte sich das auf Ihre strategische Ausrichtung aus?
Der Fokus unserer Geschäftstätigkeit hat sich vom reinen Verkauf von Maschinen immer mehr in Richtung Service ausgeweitet. Das ist, was Zeppelin auszeichnet und unsere Kunden schätzen: der Service und Kundendienst rund um die Maschinen. Dieser wurde durch umfangreiche Servicepakete und den Ausbau der Dienstleistungen zum Alleinstellungsmerkmal von Zeppelin Österreich. Wir haben bundesweit mehr als 80 Monteure, die unsere Kunden rund um die Uhr betreuen und unterstützen. Dabei legen wir hohen Wert auf die innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung unserer Fachkräfte. Derzeit sind an unseren Standorten mehr als 35 Lehrlinge beschäftigt. Damit wollen wir sicherstellen, dass wir auch in Zukunft genug Fachpersonal zur Verfügung haben.

Sie sorgen also selbst vor, wo andere Unternehmer mitunter jammern?
Natürlich wird es auch für uns immer schwieriger, gutes Fachpersonal auf dem freien Markt zu finden, daran hat auch die höhere Arbeitslosigkeit der jüngeren Vergangenheit nichts geändert. Deshalb ist es mir persönlich besonders wichtig, dass die Lehrlingsausbildung der Baumaschinentechniker bei uns, was die Ausbildungsqualität betrifft, hervorragend ist. Wir unterstützen die Berufsschule in Mistelbach, indem wir alle unsere Lehrlinge aus ganz Österreich dort gemeinsam ausbilden lassen. In unseren Betrieben haben wir derzeit zwei Ausbildner in Vollzeit, die das Fachpersonal trainieren und unsere Mitarbeiter immer technisch auf den neuesten Stand bringen. Bei der rasanten technischen Entwicklung ist es für unser Unternehmen essenziell, mit jeder neuen Motorentechnologie zu 100 Prozent vertraut zu sein.

Wer Experten ausbildet, will diese auch halten. Was bietet Zeppelin seinen Mitarbeitern?
Zum einen ist es natürlich die ansprechende und faire Entlohnung, die Mitarbeiter motiviert. Für besondere Leistungen gibt es auch Prämien. Aber natürlich motivieren wir auch, wie schon angesprochen, mit kontinuierlichen Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten sowie modernen Arbeitsmaterialien wie Fahrzeug, Handy und Laptop. Kostenlose Arbeitskleidung ist für uns selbstverständlich, und auch sonst bieten wir einiges.

Das Verkaufsgeschäft weicht, wenn man in die Branche lauscht, immer mehr vor der Miete zurück. Wie nehmen Sie diese Entwicklung wahr?
Natürlich wird der Trend zur Miete in der gesamten Branche immer stärker. Wobei ich aber glaube, dass die Grenzen derzeit verschwimmen: Es gibt einen gleitenden Übergang zwischen reiner Miete, dem Modell Miete plus Kauf und dem reinen Kauf. Unsere Herausforderung ist es hier, für diese veränderten Bedürfnisse entsprechende Angebote zu entwickeln. Dies können wir unseren Kunden zum Beispiel über Zeppelin Rental bieten, wobei das Leistungsspektrum deutlich über Baumaschinen hinausgeht. Von der Baustellensicherung über Container, Kompressoren und Arbeitsbühnen und den nötigen Dienstleistungen bekommen unsere Kunden rund um die Baustelle alles, was sie brauchen. Vervollständigt wird dies dann durch die Zeppelin Baulogistik. Der Bauunternehmer soll sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren können. Wir liefern die Maschinen, Dienstleistungen und, wenn gewünscht, auch die Logistik.

Genauso ist auch der Gebrauchtwarenmarkt ein wachsender. Ist dabei eine Geiz-ist-geil-Mentalität zu verzeichnen?
Natürlich gibt es auch in unserer Branche Schnäppchen­jäger, aber unsere Kunden wissen ganz genau, was sie wollen – ihnen ist bewusst: Qualität hat ihren Preis. Auch bei unseren Gebrauchten erhalten Kunden in den meisten Fällen eine Garantie, und dies in Bereichen von 6.000 bis 8.000, manchmal sogar noch bis zu 10.000 Betriebsstunden. Die Zertifizierung unserer gebrauchten Maschinen erfolgt nach strengen Vorgaben von Caterpillar und nennt sich „Cat Certified Used“. Um die Nachfrage in Österreich erfüllen zu können, kaufen wir auch bei Zeppelin Deutschland und Tschechien Maschinen mit geprüfter Qualität zu.

Wer ist die Zielgruppe – wer kauft lieber gebraucht statt neu?
In der Regel denken jene Kunden darüber nach, lieber eine gebrauchte statt einer Neumaschine zu kaufen, die sie nicht voll auslasten. Bei einer Auslastung zwischen 50 und 70 Prozent rechnet sich die Investition in ein Neugerät oft nicht. Hier versuchen wir mit dem Kunden zusammen eine Lösung zu finden, die für seine Einsatzzeiten Sinn macht. Und nicht nur beim Neukauf, auch bei Gebrauchten bieten wir die passende Lösung, wenn eine Finanzierung gewünscht wird. Mittlerweile ist das Gebrauchtgeschäft für Zeppelin in Österreich fast gleichwertig mit dem Neumaschinengeschäft: Auf jedes verkaufte Neugerät kommen ungefähr 0,8 gebrauchte Baumaschinen. Und nachdem der Handel mit Neugeräten wächst, steigt auch das Potenzial für unseren Gebrauchtmarkt.

Wie grenzt man sich dabei gegen Mitbewerber ab? Was sind die Alleinstellungsmerkmale von Zeppelin Österreich?
Wir versuchen unsere Kunden in jeder Hinsicht zu unterstützen und halten den Servicegedanken hoch: Nicht umsonst stecken wir viel Zeit und Geld in Fachschulungen, Beratungskompetenz und Reparatur-Know-how. Wir wollen unter anderem mit dem schnellstmöglichen Einsatz unserer Fachkräfte direkt beim Kunden, aber auch mit raschen Ersatzteillieferungen punkten. Das sehe ich durchaus als Unterschied zu einigen Mitbewerbern. Ein wichtiges Thema ist für uns auch die Digitalisierung. Da sind wir sicher deutlich weiter als andere. Die Herausforderung wird sein, Daten aus der Telemetrie und der GPS-Erfassung sinnvoll zu verknüpfen und damit einen Vorteil für die Kunden zu generieren. Dabei spielen die 2D- und 3D-Maschinensteuerung eine große Rolle, aber auch immer mehr die vernetzte Baumaschine. In diesem ganzen Bereich stecken viele Chancen, um das Unternehmen weiterzuentwickeln.

Nachdem Zeppelin für viele Menschen zuerst mit Caterpillar assoziiert wird: Welche Bedeutung haben die weiteren gehandelten Marken wie etwa Schäffer, Thwaites oder Weber MT?
Grundsätzlich ist in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass ein Trend zur Kompaktmaschine besteht. Es gibt immer mehr Baustellen, die kleine, wendigere Geräte benötigen. So ist es uns wichtig, unser Produktportfolio immer mehr zu vervollständigen – und dies in gewohnt höchster Qualität. Innerhalb unseres Sortiments sind deshalb alle Marken als gleichberechtigt zu sehen, wir vertreiben nur Premiumqualität – und bieten hierfür Premiumservice.

Inwiefern spielen die Adaption bzw. Weiterentwicklung der gehandelten Produkte für Sie und Ihre Fachkräfte eine Rolle?
Hier müssen Sie zwei Dinge unterscheiden: Wenn es um die technische Weiterentwicklung geht, forschen und entwickeln die Ingenieure und Mitarbeiter von Caterpillar in enger Zusammenarbeit mit Zeppelin rund um die Uhr – um den Kunden neueste und modernste Maschinentechnologie bieten zu können. Was das Customizing betrifft, versuchen wir als Händler und Servicepartner vor Ort unseren Kunden Spezialausrüstungen und Sonderausstattungen für ihr Geschäft anzubieten. Dafür arbeiten wir im Konzern eng mit Zeppelin Deutschland zusammen, um Sonder­lösungen zu entwickeln und sie wiederum vor Ort durch uns oder zertifizierte Betriebe umsetzen zu lassen.

Maschinensteuerungssysteme spielen bei Zeppelin eine wichtige Rolle. Caterpillar-Konkurrent Liebherr bietet ab Werk Kompatibilität mit dem Trimble-Steuersystem. Wird der Beruf des Baumaschinenfahrers langsam obsolet?
Caterpillar bietet ab Werk bereits seit geraumer Zeit sowohl vollausgerüstete als auch vorgerüstete Systeme für Maschinen­steuerung an. Dafür wurde zwischen Caterpillar und Trimble vor einigen Jahren eine Kooperation geschlossen, um die Systeme gemeinsam weiterzuentwickeln. Steuerungssysteme, egal welcher Art, kann man nicht unabhängig vom Fahrer sehen. Es geht darum, die Fahrer technisch in ihrer Arbeit zu unterstützen, und nicht darum, sie zu ersetzen. Mit den modernen Systemen können die Fahrer effektiver arbeiten und somit unsere Kunden ihre Aufträge noch wirtschaftlicher abwickeln.

Wohin entwickeln sich die Baumaschinen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Umweltschutz, CO2- und NOX-Bilanzen?
Was Abgasreduzierung und Kraftstoffeffizienz betrifft, ist Caterpillar sicher führender Anbieter modernster Technologie. Außerdem arbeitet unser Partner intensiv an der Entwicklung von Elektromotoren, aber es gibt noch keine marktreifen Produkte. Natürlich sind schon andere Anbieter am Markt, aber die Herausforderung, ohne Ladungsunterbrechung durch einen ganzen Arbeitstag zu kommen, hat noch keiner gemeistert. Für die Kunden ist das nicht zufriedenstellend. Insofern ist Caterpillar konservativ und bringt seine Lösung erst dann heraus, wenn sie ausgereift ist. Dabei ist sicherlich die Baumaschinenmesse Bauma 2019 in München­ im Auge zu behalten.

Sie wurden vor zehn Jahren in die Geschäftsführung berufen, zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise, aus der sich auch die Bauwirtschaft nun wirklich herausbewegt. Wie hat sich diese Zeit auf Zeppelin Österreich ausgewirkt?
Es war natürlich bitter zu erleben, wie unser Geschäft in der Krise um 30 Prozent eingebrochen ist. Das war eine riesige Herausforderung für das Management und die Belegschaft. Aber so eine Erfahrung bietet auch die Chance, nachzudenken und ein Unternehmen für die Zukunft anders aufzustellen. Eine Konsequenz war, die Kundenbedürfnisse noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Dies bedeutete, noch stärker im Service zu werden und die neuen Technologien im Unternehmen zum Nutzen unserer Kunden zu etablieren. Allerdings haben wir nach und nach auch das Produktportfolio erweitert, um unseren Kunden auch Geräte für andere Einsatzgebiete anbieten zu können.

Wie stellt sich Österreich als Wirtschaftsstandort dar? Welches sind die größten Hürden für Unternehmer?
Die österreichische Arbeitszeitregelung nimmt uns Unternehmern ein hohes Maß an Flexibilität. Wir möchten unseren Kunden eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit bieten, gerade für den Notfall, haben aber kaum Möglichkeiten, dies umzusetzen. Zehn Stunden an täglicher Arbeitszeitbegrenzung sind hier ein Thema, genauso wie die geltenden Überstundenregelungen. Der Gesetzgeber nimmt Unternehmern die Chance, durch Flexibilität zum einen den Kunden zufriedenzustellen und zum anderen auch die Mitarbeiter, von denen viele auch gern mehr Freiheiten in ihrer Arbeitszeitgestaltung hätten. Dabei geht es nicht darum, dass die Mitarbeiter für gleiches Gehalt mehr arbeiten sollen und nur das Unternehmen profitiert. Vielmehr geht es darum, dass auch viele Mitarbeiter gern die Möglichkeit hätten, bei höherer Flexibilität der Arbeitszeit mehr Geld zu verdienen oder den Ausgleich an Zeit zu bekommen, wenn sie ihn benötigen. Es gibt also sicher Handlungsbedarf für den Wirtschaftsstandort Österreich.

Branchen
Bau