Sparsam

Nachhaltigkeit als Antrieb

Sieb- und Brechtechnik
11.04.2023

Sparsamkeit und Effizienz im Umgang mit Ressourcen stehen im Bereich der Sieb- und Brechtechnik ebenso im Fokus wie der sparsame und effiziente Betrieb der Maschinen selbst.

Das Thema Ressourcen ist für Hersteller*innen von Sieb- und Brechanlagen natur­gemäß kein Neues, die Gewinnung und Verarbeitung ist Kern ihres Geschäfts. Demgemäß sind der Umgang mit Ressourcen, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft keine Trendthemen, sondern von Anbeginn etwas, mit dem es sich zu beschäftigen und für das es Strategien zu entwickeln gilt.

Kreislaufwirtschaft findet sich auf der politischen Agenda hierzulande ebenso wie auf EU-Ebene. Der Begriff bezeichnet diesbezüglich ganz allgemein eine möglichst lange Verwendung von Produkten und Materialien und am Ende ihrer Lebensdauer deren Wiederverwendung oder -verwertung. Zur Klima­schonung sollen Transporte so gering wie möglich gehalten werden – etwa durch Aufbereitung vor Ort –, und der Energieverbrauch soll bei der Baustoffproduktion minimiert werden. Rezyklate und rezyklierbare Materialien sollen zunehmend bevorzugt werden.

ie Titan-Baureihe von Powerscreen überzeugt dank der kompakten Transportmaße und der hochspezialisierten Antriebe im Baurestmassenrecycling.
ie Titan-Baureihe von Powerscreen überzeugt dank der kompakten Transportmaße und der hochspezialisierten Antriebe im Baurestmassenrecycling.

Mit Qualität zum Mehrwert

Gemäß dem Circularity Gap Report der Altstoff Recycling Austria (ARA) hat Österreich in diesem Bereich noch einiges an Wachstumspotenzial. Durch eine konsequente Umsetzung ließe sich die Zirkularität beinahe vervierfachen. Der Beton Dialog Österreich (BDÖ) verweist auf das Einsparpotenzial an natür­lichen Rohstoffen: Allein durch die Verwendung ­rezyklierter Gesteinskörnungen im Beton läge dieses bei zehn bis 15 Prozent. Durch mehr zur Verfügung stehendes qualitativ hochwertiges Recyclingmaterial könnte diese Quote noch weiter erhöht werden.

An diesem Punkt kommt laut Gerhard ­Kronlachner, verantwortlich für Sieb- und Brechanlagen bei Kuhn Baumaschinen, wiederum auch den Hersteller*innen eine wesentliche Aufgabe zu. Diese müssen entsprechende ressourcen- und kostenschonende Maschinen liefern, damit man ohne Einbußen oder Mehrkosten in entsprechender Qualität produzieren und damit eine möglichst hohe Recyclingquote im Frischbeton gewährleisten kann. Als Beispiel dafür führt er die Powerscreen- und TWS-Sieb- und -Nassaufbereitungsanlagen an, die mit modularen, semi­mobilen Komponenten ein "Baukastensystem" bilden. Mit Setzmaschinen, Schwertwäschen, Aufstromklassierern und Magnetabscheidestufen bieten sich so zusätzlich zur Nassaufbereitung vielfältige Möglichkeiten zur Leicht- und Störstoffabscheidung. Die Anlage könne je nach Anforderung erweitert werden und mit Veränderungen "mitwachsen".

Der Prallbrecher R5e von Keestrack kann im netzbetriebenen Zero-Modus bedient werden, aber ebenso über den Drop-off-Stromerzeuger.
Der Prallbrecher R5e von Keestrack kann im netzbetriebenen Zero-Modus bedient werden, aber ebenso über den Drop-off-Stromerzeuger.

Der Kern der Sache

"Uns ist der Fokus auf Nachhaltigkeit besonders wichtig, denn Nachhaltigkeit ist der Ursprung ­unseres Geschäfts", erklärt Frederik Hoogendoorn den Zugang von Keestrack. "Die Produktion und das Recycling wertvoller Rohstoffe ist genau das, ­wofür mobile Brech- und Siebanlagen gebaut werden", erläutert der CEO. Daher entwickelt man die ­Maschinen für diese Anforderungen weiter, tüftelt vor allem aber auch an Antriebs­lösungen, die diesem Anspruch gerecht werden.

Vor gut zehn Jahren wurde der erste elektrische Antrieb in Form einer Plug-in-Variante eingeführt. Es folgte daraufhin eine Drop-off-Version mit einem separaten Stromerzeuger, der getrennt von der Maschine positioniert werden kann, um Lärm­emissionen und den Verschleiß zu reduzieren. Mit dem nun vorgestellten Zero-Antrieb folgt der nächste logische Schritt in der Evolution. Bei diesem kommen die Maschinen gänzlich ohne integrierten Ver­brennungsmotor aus.

"Heutzutage sind Elektroantriebe die umweltfreundlichste und effizienteste Option, gegenüber herkömmlichen Hydrauliksystemen bieten sie zahlreiche Vorteile", etwa durch die unabhängige Wahl eines Stromerzeugers, zeigt sich Keestrack-­Gründer Kees Hoogendoorn überzeugt. Außerdem würden dieselelektrisch angetriebene Anlagen bei dem Ansatz bis zu 40 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen. Noch mehr ermögliche der Betrieb ganzer Maschinenzüge, wenn hybride Siebe und Haldenbänder direkt über den vor- oder nachgeordneten elektrischen Brecher mit Energie versorgt werden.

Rubble Masters neues Sieb RM H50X hybrid punktet nicht nur mit Energieeffizienz, auch sorgen zahlreiche Features für Vielseitigkeit bei einfacher Bedienung.
Rubble Masters neues Sieb RM H50X hybrid punktet nicht nur mit Energieeffizienz, auch sorgen zahlreiche Features für Vielseitigkeit bei einfacher Bedienung.

Effizienz als Konzept

Diesen modularen Ansatz verfolgt auch Rubble ­Master seit geraumer Zeit. "Ein möglichst niedriger Treibstoffverbrauch sowie ein kleiner CO2-Fußabdruck sind das Gebot der Stunde für unsere Kunden, um erfolgreich zu sein", bringt Gerald Hanisch, Gründer und CEO, die gefragteste Anforderung der heutigen Zeit auf den Punkt. Denn mit den ökologischen Vorteilen gehen auch ökonomische einher. ­Hybride RM-Brecher und Siebe ermöglichen Einsätze in ­Gebieten mit speziellen Anforderungen ­bezüglich Abgasen und Lärms. Selbst ein rein elektrischer und damit lokal emissionsfreier Betrieb ist mit den ­Hybridanlagen möglich.

Neben dem Mehr an Möglichkeiten hebt Hanisch vor allem aber die Kraftstoffeffizienz seiner Maschinen hervor. Bis zu 25 Prozent spare eine hybride Anlage im Vergleich zu einem dieseldirekten Brecher oder einem hydraulischen Sieb. Wird gar ein hybrider Brecher eingesetzt, um ein Hybridsieb anzutreiben, verspricht der Hersteller ein Einsparpotenzial von bis zu 50 Prozent. Dieses Konzept scheint anzukommen, denn die neue Grobstücksiebanlage RM H50X hybrid wurde auf der Bauma nicht nur erstmalig bestaunt, sondern von manchen vom Fleck weg gekauft.

Stephen Rocks, Produktmanager für Siebe, sieht in dem Neuzugang im Sortiment nicht nur den Vorzug des elektrischen Betriebs, sondern die einfache ­Bedienbarkeit, Features für eine vereinfachte Wartung sowie die kompakten Transportabmessungen. Ein schnellerer Wechsel des Siebmediums, ganz ohne hydraulisches Spezialwerkzeug, weniger Arbeitsschritte und unter elf Meter Länge im Transportmodus machen das Sieb seiner Meinung nach ideal für die Kreislaufwirtschaft und das Recycling vor Ort.

Einen verbesserten Materialfluss sowie eine höhere Produktivität verspricht McCloskey bei seinem neuesten Backenbrecher J4.
Einen verbesserten Materialfluss sowie eine höhere Produktivität verspricht McCloskey bei seinem neuesten Backenbrecher J4.

An den Anforderungen wachsen

In puncto Antriebslösungen darf man im heurigen Jahr gespannt auf die Neuerungen bei ­McCloskey sein. Im Hinblick auf Nachhaltigkeit kündigte ­Senior Vice President Toni Laakson einen elektrischen ­Brecher an, der im Lauf des Jahres erhältlich sein soll. Für den europäischen Markt hat die Reihe der Backenbrecher bereits im Herbst Zuwachs bekommen. Der J4 soll mit Produktivität punkten und dennoch leicht bewegt und positioniert werden können, um Arbeitsabläufen und Projektanforderungen der heutigen Zeit besser gerecht zu werden. Um die Größen­bestimmung des Materials auf die jeweilige Anwendung abzustimmen, kann zwischen dem Einsatz eines kurzen Telleraufgebers für das Vorsieb und ­einem Doppelstock-Grizzly-Vorsieb gewählt werden. Die breiten Haupt- und Seitenförderbänder sorgen für verbesserten Materialfluss, eine spezielle Webart aus zwei Gewebelagen und einer zusätzlichen Bindekette ohne Stahldraht, das sogenannte ToughFlex, verringern das Bandgewicht bei dennoch hoher Belastbar- und Verschleißfestigkeit. Um die Effizienz auf jedweden Baustellen hoch zu halten, wurde in der Konstruktion das Augenmerk neben der ­Flexibilität und Mobilität auch auf einen großvolumigen Kraftstofftank gelegt, damit lange Betriebszeiten selbst an abgelegenen Standorten gewährleistet werden ­können.

Auf den Mehrwert reduziert

Ohne viel Aufwand, kostengünstig und unkompliziert gelingt die ­Aufbereitung an Ort und Stelle mit den Rüttelsieben von Xava.
Ohne viel Aufwand, kostengünstig und unkompliziert gelingt die ­Aufbereitung an Ort und Stelle mit den Rüttelsieben von Xava.

Das Thema Wertschöpfung findet aber nicht nur bei großen Anlagen Anklang. "Vorrangig wird mit unseren Maschinen bares Geld gespart", erklärt ­Stefan Lößl, der sich über die letzten Jahre mit seinen kompakten, kostengünstigen und effizienten Rüttel­sieben einen Namen gemacht hat. Ende 2014 gründete er sein Unternehmen Xava, um die Idee, Material an Ort und Stelle aufzubereiten, voranzutreiben. ­Kund*innen reduzieren nicht nur Entsorgungs- und Deponiekosten, auch Ressourcen werden gespart, ­erklärt er das Konzept, das gut angenommen wird. 2022 wurde daher der Standort verlegt und ver­größert, eine neue Produktionshalle mit 1.000 Quadrat­metern errichtet, zusätzliche Büro­flächen geschaffen und ein eigenes Test- und Demogelände
angelegt.

"Die kurze Amortisationszeit der Maschinen ist ein wichtiger Aspekt, ebenso die Langlebigkeit der Produkte", erklärt Lößl das gutgehende Geschäft. Die letzten acht Jahre haben das Unternehmen darin bestätigt, über allem stehen Einfachheit, hohe Lebensdauer sowie die Arbeitsleistung der Maschinen. "Das heißt für den Kunden maximale Rentabilität bei geringstem Service- und Wartungsaufwand." Robuste Konstruktionsweise, leichte Bedienbarkeit und elektrischer Betrieb machen die Lösungen für Anwendungen im Bereich von Bau- oder Abbruch­unternehmen ebenso interessant wie für die Aufbereitung kleinster Mengen. Der neueste Zuwachs im Sortiment, der Xava Garden-Master, bringt das Thema Nachhaltigkeit nun auch in die heimischen Gärten. Das kompakt faltbare Rüttelsieb soll ­Recycling und Ressourcenschonung im Gala-Bau profitabel machen, eignet sich aber selbst dazu, wertvollen Kompost herzustellen.

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