Zufriedene Händler

Baumaschine
29.01.2018

Von: Wolfgang Pozsogar
Der Markt für gebrauchte Baumaschinen brummt und brummt und brummt. Die Nachfrage ist gut, die Preise sind im Steigen.
Trotz eines vollen Platzes: Das Geschäft mit gebrauchten Baumaschinen verläuft für den Handel zufriedenstellend.
Trotz eines vollen Platzes: Das Geschäft mit gebrauchten Baumaschinen verläuft für den Handel zufriedenstellend.

Schon seit drei Jahren läuft der Handel mit Maschinen aus zweiter Hand rund. Die Nachfrage ist gut. Bei den meisten Maschinengruppen gehen die Preise ohne große Sprünge, aber dafür kontinuierlich nach oben. Und die Marktsituation könnte noch besser werden, denn die Sterne für das aktuelle Jahr stehen gut: In Europa wächst die Wirtschaft ebenso wie in vielen asiatischen Ländern, Friede im Nahen Osten könnte zusätzlich die Nachfrage beleben. Einziger kleiner Wermutstropfen für Exporte in Länder außerhalb Europas sind gestiegene Transportkosten. Aber damit lässt sich leben.
Mit diesen Sätzen könnte man die derzeitige Stimmung beim Handel mit Gebrauchtmaschinen zusammenfassen. Alle Händler ziehen eine positive Bilanz über die vergangenen Monate: „Vor allem das zweite Halbjahr 2017 ist sehr positiv verlaufen, und wir haben eine Reihe großer Maschinen verkauft“, erzählt etwa Zeppelin-Geschäftsführer Friedrich Mozelt. „2017 war ein sehr zufriedenstellendes Jahr. Speziell Gebrauchte von Komatsu und anderen Premium-
marken waren sehr gut nachgefragt“, berichtet Matthias Altmann von Kuhn. Und bei Ascendum meint Martin Hubmayer fast gleichlautend: „Das letzte Jahr war für uns sehr zufriedenstellend.“

Gebrauchte mit Garantie

Für die Anbieter von Premiummarken ist das Geschäft mit den Gebrauchten mehr oder weniger eine Notwendigkeit. Ihre Maschinen aus zweiter Hand stammen nahezu ausschließlich aus dem Eintausch im Zuge des Neugeschäfts und aus der Erneuerung des eigenen Mietparks. Zugekauft werden Altmaschinen meist nur auf konkrete Kundenwünsche. Caterpillar verkauft rund die Hälfte der Eintauschmaschinen an Gebrauchtmaschinenhändler weiter. Der Rest wird direkt an den Mann gebracht. Dabei landen ältere Maschinen zum großen Teil auf Auslandsmärkten. Die jungen
Alten dagegen sind bei Zeppelin-Kunden gefragt. Nicht zuletzt deshalb, weil viele dieser Gebrauchten mit Garantie angeboten werden, als „Certified Used“, wie es Zeppelin bezeichnet. Dieses
Sorglospaket gibt es nicht zum Diskontpreis, erzählt Zeppelin-Geschäftsführer Mozelt offen: „Die Maschinen werden von uns nach einem viele Punkte umfassenden Plan in allen Details genau überprüft und gegebenenfalls in Schuss gebracht.“ Unterm Strich seien die „Certified Used“-Maschinen für den Kunden eine sehr gute Wahl, meint Mozelt: „Er hat die Sicherheit, dass sein Geld gut investiert ist, denn er muss keine kostspieligen Reparaturen befürchten.“
Offensichtlich kommt diese Argumentation an, denn die
„Certified Used“-Garantie von Caterpillar ist für viele ein wichtiges Argument beim Kauf einer Maschine aus zweiter Hand. Dass solche Sicherheiten zählen, berichtet auch Martin Hubmayer, bei
Ascendum für die Gebrauchten verantwortlich. Volvo bietet „topaufbereitete“ Maschinen unter dem Titel „Volvo Approved Used Equipement“ mit Garantie an: „Das wird sehr gut angenommen, schließlich ist der Kunde im Falle des Falles abgesichert“, sagt Hubmayer.

Weltweite Nachfrage

Mit ihren Gebrauchten sind die Premiumhändler auch auf den internationalen Märkten aktiv. Kuhn etwa verkauft seine Maschinen
aus zweiter Hand natürlich bevorzugt in allen Ländern mit eigenen Niederlassungen, aber auch in den anderen osteuropä­ischen Staaten und ebenso im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien und fallweise sogar in Lateinamerika. Die Märkte entwickeln sich unterschiedlich: „Eine ganz starke Nachfrage sehen wir in den Visegrád-Staaten“, erzählt Gebrauchtmaschinenmanager Matthias Altmann. Vor allem Polen boome, Rumänien, Bulgarien und der Balkan laufen dagegen weniger gut.
Ein spannender Markt sei Asien, meint Altmann: „Der Wechselkurs spielt eine wichtige Rolle, und der Euro ist leider fast zu stark.“ Interessante Geschäfte macht Kuhn mit Händlern im östlichem Asien, wo derzeit sehr viel in die Infrastruktur investiert wird. „Es sind dort engagierte Geschäftsleute, die über Vietnam Maschinen auch nach Laos, Indien oder Vietnam verkaufen“, weiß Altmann. Begehrt sind auf den Exportmärkten vor allem Bagger, Schubraupen
und Muldenkipper japanischer Marken und hier sehr oft Typen, die bei uns schon fast als historisch gelten: „Am gefragtesten wären Maschinen des Baujahreder Baujahre 2000 -2005“, erläutert Altmann.
Für die freien Gebrauchtmaschinenhändler sind Europa und Asien sowie einige spezielle Destinationen ebenfalls die wichtigsten Absatzmärkte: „Unsere Stammkunden befinden sich in Europa, Ägypten und Südostasien sowie Südasien“, erzählt etwa Gottfried Roithner, Gesellschafter bei Gerl Baumaschinen. Das Geschäft dort entwickelt sich wechselhaft, meint er. Das gelte nicht nur für die Umsätze, sondern auch für die Maschinentypen: „Wo Infrastruktur gebaut wird, verkaufen wir Walzen und Straßenfertiger, in anderen Gebieten vorwiegend Erdbaumaschinen.“
Der oberösterreichische Händler ist seit mehr als 40 Jahren am Gebrauchtmaschinenmarkt aktiv. Mittlerweile arbeitet mit Michael und Jürgen Burger, Söhne von Roithners Partner Adi Burger, schon die nächste Generation im Unternehmen mit. Die beiden sehen in Asien interessante Chancen: „Bei Kundenbesuchen in Lahore in Pakistan letzten Herbst konnte ich mir selber ein Bild vom unglaublichen Bauboom in Pakistan machen. China baut mit der neuen Seidenstraße (CPEC, China-Pakistan Economic Corridor) einen Wirtschaftskorridor bis zum Indischen Ozean mit Megahafen in Gwadar“, erklärt Michael Burger. Ebenfalls interessant ist für Gerl Ägypten: „Präsident Al-Sisi und das Militär bauen außerhalb von Kairo in nur sieben Jahren am größten Bauprojekt seit den Pharaonen, einer neuen Hauptstadt“, berichtet Gottfried Roithner.
Als unabhängiger Händler von gebrauchten Baumaschinen agiert auch Kleinheider in St. Pölten. Das Unternehmen zieht gleichfalls eine zufriedenstellende Bilanz: „Wir haben im Vorjahr schöne Zuwächse gehabt, deutlich merkte man, dass Osteuropa wieder stabiler geworden ist und dort investiert wird“, erzählt Harald Kleinheider.
Kunden, die jahrelange ausgelassen haben, seien im Vorjahr wieder gekommen. Etwas angezogen haben auch bei ihm die Geschäfte am asiatischen Markt, vor allem in China und Vietnam.
Ein Handicap neben den Wechselkursen sind für Kunden in diesen Ländern die Transportkosten. „Gesucht werden dort vor allem Geräte, die es um weniger als zehn Prozent des Neupreises gibt“, berichtet Kleinheider. Um diese Maschinen möglichst günstig um den halben Erdball zu transportieren, werden sie zerlegt und platzsparend in Container verstaut. „Die Margen sind bei diesen billigen Maschinen natürlich klein und die Transportkosten hoch, deshalb setzt man auf diese Lösung“, weiß Kleinheider.

Vermieter als Verkäufer

Sehr aktiv im Gebrauchtmaschinengeschäft tätig sind auch die Vermieter. Das hänge mit dem Kerngeschäft zusammen, meldet Christian Heigl, Geschäftsführer von Cramo in Österreich: „Der Verkauf der Gebrauchten ist wichtiger Teil unseres Geschäftes.“ Im Mietpark finden sich ausschließlich junge Geräte, erläutert Heigl: „Wir tauschen die Maschinen deshalb regelmäßig und in relativ kurzem Zeitabstand aus. Dadurch können wir hochwertige Gebrauchtmaschinen anbieten.“ Der Austausch geschieht laufend, die Maschinen werden zum größten Teil an Händler verkauft, die sie auf Exportmärkten unterbringen. Aber natürlich können auch Cramo-Kunden solch interessante Gebrauchte erwerben.
Ähnlich geht HKL vor. Die Gebrauchtmaschinen verkaufen sich sehr gut, berichtet Christian Schmidt, bei HKL in Hamburg Exportmanager für dieses Segment: „Die Qualität unserer ausgetauschten Mietmaschinen ist hoch, schließlich wird die Wartung nach Herstellervorgaben und nur mit Originalersatzteilen durchgeführt.“ Die Maschinen kommen relativ jung auf den Markt. Klassische Minibagger mit einem Betriebsgewicht zwischen 1,5 bis 3,5 Tonnen werden beispielsweise nach 1.500 bis 2.000 Betriebsstunden ausgetauscht.
Verkauft werden die Maschinen von HKL fast ausschließlich an Händler. „Wir liefern in alle europäischen Länder, aber auch nach Afrika und Asien“, erzählt Schmidt. Der Vermieter habe sich einen guten Ruf als Anbieter von Gebrauchtmaschinen erworben: „Viele Kunden schauen sich die Maschinen gar nicht an, sondern verlassen sich auf unser Angebot.“ Deshalb und aufgrund der Markt-
situation erwartet Schmidt, dass es 2018 weiter zufriedenstellend laufen wird: „Die guten gebrauchten Kompaktmaschinen werden auch heuer gefragt sein und sich gut verkaufen lassen“, prognostiziert er. Christian Heigl vom Wettbewerber Cramo sieht das Jahr 2018 ebenfalls mit Optimismus: „Heuer soll nach allen Prognosen ein wirtschaftlich gutes Jahr werden, das bedeutet starke Nachfrage nach Gebrauchtmaschinen“, sagt er. Die Preise werden das Niveau halten oder sich nach oben entwickeln, prophezeien alle Anbieter von Gebrauchten. Differenziert wird bei Details: Matthias Altmann betont, dass vor allem die großen Marken weiterhin sehr gut zu vermarkten sein werden. Friedrich Mozelt sieht bei den Kleinmaschinen das größte Potenzial, der Bedarf werde hier auch heuer ungebrochen groß sein, meint er.

Mitten im weltpolitischen Geschehen

Das Geschäft mit den Gebrauchten könnte sogar noch besser werden­ – falls es bald Frieden im Nahen Osten gäbe: „Sehr viel erwarten wir vom Ende des Kriegsgeschehens in Syrien und im Irak, diese Märkte sind komplett ausgefallen, bei dauerhaftem Frieden­ könnte es einen großen Nachholbedarf geben“, sagt Matthias
Altmann. Besonders optimistisch äußert sich Gottfried Roithner: „Wir freuen uns auf das neue Jahr. Einige unserer früheren Märkte sind durch Krieg oder Krisen weggebrochen. Wir erwarten uns den einen oder anderen Rückkehrer, das könnten Syrien, Iran, Irak oder auch Nigeria sein. Jeder Tag bringt neue Chancen, und wir sind bereit, diese zu nutzen!“ Man merkt, die Stimmung beim Handel­ mit Gebrauchtmaschinen ist ausgezeichnet.

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