Der richtige Blickwinkel
Handwerkliche Präzision, moderne Technik und ein klares Bekenntnis zur Regionalität: Die Tischlerei Gradwohl ist ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel zwischen Beständigkeit und Innovation.

Im unteren Schwarzatal, direkt an der Grenze zur Buckligen Welt am Alpenostrand liegt ein Betrieb, der seit den 1960er-Jahren für die passenden Ein- und Ausblicke sorgt: Die Tischlerei Gradwohl im niederösterreichischen Ternitz fertigt Fenster und Türen in dritter Generation und ist versierter Ansprechpartner für Sonderanfertigungen. Die hohe Expertise des Betriebs fußt in den Bestrebungen des Gründers Josef Gradwohl, der den Betrieb von Null weg aufbaute und schon zu Beginn neben den klassischen Möbeltischlertätigkeiten begann, Fenster und Türen zu fertigen.
Doch schon wenige Jahre später fokussierte sich das Unternehmen zunehmend auf Bautischlerarbeiten – Fenster, Haustüren und Schiebetüren wurden zum Kerngeschäft. Bis zum Beginn der 1980er-Jahre fungierte der Betrieb als verlässlicher Zulieferer für einen der großen Fensterproduzenten jener Zeit. Mit rund 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verließ damals jährlich eine beeindruckende Zahl von etwa 5.000 Terrassentüren die Werkstatt. Schließlich suchte das Unternehmen neue Vertriebswege und wandte sich zunehmend Klein- und Mittelbetrieben aus der Bau- und Möbelbranche zu, bis auch immer stärker Privatkunden in den Fokus rückten.
Moderner Maschinenpark
1997 erfolgte die Übergabe an Sohn Johann Gradwohl, der den Betrieb modernisierte und strategisch weiterentwickelte. Ein wichtiger Schritt war die Investition in eine moderne CNC-Produktionsanlage im Jahr 2001. Damit konnten Fenster, Haustüren, Schiebetüren und auch Sonderkonstruktionen wie Rund- oder Korbbögen präzise und effizient gefertigt werden. 2010 kam es zu einer weiteren großen Modernisierung: Eine vollautomatische CNC-Anlage ersetzte die alte Maschine und steigerte den Durchsatz erheblich. Im selben Jahr trat mit Andreas Gradwohl die dritte Generation ins Unternehmen ein, nach Abschluss seiner Ausbildung an der HTL Mödling. Heute zählt Gradwohl zu den etablierten Anbietern in Österreich – mit über sechs Jahrzehnten Erfahrung, mehreren Millionen produzierten Fenstern und tausenden zufriedenen Kund*innen. „Wir sind stolz auf unsere Expertise. Die Fertigung von qualitativ hochwertigen Fenstern und Türen ist bei uns nach wie vor das Herzstück des Betriebs – selbst in herausfordernden Zeiten“, so Andreas Gradwohl.

Herausforderndes Umfeld
Das Fenster- und Türengeschäft hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert – während in den Anfangsjahren vor allem Massivholzfenster gefragt waren, bestimmen heute vielfältige Kundenwünsche und hohe technische Anforderungen den Markt. Energieeffizienz, Schallschutz und Sicherheit spielen dabei ebenso eine Rolle wie Design und Individualisierung. Für Betriebe wie Gradwohl bedeutet das einerseits steigende Komplexität, andererseits aber auch die Chance, durch maßgeschneiderte Lösungen und Beratung Kompetenz zu zeigen. Zu schaffen macht den Betrieben mit dem Fokus auf die Produktion von Fenstern und Türen allerdings die große Konkurrenz aus dem Ausland. „Billigprodukte, die den heimischen Markt überschwemmen, sind für uns ein großes Problem“, so Gradwohl. „Darüber hinaus bemerken wir durch den Einbruch in der Baubranche einen rasanten Rückgang in den vergangenen drei bis vier Jahren“. Trotz der generell schwierigen Lage in der Fensterbranche bleibt Gradwohl motiviert: „Wir setzen nach wie vor auf Qualität, Flexibilität und persönliche Betreuung – und genau das hebt uns von der Masse ab.“ Auch zahlreiche Tischlerbetriebe vertrauen auf die Qualität des niederösterreichischen Betriebs. „Wir arbeiten mit vielen Tischlern zusammen, die sich auf unseren umfassenden Service verlassen“, so Gradwohl.
Material- und detailverliebt
„Unsere Fenster und Türen sind keine standardisierten Produkte, sondern maßgeschneiderte Lösungen, die exakt auf das jeweilige Gebäude abgestimmt werden“, berichtet Andreas Gradwohl weiter. Hinzu kommen die Fertigung vor Ort und die kurzen Wege, die eine hohe Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess ermöglichen. Durch laufende Investitionen in moderne Maschinen bleibt der Betrieb wettbewerbsfähig und kann mit industriellen Standards mithalten, ohne die handwerkliche Qualität aus den Augen zu verlieren.
Haustüren aus Österreich
Ein gutes Beispiel ist der Bereich Haustüren: Dort, wo viele im Ausland bestellen, fertigt der Betrieb noch selbst. Besonders bei den Rahmentüren machen sich Wissen und Erfahrung bezahlt: Diese sind nämlich im Vergleich zu Plattentüren aufwändiger und erfordern viel handwerkliches Knowhow und technisches Wissen. Apropos technisches Wissen: Möglich werden die vielen Sonderanfertigungen auch durch die vollautomatische CNC. Mit einer für den Betrieb individuell angepassten Software wird auch die ansonsten herausfordernde Produktion von Sonderformen und -teilen möglich. „Besonders Rundformen sind dadurch für uns keine große Sache, sondern Teil unseres täglichen Tuns“, erklärt Gradwohl.

Holz im Fokus
Gefertigt werden in der Tischlerei ausschließlich Fenster und Türen aus Holz oder Holz/Alu. Standardmäßig wird Fichtenholz gewählt, aber auch Lärche, Eiche und Mahagoni kommen zum Einsatz. Andreas Gradwohl ist versierter Profi – selbst im Umgang mit aufwändigen Produktionsmaterialien. So verbaut er auch schon mal Tropenholz, spaltet es auf und verleimt es mit Eichenholz, um daraus Fenster zu bauen. Auch Altholz kommt zum Einsatz, wenngleich sich bei allen aufwändigen Produkten zeigt, dass sie weniger nachgefragt werden – auch, weil neben der Fertigung zum Teil die Holzarten für Endkund*innen wenig erschwinglich sind.
Ausblicke in die Zukunft
Während das Geschäft mit Fenstern im Bereich Neubau stark stagniert, fokussiert sich der Betrieb zusätzlich zum Haustürengeschäft auch auf die Sanierung von Fenstern und Türen. „Derzeit denken wir darüber nach, auch Alt-Wien-Profile anzubieten, um im Sanierungsbereich zusätzliche Margen zu generieren“. Aktuell arbeitet Gradwohl mit seinem sechsköpfigen Team, ist allerdings auf der Suche nach Unterstützung. „Auch wir bemerken den Facharbeitermangel und würden unser Team gerne wieder vergrößern“. Und selbst in herausfordernden Zeiten schlägt Andreas Gradwohls Herz für das Fenster- und Türengeschäft. „Wir können aktuell nicht viel verändern, nur abwarten, bis sich die Baubranche erholt“.
www.gradwohl-fenster.at