Dachkompetenz

Flachdachaufbauten gemäß ÖNorm B 3691

Flachdach
17.03.2023

Flachdächer bieten neben den architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten wert­volle Nutzungsvorteile für begeh-­ und befahrbare Flächen oder Dachbegrünungen. ÖNorm B 3691 regelt dafür verschiedene Dachaufbauten. Ein Überblick über normgerechte Dachaufbauten inklusive Verarbeitungstipps.
Flachdächer eignen sich für vielfältige Nutzung. Die meisten baulichen Anforderungen dafür sind in der ÖNorm B 3691 geregelt.
Flachdächer eignen sich für vielfältige Nutzung. Die meisten baulichen Anforderungen dafür sind in der ÖNorm B 3691 geregelt.

Mit den in ÖNorm B 3691 "Planung und Ausführung von Dachabdichtungen" beschriebenen Aufbauten wird ein Großteil der am Markt üblichen Konstruktionen abgedeckt. Teilweise können auch Mischformen realisiert und auch sonstige Aufbauten gestaltet werden. Diese stellen jedoch in der Regel Sonderkonstruktionen dar und müssen in ihrer Funktionsweise vor allem hinsichtlich Bauphysik genau betrachtet werden.

Flachdachaufbauten bestehen – abhängig von der jeweiligen Konstruktion – in der Regel aus den folgenden Schichten:

  • Unterkonstruktion
  • diffusionshemmende Schicht
  • Wärmedämmung
  • Abdichtung
  • Schutz- und Nutzschichten

Dachaufbauten müssen dabei das Bauwerk gegen klimatische Einflüsse schützen und den Nutzungsanforderungen mit der Gesamtheit ihrer Schichten und deren An- und Abschlüssen genügen. Folgende Begebenheiten sind dabei gemäß ÖNorm B 3691 Planung und Ausführung von Dachabdichtungen zu berücksichtigen:

  • Lage, Orientierung, Form und Größe des Gebäudes
  • Lage des Bauteils in der Gebäudehülle oder im Gebäude
  • Erreichbarkeit des Bauteils
  • Entwässerungsverhältnisse
  • lokale Umwelteinflüsse
  • Wartung und Instandhaltung
  • Brandschutz
  • Funktion und Nutzung
  • außergewöhnliche Temperatureinwirkung auf den Dachaufbau
  • außergewöhnliche Nutzlasten

Auf den für ein Flachdach wesentlichen Herausforderungen aufbauend, sind in ÖNorm B 3691 Darstellungen für Standarddachaufbauten definiert. 

Warmdach

Beispiel für einen Warmdachaufbau.
Beispiel für einen Warmdachaufbau.

Das Warmdach ist die häufigste Dachkonstruktion am Flachdach. Teilweise wird diese auch als einschaliger Dachaufbau bezeichnet, da alle Schichten direkt auf einander liegen.

ÖNorm B 3691 definiert folgende Schichten für einen Warmdachaufbau:

  • Auflast/Oberflächenschutz
  • ggf. Schutzschicht
  • Abdichtung und ggf. Trennschicht
  • Wärmedämmschicht
  • ggf. Schutzschicht
  • diffusionshemmende Schicht (Dampfsperre)
  • ggf. Voranstrich (vor allem bei bituminöser Dampfsperre)
  • ggf. Ausgleichsschicht (vor allem bei Kunststoffdampfsperre)
  • Untergrund mit Gefälle (Die ÖNorm empfiehlt, dass das Gefälle im Untergrund ist. Eine Gefälledämmung ist aber ebenso zulässig)

Die häufigste Form des Warmdaches ist die Variante mit Kiesauflast. Ebenso sind andere Nutzbeläge möglich, die in Folge noch beschrieben werden.

Praxistipp für das Warmdach mit Kiesauflast

Die Kiesauflast besteht aus einem 16/32-Rundkorn. Gemäß Norm ist unter der Kiesauflast nur ein Vlies mit mindestens 200 g/m² anzuordnen, wenn der Bruchkornanteil über 10 % liegt. Bei schönem, rundem Kies benötigt es kein Vlies als Trennlage. Bei PVC-Abdichtungen ist es aufgrund des möglichen Mikrobenangriffs für die Langlebigkeit sogar von Vorteil, wenn auf das Vlies verzichtet wird. 

 Beispiel eines mechanisch fixierten Warmdaches.
Beispiel eines mechanisch fixierten Warmdaches.

Die zweite häufige Form des Warmdaches ist das mechanisch fixierte Dach. Hier liegt die Dachabdichtung frei (bewittert) und ist auf dem Dachaufbau zum Beispiel durch eine Verschrau-bung im Nahtüberlappungsbereich fixiert.

Praxistipp für das mechanisch fixierte Warmdach

Bei der mechanisch fixierten Warmdachausführung muss die Dachabdichtung gesichert werden, es muss aber zusätzlich auch die Wärmedämmung fixiert sein. In der Praxis heißt dies, dass die Wärmedämmplatten vor der Verlegung der Dachabdichtung beispielsweise mindestens einmal festzuschrauben sind.

Umkehrdach

Beispiel eines Umkehrdaches.
Beispiel eines Umkehrdaches.

Beim Umkehrdach wird der Dachaufbau im Vergleich zum Warmdach umgedreht. Hier befindet sich die Dachabdichtung unter der Wärmedämmung. Die Wärmedämmung muss daher wasserfest sein und besteht in der Regel aus XPS oder einem hydrophobierten EPS. Die Dachabdichtung übernimmt dabei gleichzeitig die Funktion der diffusionshemmenden Schicht. Die Abdichtung liegt dabei unmittelbar auf der Tragkonstruktion. Daher ist es auch zwingend notwendig, dass ein Gefälle in der Tragkonstruktion vorhanden ist. 

ÖNorm B 3691 definiert folgende Schichten für einen Umkehrdachaufbau:

  • Auflast/Oberflächenschutz
  • ggf. Schutzschicht
  • Wärmedämmschicht
  • Abdichtung und ggf. Trennschicht
  • ggf. Ausgleichs- / Schutzschicht
  • Untergrund mit Gefälle

Praxistipp für das Umkehrdach

Da beim Umkehrdach die Dachabdichtung auch die Funktion der diffusionshemmenden Schicht übernimmt, ist es wichtig, dass alle darüberliegenden Bauteile diffusionsoffen sind. Dies ist besonders bei allen Trenn- und Schutzlagen zu beachten.  

Duodach

Beispiel eines Duodaches.
Beispiel eines Duodaches.

Das Duodach ist eine Möglichkeit, die Dämmstoffstärke beim Umkehrdach zu erhöhen. Dabei wird zusätzlich unter der Dachabdichtung eine weitere Dämmebene eingebaut. Um bauphysikalische Probleme zu vermeiden, sollte die unter der Abdichtungsebene liegende Dämmung nur maximal ein Drittel der Dämmleistung übernehmen.

ÖNorm B 3691 definiert folgende Schichten für ein Duodach:

  • Auflast/Oberflächenschutz
  • ggf. Schutzschicht
  • Wärmedämmschicht
  • Abdichtung und ggf. Trennschicht
  • Wärmedämmschicht
  • Untergrund mit Gefälle

Praxistipp für das Duodach

Der Aufbau des Duodaches eignet sich (auch in abgewandelter Form) für eine Sanierung. So kann mit der Wärmedämmung direkt auf der Tragkonstruktion eine Installationsebene für Leitungen im Bestand gemacht werden. Damit ist es dann möglich, darüber sauber und ohne viele Anschlüsse die Abdichtung oder eine diffusionshemmende Schicht zu verlegen.

Plusdach

Beispiel eines Plusdaches.
Beispiel eines Plusdaches.

Beim Plusdach wird der Warmdachaufbau mit einer zusätzlich darüberliegenden Wärmedämmung ergänzt. Damit wird der Vorteil vom Schutz der Abdichtung, wie beim Umkehrdach vorhanden, auf das Warmdach übertragen. Die Funktion der Wärmedämmung wird hauptsächlich im "Warmdachbereich" fabriziert. Die oberhalb der Dachabdichtung liegende Dämmung muss wasserfest sein und schützt die Abdichtung vor den Witterungseinflüssen wie Kälte, Wärme und Sonneneinstrahlung, aber auch vor mechanischer Beanspruchung. Darüber befindet sich dann eine Schutz- oder Nutzschicht. 

ÖNorm B 3691 definiert folgende Schichten für einen Plusdachaufbau:

  • Auflast/Oberflächenschutz
  • ggf. Schutzschicht
  • Wärmedämmschicht
  • Abdichtung und ggf. Trennschicht
  • Wärmedämmschicht
  • ggf. Schutzschicht
  • diffusionshemmende Schicht (Dampfsperre)
  • ggf. Voranstrich (vor allem bei bituminöser Dampfsperre)
  • ggf. Ausgleichsschicht (vor allem bei Kunststoffdampfsperre)
  • Untergrund mit Gefälle (Die ÖNorm empfiehlt, dass das Gefälle im Untergrund ist. eine Gefälledämmung ist aber ebenso zulässig)

Praxistipp für das Plusdach

Dieser Aufbau eignet sich besonders, wenn die Dachhaut mechanisch während oder nach der Bauphase beansprucht wird. Dies kann bei Terrassen der Fall sein, aber auch wenn sich viele technische Aufbauten am Dach befinden. Hier kann mit der Dämmung die darunterliegende Abdichtung gut geschützt werden. Ebenfalls ist die Kälte-/Wärmeausdehnung der Dachhaut (ähnlich wie unter einem Gründach) auf ein Minimum beschränkt. 

Belüftetes Dach mit Unterdach

Beispiel eines belüfteten Daches mit Unterdach.
Beispiel eines belüfteten Daches mit Unterdach.

Das belüftete Dach eignet sich vor allem für Holzkonstruktionen. Es ermöglicht ein entweichen von Feuchtigkeit im Dachaufbau durch die Hinterlüftungsebene. Zur Luftdichtheit ist ein Unterdach gemäß ÖNorm B 4119 anzuordnen. Da von einer minimalen Dachneigung ausgegangen werden muss, sind in der Regel nur hochwertige dicht verschweißte und trotzdem diffusionsoffen Unterdachbahnen verwendbar.

Die Schichten für einen hinterlüfteten Dachaufbau:

  • Auflast/Oberflächenschutz
  • ggf. Schutzschicht
  • Abdichtung
  • Tragkonstruktion Abdichtung (oft Holzwerkstoffplatten)
  • Hinterlüftungsebene mit Konterlattung
  • Unterdach dicht verschweißt
  • Wärmedämmschicht + ggf. Tragkonstruktion
  • Diffusionshemmende Schicht (Dampfsperre)
  • Innere Verkleidung und ggf. Installationsebene

Praxistipp für das belüftete Dach

Die Unterdachbahn muss gemäß ÖNorm B 4119 mindestens die gleiche Neigung wie die Dacheindeckung, respektive die Dachabdichtung, aufweisen. Daher ist in der Praxis auch beim Unterdach ein Gefälle von mindestens 2 % bzw. 3 % einzuhalten. Ein gefälleloses Unterdach kombiniert mit einem Einbau des Gefälles in der Hinterlüftungsebene ist nicht zulässig und nicht empfohlen, da eventuell eindringendes Wasser stehen bleibt. 

Nicht belüftete Dächer mit gedämmten Holzkonstruktionen

Bei der Dämmung auf der Ebene der Tragkonstruktion ohne darüber liegender Hinterlüftung ist ein großes Schadenspotenzial vorhanden. In diese Ebene eindringende Feuchtigkeit kann, wenn sich direkt oberhalb des Holz-Wärmedämmverbundes eine Dachabdichtung ohne Hinterlüftung befindet, nicht mehr ausreichend entweichen. Dadurch kann es auf Dauer zu einem "Verfaulen" der Tragkonstruktion kommen. Oft wird bei diesen Dachaufbauten zur Verbesserung mit der Umkehrdiffusion durch eine dunkle, besonnte Dachabdichtung gearbeitet. Sobald jedoch die Dachhaut z. B. durch eine PV-Anlage beschattet wird, funktioniert diese nicht mehr.
Der Aufbau ist in der exakten Darstellung auch nicht Teil der ÖNorm B 3691.
Aufgrund der hohen Schadenanfälligkeit wird von diesem Aufbau mittlerweile in der Praxis oft abgeraten.

Praxistipp für das nicht belüftete Dach auf Holzkonstruktion

Damit der Aufbau einer Abdichtung direkt auf einer gedämmten Holzkonstruktion überhaupt funktionieren kann, ist eine perfekt funktionierende und zu 100 % an den Anschlüssen und Durchdringungen dicht verbundene diffusionshemmende Schicht notwendig. 

Gründach

Beispiel eines Gründaches.
Beispiel eines Gründaches.

Gründächer können im Prinzip auf jeden beschriebenen Dachaufbau gesetzt werden. Bei Holzkonstruktionen wird empfohlen, auf den Aufbau des belüfteten Dachaufbaus zu setzen. Beim Umkehrdach und beim Duodach ist es besonders wichtig, dass auch die Schichten im Gründach wie z. B. die Drainagebahn eine Feuchtediffusion ermöglichen. Grundsätzlich ist bei Gründächern das Anordnen einer komplett dichten Dampfsperre mit sd-Wert >1.000 m vorgeschrieben, damit das Gründach aufgrund des gebundene Wassers als dampfdicht gilt. Bei der hinterlüfteten Dachkonstruktion kann aufgrund der unter der Begrünung liegenden Hinterlüftung darauf verzichtet werden.
Die Dachabdichtung im Gründachaufbau muss wurzelfest sein. Wenn diese nicht wurzelfest ist (z. B. Standard-Bitumenbahnen), muss eine zusätzliche Wurzelschutzschicht angeordnet werden.

ÖNorm L 1131 regelt folgenden Aufbau für eine Dachbegrünung:

  • Vegetation
  • Vegetationstragschicht / Substrat
  • Filter-, Drän- und Schutzschicht
  • ggf. Wurzelschutzschicht
  • ggf. Trennschicht

Darauf folgt dann der Dachaufbau mit Dachabdichtung, welche bestenfalls wurzelfest ist.

Praxistipp für das Gründach

Bei allen Gründächern unter 3 % Neigung ist zwingend eine Drainagebahn anzuordnen. Das Anbringen eines Substrates auf eine Schutzlage ohne jegliche Drainage ist auf flach geneigten Dächern nicht normgerecht und führt in der Regel auch nicht zu einem zufriedenstellenden Begrünungsergebnis.

Verkehrsflächen/Nutzbeläge

Beispiel Daches mit Nutzbelag.
Beispiel Daches mit Nutzbelag.

Grundsätzlich können Nutzbeläge auf allen beschriebenen Dachaufbauten realisiert werden. Je nach Nutzung der Dachfläche ist jedoch auf eine ausreichend druckfeste Ausführung des Dachaufbaus und hier vor allem der Wärmedämmung zu achten.
In der Regel werden Verkehrsflächen und Nutzbeläge auf entsprechend dimensionierten Schutzlagen realisiert. Je nach Nutzung sind teilweise andere Aufbauten empfohlen. Wichtig ist es, bei der Dachabdichtung darauf zu achten, dass die Produktstärken und Abdichtungsarten entsprechend der Kategorie "genutzte Dachflächen" gewählt werden. Hier sind teilweise dickere Dachabdichtungen notwendig als beim nicht genutzten Dach.

Praxistipp für Nutzflächen

Bei Terrassen, Loggien und Balkonen muss die Entwässerung sowohl in der Abdichtungsebene als auch in der Belagsoberfläche sichergestellt sein. Das heißt, es ist zum Beispiel eine Drainagebahn anzuordnen, welche die Entwässerung auf der Abdichtung sicherstellt. Auf der Ebene des Nutzbelages wird empfohlen, über den Dachentwässerungslementen einen Einlaufrost zu platzieren. Dieser ermöglicht neben der Entwässerung der Belagsoberfläche zusätzlich auch eine jährliche Wartung und Reinigung der Entwässerungspunkte. 

Dächer ohne Wärmedämmung

Bei ungedämmten Dachaufbauten liegt die Abdichtung unmittelbar auf der Unterkonstruktion und wird mit einer Auflast wie beispielsweise Kies versehen oder durch mechanische Befestigung oder einer vollflächigen Verklebung fixiert. Dieser Aufbau sollte nur ausgeführt werden, wenn darunter ein freier Luftaustausch ermöglicht ist (z. B. bei einem Flugdach ohne Wände). Auch bei nicht geheizten, aber geschlossenen Garagen wird als Kondensschutz eine Wärmedämmung im Dachaufbau empfohlen.

Praxistipp für das Dach ohne Wärmedämmung

Im Lebenszyklus eines Bauwerks ändert sich oft dessen Nutzung. So werden bei Flugdächern beispielsweise die Seiten mit Wänden geschlossen oder bei Carports Garagentore installiert. Es wird daher empfohlen, genau zu hinterfragen, ob ein ungedämmter Dachaufbau auch mittel- und langfristig am Bauwerk sinnvoll ist, um spätere Anpassungen zu vermeiden. 

Fazit

Dachaufbauten schützen das Bauwerk mit der Gesamtheit ihrer Schichten und deren An- und Abschlüssen. Abhängig von den Nutzungsanforderungen ist bei diesen Schichten die Verträglichkeit der Baustoffe des Abdichtungssystems untereinander sowie zu benachbarten Bauteilen zu berücksichtigen. Daher sind die beschriebenen Aufbauten als schematische Darstellungen zu verstehen. Objektspezifisch sind teilweise vor allem aufgrund der Vorgaben hinsichtlich des Brand-, Schallschutzes oder bestimmter Nutzungen Abweichungen notwendig. Ebenfalls sorgen die richtigen Dach-aufbauten auch nur in Kombination mit hochwertigen Materialien und vor allem gut ausgeführten Anschlüssen für eine lange Dach-Lebensdauer.
(bt)