Vergolden als Kulturerbe Österreichs

Handwerk
13.11.2017

Von: Redaktion Metall
Die Unesco schützt dieses Traditionshandwerk als immaterielles Kulturerbe und würdigt damit die lange Vergangenheit der alten Zunft.
Waltraud Luegger, Branchensprecherin der Vergolder und Staffierer in der Wiener Wirtschaftskammer (2.v.r.) freut sich über die offizielle Aufnahme des Handwerks „Vergolden und Staffieren“ in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Unesco-Kulturerbes.
Waltraud Luegger, Branchensprecherin der Vergolder und Staffierer in der Wiener Wirtschaftskammer (2.v.r.) freut sich über die offizielle Aufnahme des Handwerks „Vergolden und Staffieren“ in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Unesco-Kulturerbes.

Am 9. November erfolgte die offizielle Aufnahme des Handwerks „Vergolden und Staffieren“ in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Unesco-Kulturerbes. Vergolden wird damit als kulturelle Praxis mit lebendiger Tradition verstanden, wie es im Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes in Österreich steht. Mehr als 100 Traditionen sind dort eingetragen — eine vielfältige Sammlung von Bräuchen, von überliefertem Wissen und Können.

„Das Unesco-Komitee würdigt damit die lange Vergangenheit einer alten Zunft, die ihre historischen Techniken pflegt und hegt und an zukünftige Generationen weitergibt“, erklärt Waltraud Luegger, Branchensprecherin der Vergolder und Staffierer in der Wiener Wirtschaftskammer. „Für die Vergolder in Österreich ist das ein großartiges Zeichen der Wertschätzung“, so Luegger. Es ist ihrem Engagement zu verdanken, dass das „Vergolden und Staffieren“ nun offiziell zu Österreichs kulturellem Erbe zählt.

Traditionshandwerk im Umbruch

Vergolden und Staffieren werden seit der Antike praktiziert. Um Objekten den Anschein massiven Goldes zu geben, werden verschiedene Techniken, wie die Poliment- oder Ölvergoldung, verwendet. Staffieren, früher als Fassmalerei bekannt, meint das Bemalen und Fassen von nicht vergoldeten Oberflächen, wie zum Beispiel die Bemalung von Heiligenfiguren. Das Wissen über die komplexen Techniken wird meist mündlich weitergegeben, bis zur meisterlichen Beherrschung der Handwerkskunst dauert es fünf Jahre.

Die Blütezeit des Vergoldens und Staffierens lag im Barock und Rokoko. Auch im Jugendstil und Art Deco waren diese Techniken hochgefragt. Ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm das Interesse stark ab, denn zeitgenössische Architektur sieht heute kaum mehr Vergoldungen vor. Heute üben noch 81 Betriebe in ganz Österreich, davon 23 in Wien, das Vergolder- und Staffierer-Handwerk aus. Sie setzen Kirchen, Schlösser und Palais instand, vergolden und restaurieren Bilderrahmen und Skulpturen in ihren Werkstätten, aber auch vor Ort im Innen- und Außenbereich.

Schutz des immateriellen Kulturerbes

Das immaterielle Kulturerbe wird in fünf Bereichen verliehen: Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksformen, Darstellende Künste, Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum sowie Traditionelle Handwerkstechniken. Das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich sammelt und dokumentiert diese Vielfalt seit der Ratifizierung des völkerrechtlichen Vertrags im Jahr 2009. Das Programm zeigt eine neue Dimension im Umgang mit kulturellem Erbe.

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