Working Class Trousers

Blaumann war gestern, heute regiert der Casual Look – auch bei Arbeitshosen. Wir ließen fünf davon im Härtetest an der Bauakademie Wien gegeneinander antreten.
Im April testeten Lehrlinge und Ausbilder der Bauakademie Wien fünf Arbeitshosen im laufenden Betrieb.
Im April testeten Lehrlinge und Ausbilder der Bauakademie Wien fünf Arbeitshosen im laufenden Betrieb.
Die Testergebnisse im Detail.

Die Zeiten des Blaumanns als Arbeitskleidung sind längst vorbei. Das Nutzungsverhalten in Bezug auf die Arbeit hat sich in den einzelnen Berufsgruppen zwar wenig verändert, die Ansprüche hingegen schon. Wasserundurchlässige, aber atmungsaktive Mischgewebe, aus dem Outdoorsportbereich kommend, ersetzen die Baumwolle, ein gewisses Maß an Komfort wird gefordert, und auch das Design wird immer wichtiger. Deswegen hat die Bauzeitung in Kooperation mit der Bauakademie Wien gängige Arbeitshosen für Maurer im Arbeitsalltag auf die Probe gestellt. Fünf Arbeitshosen von Mewa, Mascot, Fristads/Kansas, Engelbert-Strauss und Kübler wurden zwei Wochen lang von Lehrlingen und Ausbildern im laufenden Betrieb auf Herz und Nieren getestet.

Working Casual

Optisch konnten alle vorliegenden Hosen überzeugen. Hier zeigten sich zwar individuelle Präferenzen, aber egal ob es die Latzhose von Mewa oder die Bundhose von Engelbert-Strauss war, sie alle punkteten durch ihr individuelles Design. Erste Unterschiede zwischen Lehrlingen und Ausbildern in der Bewertung konnte man jedoch in der Farbwahl feststellen. Während die Ausbilder lieber helle Töne gehabt hätten, da diese nicht so anfänglich auf Staub sind, erfreuten den Nachwuchs die gedeckten Farben und der damit verbundene Casual Look der Hosen. Der Trend der Hersteller, dass eine Arbeitshose nicht unbedingt wie eine Arbeitshose auszusehen hat, trifft genau den Zeitgeist der Jugend. Der älteren Generation an Maurern ist dies „eher egal, solange Material, Passform und Arbeitstauglichkeit stimmen“.

Materialschlacht

Rein auf dem Papier sind die Unterschiede der Materialien der Hosen nicht allzu unterschiedlich. Sie alle bestehen aus einem Polyester-Baumwoll-Gemisch und fühlten sich laut den Testern gut an. Auch die Verarbeitung der einzelnen Produkte konnte im Vorfeld und während des Arbeitens überzeugen, einzig beim Materialabrieb erreichte die Hose von Mascot nicht ganz das Ergebnis der Kontrahenten. Selbst nach dem Waschen zeigten sich die Materialien in hoher Qualität, wobei die Hose von Fristads/Kansas besonders positiv auffiel.

Deutliche Unterschiede gab es jedoch im Gewicht der Materialien. Von den „Schwergewichten“ von Engelbert-Strauss und Fristads/Kansas bis zum „Leichtgewicht“ von Kübler war alles vertreten. Dem doch sommerlichen Wetter geschuldet, wurden drei der fünf Hosen als viel zu warm eingestuft, einzig die Hose von Kübler konnte auch bei sommerlichen Temperaturen überzeugen. „Für die Monate von Oktober bis Februar hingegen wären die vier schwereren Hosen eine optimale Wahl“, berichtet Ausbilder Robert Pirker.

Dies spiegelte sich auch in den Bewertungen über die Schweiß­entwicklung während der Arbeitszeit wider. Das Verhältnis zwischen Luftdurchlässigkeit und Wärmeentwicklung wurde zwar durch die Bank als gut eingestuft, aber unter der Prämisse der Jahreszeit. „Bei der Hose von Fristads/Kansas zu Beispiel merkt man, dass diese für Arbeiten im Außenbereich und kältere Temperaturen konzipiert wurde“, so der Lehrling Manuel Bauer.

Sitzt, passt, hat Luft

Ein durchwegs positives Urteil der Probanden gab es auch bei den Passformen der getesteten Hosen. Obwohl den Händlern nur die Größen und die Schrittlängen bekannt waren und die Maurer keinen Einfluss darauf hatten, welche Hose sie zum Testen bekamen, saßen alle wie angegossen. „Natürlich muss man gerade in diesem Punkt festhalten, dass das eine sehr individuelle Sache ist“, so Ausbilder Axel Liedkte. „Manche haben lieber ein wenig mehr Beinfreiheit, bei anderen hingegen soll sie so eng wie möglich sitzen.“ Ein wenig Kritik gab es in diesem Punkt zum Beispiel an der Hose von Kübler, da „der Hosenabschluss ein bisschen zu weit ausgefallen ist, wenn man kleinere Füße hat“.

Diskussionsthema Taschen

Beim Thema Taschen schieden sich bei den Testern die Geister. Einmal waren diese zu tief, dann mit dem falschen Verschluss­system ausgestattet oder einfach überfordernd. „Ganz ehrlich, wofür brauche ich so viele Taschen?“, stellt Josef Perkorac, Ausbilder, fest. „So viel kann ich beim Arbeiten gar nicht einstecken, wie an den Hosen mittlerweile Taschen vorhanden sind.“ Doch so sehr die subjektiven Einschätzungen hier überwogen, konnte man sich auch auf ein paar objektive Bewertungskriterien einigen. Als praktisch wurden kleinere Features wie Sichttaschen für Arbeitsausweise bei den Hosen eingestuft. Auch die mittlerweile als Standard betrachteten Handytaschen wurden wohlwollend aufgenommen, auch wenn diese manchmal „ein bisschen zu tief ausgefallen“ sind. Bei dem Modell von Mewa hingegen sei „eine Schlaufe leider so gesetzt worden, dass sie die Zollstock­tasche blockiere“. Kritisiert wurden auch die vielen Taschen am Bund einiger Modelle. Einerseits ergab sich kein Mehrwert für die Tester, und andererseits gab es Bedenken in puncto Arbeitssicherheit. „Man muss einfach sehr gut aufpassen, dass diese Taschen beim Schneiden nicht im Weg sind“, erläutert Perkorac seine Bedenken.

And the winner is …

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass alle fünf getesteten Hosen den Arbeitsbelastungen standhielten und den Anforderungen der Tester entsprachen. Auch in puncto Materialien, Waschverhalten und Passform konnten alle überzeugen. Wirkliche Unterschiede wurden vor allem im Gewicht der Hosen ausgemacht und somit auch in der Jahreszeitentauglichkeit. Das Taschenproblem – von zu wenige bis zu viele – war auffallend, spiegelt aber nur die individuellen Bedürfnisse der Tester wider. Egal für welche der Hosen man sich also entscheidet, die Qualität stimmt, und der Rest ist, wie so oft im Leben, reine Geschmackssache. 

Die Produkte wurden von Lehrlingen und Ausbildern der Bauakdemie Wien im April unabhängig getestet und bewertet. Die Hosen wurden von den jeweiligen Firmen kostenlos zur Verfügung gestellt.

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