Es wurde Licht
Beim 64. Bundeslehrlingswettbewerb in Kärnten ging es heiß her. Und das war nicht nur den hochsommerlichen Temperaturen geschuldet, die am 27. und 28. Juni 2025 im Austragungsort Pörtschach am Wörthersee herrschten.

Zusätzlich zu den sommerlichen Temperaturen brachten die ausgeklügelten Stücke, die sich Bundeslehrlingswart Ludwig Weichinger-Hieden für heuer hat einfallen lassen, die 43 teilnehmenden Lehrlinge beim Bundeslehrlingswettbewerb gehörig ins Schwitzen. Bei den Aufgabenstellung für die Tischlerinnen und Tischler ging es quasi darum, wem zuerst ein Licht aufgeht – galt es doch in allen drei Lehrjahren eine Lampe unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades aus den zur Verfügung gestellten Materialien zu fertigen.
Hut ab vor den Leistungen

Der Wettbewerb fand in Werzers Hotel Resort direkt am See statt. Dies war ebenso der Ort für die Vorstellung der Lehrlinge und ihrer Teams im Hintergrund als auch für das Galadinner inklusive feierlicher Siegerehrung am Samstagabend. Als Gastgeber fungierte der Kärntner Landesinnungsmeister und Landeslehrlingswart Peter Preinig mit seinem Team: „Der Bundeslehrlingswettbewerb ist ein Fest für unseren Nachwuchs. Die jungen Tischlerinnen und Tischler leisten Großartiges. Das haben sie bereits bei den Ausscheidungen in ihren Bundesländern gezeigt. Daher sind jetzt schon alle Siegerinnen und Sieger – ganz gleich, wie der Wettbewerb im Einzelnen ausgehen mag“, sagte er im Vorfeld der mit viel Herzblut und Empathie für den Nachwuchs organisierten Veranstaltung.
Gleiche Chancen für alle

Der vor vier Jahren eingeführte Modus der „unbekannten Stücke“ hat sich gut bewährt und wurde heuer fortgeführt. Das heißt, es gab keinen Pool aus bekannten Stücken und die Teilnehmenden erfuhren erst am Tag des Wettbewerbs, was auszuführen ist. Ganz unvorbereitet mussten die Lehrlinge allerdings nicht an den Start gehen: Es gab eine Liste aus Verbindungen, die zum Bewerb kommen könnten, über die genaue Form gab es allerdings keine Vorinformation. Es konnte also trainiert werden, dennoch blieben Fairness und Spannung erhalten. Besonders herausfordernd dabei: Die Verbindungen wurden in dieser Form noch nie ausgeführt. In Sachen Maschinen gab es ebenso ein strenges Reglement: Handwerkzeuge und Handmaschinen sind den Bedürfnissen der Stücke angepasst. Jedes Lehrjahr durfte nur mit den auf der Werkzeugliste stehenden Werkzeugen arbeiten. Ein Verstoß hätte einen Ausschluss zur Folge.
Im Bewerb selbst sind die Kriterien Passgenauigkeit, Oberflächenausführung und Geschwindigkeit ausschlaggebend. Ab dem zweiten Lehrjahr gab es Zusatzaufgaben, die zusätzliche Punkte brachten. Die Teilnehmenden mussten sich am Beginn des Wettbewerbs dafür oder dagegen entscheiden.
Eine Neuerung gab es bei den Beschaumeistern: Diese durften – ebenso wie die Preisrichter, für die diese Regelung schon länger gilt – nicht beim Bewerb zusehen. Der Sinn dahinter: Zu vermeiden, dass den Kandidatinnen und Kandidaten während des laufenden Wettbewerbs Tipps gegeben werden können.
Eine schweißtreibende Aufgabenstellung
Nach der Eröffnung am frühen Samstagmorgen mit der Bekanntgabe der Aufgabenstellungen stieg die Spannung ebenso rasch wie die Temperatur. Für die Ausführung hatten die Jungtischler*innen 4,5 Stunden Zeit, die Tischlereitechniker*innen etwas kürzer. Gegen Minuspunkte durfte man eine halbe Stunde Überzeit in Anspruch nehmen. Im Gegenzug wurden für ein früheres Abgeben Pluspunkte verbucht.
Alles dreht sich um die Lampe

Im ersten Lehrjahr fertigten die Lehrlinge eine Stimmungslampe mit zwei Lamellen. Die Seitenteile mussten mit der Hand zugeschnitten und im rechten Winkel gehobelt werden, sodass sich die Lamellen bewegen lassen. Für BLW Ludwig Weichinger-Hieden lag die Schwierigkeit hier im Detail: „Die Lehrlinge mussten die Seitenteile und die beweglichen Lamellen selbst mit der Hand zuschneiden und sauber auf den Zehntel-Millimeter genau hobeln. Meine Hochachtung an alle, die das umgesetzt haben.“ Im zweiten Lehrjahr ging es um eine Arbeitslampe für den Schreibtisch, die ebenso einige Herausforderungen in sich barg. U.a. hatten die Kandidat*innen mit vielen Schrägen zu kämpfen.

Frei nach dem Motto „Je höher das Lehrjahr, desto höher die Lampe“, musste im dritten Lehrjahr eine Stehlampe gefertigt werden. Diese trickreiche Aufgabenstellung hatte es wahrlich in sich und verlangte den Teilnehmenden alles ab. Auch hier musste es wieder Licht werden, im wahrsten Sinne des Wortes, denn insgesamt drei Pläne beschrieben die Schrägen im Fußgestellt der Stehlampe, die es zu fertigen galt. Als ebenso herausfordernd stellte sich die – für den Laien unsichtbare – Verlängerung des Ständers heraus.
Planen mit digitalem Werkzeugkasten
Im Zuge der ständigen Weiterentwicklung des Bewerbs rückte man auch im Beruf Tischlereitechnik Planung näher an die Realität heran: Der Einsatz größerer Bibliotheken wurde forciert, dafür trat das Auto-CAD-Zeichnen in den Hintergrund. Wie im echten Leben mussten die Kundinnen und Kunden mit Handskizzen überzeugt werden und auf dieser Basis weitergearbeitet werden. Mit der konkreten Aufgabe legte Weichinger-Hieden auch hier die Latte hoch: Es musste ein dreieckiger Raum mit einer Glasfront eingerichtet werden und die angenommene Kundschaft hatte viele Vorgaben, die alle untergebracht werden mussten.
Nahe an der Praxis

Im Beruf Tischlereitechnik Produktion ging man einen nächsten Schritt in Richtung Praxisnähe und Zukunftsorientierung: Da die Kreislaufwirtschaft verstärkt trennbare Verbindungen fordert, waren neue Holzverbindungen und Fräsungen gefordert. „Besonders spannend in diesem Jahr war die technische Umsetzung innovativer Holzverbindungen. Vor allem im Bereich Tischlereitechnik Produktion erforderte das höchste Genauigkeit und Maschinenbeherrschung“, so der Bundeslehrlingswart. Konkret war ein doppelter Lindwurm zu fertigen, in der Mitte mit einer Flaschenhalterung ausgestattet und zudem auf einem drehbaren Podest stehend.
Die Besten der Besten

Nach den Worten des Gastgebers LIM Peter Preinig, der sich sehr über den gelungenen Ablauf freute und den Grußworten von Ehrengästen und Sponsoren war Bundesinnungsmeister Gerhard Spitzbart am Wort. Er zeigte sich beeindruckt von den herausragenden Leistungen der Lehrlinge. Bevor es an die feierliche Siegerehrung ging, übereichte er noch die höchste Auszeichnung der Branche – die goldene Tischler-Nadel – an den langjährigen Kärntner Landesinnungsmeister Valentin Lobnig.

Steiermark und Niederösterreich voran
Im ersten Lehrjahr setzte sich der Steirer Leonhard Edlinger von der Tischlerei Johannes Forster knapp vor dem Niederösterreicher Jakob Riedler – dieser hatte bereits nach 2,5 Stunden als Erster sein Stück abgegeben – von der Tischlerei Raimund Helm durch. Auf Rang drei schaffte es Carl Til von Team 7 Natürlich Wohnen. Im zweiten Lehrjahr matchten sich Hannes Pirker aus der Steiermark von Baumgartner Tischlerwerkstatt und der Richard Frei von der Tischlerei Michael Weinstabl (NÖ). Schließlich hatte der Waldviertler die Nase vorne und siegte mit 250 Punkten Vorsprung. Der dritte Podestplatz ging an Emanuel Kallina von Müller Karl Tischlerei aus dem Ländle.
Trickreich im Dritten
Besonders trickreich war die Aufgabenstellung im dritten Lehrjahr, deren Meisterung so manche und so manchen leicht verzweifeln ließ. Im Endeffekt sicherte sich der Oberösterreicher Fabian Zweimüller von der Tischlerei Stempfer mit einem Vorsprung von fast 1.500 Punkten den ersten Platz. Dabei hatte es zwischenzeitlich gar nicht so gut für ihn ausgesehen. Aber am Ende konnte er in sehr guter Qualität abliefern. Platz zwei ging an den Steirer Jonas Fuchs von der Tischlerei Wilfinger. Als Dritter im Bunde gesellte sich der Osttiroler Leo Obererlacher von der Tischlerei Friedrich Wieser am Stockerl dazu.
Frauenpower in der Planung
Im vierten Lehrjahr Tischlereitechnik Planung konnte sich Stina Scherr von Team Styria Werkstätte vor dem Mann mit Kappe, Stefan Graf von der Tischlerei Huber Salzburg und der Tirolerin Christine Wolfbauer von der Tischlerei Holzknecht durchsetzen.
Den „doppelten Lindwurm“, die Aufgabenstellung im vierten Lehrjahr Tischlereitechnik Produktion setzte der Steirer Philipp Putz von Hutter Acustix am besten um. Er sicherte sich mit der höchsten Punktezahl des Tages – konkret mit 7.875 Punkten – auch den Titel „Rookie of the year“. Zusätzlich zu der von Lamello als Preis zur Verfügung gestellten Handmaschine Zeta P2 gab es einen Gutschein für ein Wochenende im Werzers Resort.
Zweiter wurde Marius Moritz von der Rüscher Gesellschaft aus dem Ländle, den dritten Stockerlplatz sicherte sich der Oberösterreicher Tobias Stöbich von der Tischlerei Arnreiter.
Steirer wieder bestes Team

„Wo gehobelt wird, fallen Späne“, sagt ein altes Sprichwort. Diese gab es heuer in Trophäenform in Gold, Silber und Bronze für die drei erfolgreichsten Bundesländer. Hier reüssierte die Steiermark mit 34.739 Punkten, die den Wanderpokal heuer zum zweiten Mal in Folge mit nach Hause nehmen durfte. Gelingt dieses Kunststück im nächsten Jahr wieder – dann mit Heimvorteil auf steirischem Boden – bleibt der Pokal dauerhaft im Bundesland. Auf Platz zwei landete Oberösterreich mit 30.471 Punkten vor Niederösterreich (29.147 Punkte).
Wiedersehen in Graz
Das erfolgreichste Bundesland 2025 – die Steiermark mit drei Goldenen, drei Silbernen und dem neuerlichen Gewinn des Mannschaftspokals – wird im nächsten Jahr turnusgemäß den Bundeslehrlingswettbewerb ausrichten. Die Veranstaltung wird am 19. und 20. Juni 2026 in Graz über die Bühne gehen.