Normenwissen

Neuerungen bei der Bemessung von Schneelasten auf Dächern

Dachdeckung
30.09.2022

Mit Mai 2022 wurden in der Neuauflage der ÖNorm B 1991-1-3 die Grundlagen für die Bemessung von Schneelasten auf Dächern in Österreich neu geregelt. Die Neufassung beinhaltet grundlegende Änderungen. Unter anderem muss nun die örtliche Schneelast aus den Schneelastkarten aus hora.gv.at entnommen werden.
In der Neuauflage der ÖNorm B 1991-1-3 wurden 2022 die Grundlagen für die Bemessung von Schneelasten auf Dächer in Österreich neu geregelt.
In der Neuauflage der ÖNorm B 1991-1-3 wurden 2022 die Grundlagen für die Bemessung von Schneelasten auf Dächer in Österreich neu geregelt.

Schneelasten sind gerade bei Dachsanierungen, Umdeckungen und natürlich bei dem höchst aktuellen Nachrüsten von PV-Anlagen auf Dächern ein wichtiger Faktor. Dazu kommt noch, dass viele Normbestimmungen ab einer bestimmten Schneelast anzuwenden sind – Stichwort "schneereiches Gebiet".

Die neuen Schneelasten: mitunter deutlich reduziert ...

Man kann nie sicher sein, ob der Schnee auch weiß, was die Bauschaffenden bei ihren statischen Bemessungen so ausrechnen. Aber die klimatischen Veränderungen führen wohl dazu, dass auf Basis neuerer Forschungsergebnisse die anzusetzenden charakteristischen Schneelasten zum Teil wesentlich reduziert werden dürfen. Dies ist gerade jetzt, wo auf allen Dächern möglichst PV-Anlagen installiert werden sollen, eine glückliche Fügung, da die zusätzlichen Lasten der Module durch die reduzierten Schneelasten oft kompensiert werden. Achtung! Nicht an allen Orten sind die Reduktionen gleich, einige Orte haben sogar erhöhte Werte.

Für die hier dargestellte Position in Gänserndorf (NÖ) galt bisher eine Schneelast von 1,2 kN/m². Der neue Wert beträgt hier nur noch 0,8 kN/m², also um gut 30 Prozent weniger.
Für die hier dargestellte Position in Gänserndorf (NÖ) galt bisher eine Schneelast von 1,2 kN/m². Der neue Wert beträgt hier nur noch 0,8 kN/m², also um gut 30 Prozent weniger.

... und differenziert: für 25-, 50- oder 100-jährliche Ereignisse

Auch das ist neu: Bei der Bemessung der Schnee- lasten muss bzw. kann – wie auch bei anderen unregelmäßig und ungeplant auftretenden Lasten und Ereignissen – die Wiederkehrwahrscheinlichkeit berücksichtigt werden. Es gibt nun Lastangaben für ein Ereignis mit 25-jährlicher, 50-jährlicher und 100-jährlicher Wiederkehrwahrscheinlichkeit.

Wie kommt man zu den aktuellen Werten der örtlichen Schneelast?

Bisher suchte und fand man für fast alle Orte die sogenannte "charakteristische Schneelast am Boden sk" in der ÖNorm B 1991-1-3, Anhang A. Das bisherige Ortsverzeichnis hat nun ausgedient.
Ein Weg, allerdings von eher theoretischer Natur, führt über die neue Schneelastkarte, die im Anhang der aktuellen Norm enthalten ist und einen Überblick über die charakteristische Schneelast sk in einer Farbskala für das 50-jährliche Ereignis abbildet. Konkrete und wirklich "punktgenaue" Werte sind auf der Website hora.gv.at abrufbar, auf die sich nun auch die neue Schneelastnorm bezieht. (Hora steht für Natural Harard Overview Risk Assessment Austria). Bei Eingabe des Ortes wird in einem Fenster die Schneelast eingeblendet (siehe Bild oben). Auf der Website können neben Schneelasten auch Daten bezüglich Hochwassers, Hagels, Windes usw. abgerufen werden.

Charakteristische Schneelast sk für ein 50-jährliches Ereignis.
Charakteristische Schneelast sk für ein 50-jährliches Ereignis.

Welche Werte gelten?

Im Regelfall gilt für die Bemessung die Schneelast für das 50-jährliche Ereignis. Will man auf Nummer sicher gehen, schadet es angesichts der Unwägbarkeiten durch Extremwetter nicht, die Schneelasten für das 100-jährliche Ereignis heranzuziehen. Insgesamt steht damit ein sehr brauchbares und leicht erreichbares Instrument zur Verfügung, durch das die örtlichen Schneelasten (und auch andere Naturereignisse) allgemein zugänglich sind. 
(bt)

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