VIZ im Interview

Gemeinsam gegen Fachkräftemangel

Fachkräftemangel
11.08.2023

Bereits seit 2004 engagiert sich der Verband der Installations-Zulieferindustrie (VIZ) für die Bedürfnisse der SHK-Branche. Im Interview erklärt Verbandsobmann Alexander Erich Sollböck, wohin das Fachhandwerk in Österreich steuert und warum es neue Konzepte gegen den Fachkräftemangel braucht.
Alexander Erich Sollböck (VIZ)
Alexander Erich Sollböck

Das Fachhandwerk steht in Österreich vor verschiedensten Herausforderungen – von Fachkräftemangel über Digitalisierung bis hin zur Ausbildung. Dennoch überwiegen, besonders im SHK-Bereich, die Chancen die Herausforderungen. Grund genug für den Verband der Instal­lations-Zulieferindustrie (VIZ), mit neuen Konzepten und Ideen frischen Schwung in die Branche zu bringen. Anfang März 2023 übernahm Alexander Erich Sollböck – im Brotberuf Geschäftsführer der Reflex Austria GmbH – nach dem Rücktritt von Markus Riedl das Mandat als Obmann des VIZ und setzt nun mit viel Energie die Vision des Verbandes um. Gebäude Installation sprach mit Sollböck über seine Pläne für die Zukunft des VIZ, den Status quo des Fachhandwerks und die Frage, warum klassische Messen heute nicht mehr attraktiv für das Zielpublikum sind.

Der VIZ wurde 2004 mit dem Ziel, das gut ausgebildete Fachhandwerk zu fördern, gegründet – wo steht der Verband heute?
Alexander Erich Sollböck: Der Verband hat heute 29 Mitglieder und ist der einzige Verband, der nicht nur einen Bereich unserer Branche abdeckt, sondern sehr breit aufgestellt ist. Wir haben mit allen Schulen (Berufsschulen) und den höheren technischen Lehranstalten (HTLs) für Gebäudetechnik Kooperationen. Auch wurden in Tirol die VIZ-Ingenieure gegründet, die wir über ganz Österreich, je Bundesland, implementieren möchten, mit dem Ziel, den Fachkräftemangel aktiv anzugehen, den jungen Auszubildenden zu zeigen, dass unser Beruf modern und zukunftsorientiert ist und auch sehr große Karrierechancen bietet. Ausbildung und Trainings für Lehrpersonal stehen ebenso im Fokus wie auch die Ausstattung der Schulen mit Unterlagen, Gebrauchsmustern und Vorträgen. Mit den VIZ Teacher’s Days, dem VIZ Trendkongress und zuletzt mit den VIZ Infodays sind wir sicherlich ein Trendsetter und sehr nahe am Fachhandwerk dran.

Welche Bedeutung hat die Branche im Jahr 2023 für die österreichische Wirtschaft?
Die Branche ist sicherlich ein großer Wirtschaftstreiber, und das gesamte Bau- sowie das Baunebengewerbe sind unter den führenden Wirtschaftszweigen in Österreich. Generell ist der Beitrag, den unsere Branche für den Ausstieg aus Öl- und Gas leisten kann, enorm, auch was die Klimaziele betrifft. Leider wird seitens der Regierung immer nur ein kleiner Teil der Medaille betrachtet. Unsere Branche kann viel mehr leisten, was sie auch macht. Jedoch erwartet man von unserer Branche Wunder, und das ist leider in vielen Bereichen nicht möglich.

Wie verteilt sich das SHK-Beschaffungs­volumen in Österreich?
Das Fachhandwerk in Österreich hat eine sehr gute und tiefe Beziehung zur Dreistufigkeit, jedoch ist auch das Internet und der Internethandel mittlerweile sehr präsent. Gerade die Endkunden stellen im Bereich der Bäder immer wieder das Material zur Verfügung, und der Fachhandwerker soll dies dann montieren und die Gewährleistung übernehmen. Hier sehe ich jedoch nicht nur Herausforderungen, sondern bei sehr günstigen Produkten, zum Beispiel von sogenannten No-Name-Herstellern, auch Probleme bei der Gewährleistung und eventuellen Folgeschäden, beispielsweise bei einem Wasserschaden. Der Sanitär und Heizungsgroßhandel ist in Österreich sicherlich der Lieferant des Vertrauens bei den Installateuren.

Welche Themen sind für den heurigen VIZ Trendkongress geplant, wohin steuert er, was ist im Unterschied zu den Vorjahren geplant?
Der Trendkongress findet nun bereits zum zehnten Mal statt und ist eine feste Größe in unserer Branche geworden. Wir haben wieder tolle Speaker und auch wieder einen tollen Ausblick durch Hans-Arno Kloep, der die Ergebnisse seiner Umfrage sehr pointiert und auch immer mit sehr viel Elan präsentiert. Auch die diesjährige Location im Gabrium ist sicherlich ein Highlight. Erstmals werden wir im Anschluss daran einen Netzwerkabend veranstalten und auch sonst gibt es ein paar Neuerungen, mehr möchte ich aber noch nicht verraten.

Mit den VIZ Infodays wurde ein neues Veranstaltungsformat eingeführt – weshalb und wen sollen die Infodays ansprechen?
Hans-Arno Kloep hat es in den letzten Jahren immer wieder präsentiert, dass Messen und die aktuellen Formate überholt und nicht mehr attraktiv für das Zielpublikum sind. Wir wollen und suchen den direkten Kontakt zu unseren Kunden, daher haben wir eine neutrale Informationsplattform geschaffen, die regional und modern auftritt. Das haben wir, dank unserer tollen Mitglieder und auch mit Nicht-VIZ-Mitgliedern erstmalig 2023 umgesetzt. Schön war, dass wir die Planer erreicht haben, die ein sehr wichtiger Bestandteil in unserer Branche sind. Ziel war und ist es, alle Gewerke anzusprechen, den Planer, den Installateur, den Großhandel, aber auch die Schulen. Der Start war gut, aber verbesserungsfähig. Wir haben daher im Nachgang unsere Verbesserungspotenziale analysiert und viele Vorschläge und Adaptierungen in unserer Marketingsitzung besprochen. Alle sind dazu bereit, dieses Format 2025 wieder abzuhalten.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft des VIZ, wohin soll die Reise gehen?
Wir wollen weiterwachsen, Ziel sind 35 Mitglieder aus allen Bereichen unserer Branche. Wir wollen die VIZ-Ingenieure in allen Bundesländern etablieren und gemeinsam aktiv den Fachkräftemangel angehen, damit unsere Branche weiterhin gute Fachkräfte bekommt. Nur so werden wir die Klimaziele und die Herausforderungen der Zukunft bewältigen können. Neben dem Trendkongress und den Teacher’s Days wollen wir die VIZ Infodays zu einer festen und dauerhaften Netzwerkplattform alle zwei Jahre ausbauen, um uns mit Planern, Installateuren, Schulen und Fachhändlern auszutauschen.
Somit haben wir viel Arbeit vor uns, und ich hoffe, dass sich die Branche wieder normalisiert und die Überhitzung in manchen Bereichen zurückgeht. Der VIZ und seine Mitglieder sind bereit, ihren Beitrag zu leisten und als Vorreiter auch neue Formate und Aktivitäten auszuprobieren und zu positionieren. Danke an alle Mitglieder, dass wir so aktiv und zukunftsorientiert agieren und auch neue Wege beschreiten, da hat es ein Obmann leicht, und dafür muss man ehrlich Danke sagen.

Zur Person

Alexander Erich Sollböck ist seit fünf Jahren Geschäftsführer der Reflex Austria GmbH und hat zuvor bei sehr namhaften Industriebetrieben in der SHK-Branche in ­Österreich gearbeitet. Seit März 2023 ist Alexander ­Sollböck nun Obmann des VIZ.

Erfolg mit regionalen Ansprechpartnern

Zwischen Mitte April und Anfang Mai 2023 reisten – im Rahmen der heuer erstmals abgehaltenen VIZ Infodays – 21 Aussteller von Graz über Wr. Neustadt nach Hall in Tirol und zum Abschluss nach Linz.
In alten Industriehallen wurden dabei an jeweils zwei Tagen mit Fachvorträgen, ISH-Neuheiten und einer Jause die Gäste persönlich begrüßt. Insgesamt kamen, betont der Verband in einem Fazit, knapp 430 Planer und Installateure als Besucher zur Roadshow.
Die Zahl mag zwar gering erscheinen, wie Alexander Sollböck erklärt, da es sich aber fast ausschließlich um Firmeninhaber*innen gehandelt habe, sei die Zielsetzung in der Kundenansprache erreicht worden.
Die inhaltliche Ausrichtung, die Möglichkeit, mit den regionalen Ansprechpartnern zu interagieren und auch die Präsentation der ISH-Neuheiten in unmittelbarer Nähe habe bei Besucher*innen sehr hohen Anklang gefunden. Dies spiegle auch eine Auswertung der ­Besucherumfrage wider. Demnach hätten knapp 80 Prozent der Teilnehmer angegeben, 
die Ausstellung auch 2025 wieder besuchen und überdies weiterempfehlen zu wollen.

Branchen
Haustechnik