Dachkompetenz

Dachentwässerungen richtig ausführen

Flachdach
30.10.2021

Eine dicht ausgeführte Dachabdichtung schützt das Gebäude vor Wassereintritt. Neben diesem Schutz ist es aber genauso wichtig, dafür zu sorgen, dass Wasser auf Flachdächern sicher und schnell abgeführt wird.
Für eine funktionierende Dachentwässerung müssen pro Dachfläche, unabhängig von der Größe, immer mindestens zwei Entwässerungselemente angeordnet werden.
Für eine funktionierende Dachentwässerung müssen pro Dachfläche, unabhängig von der Größe, immer mindestens zwei Entwässerungselemente angeordnet werden.

Für eine funktionierende Dachentwässerung müssen pro Dachfläche, unabhängig von der Größe, immer mindestens zwei Entwässerungselemente angeordnet werden. Gemäß ÖNorm B 3691 muss bei Dachflächen mit punktförmiger Entwässerung zusätzlich zu den Abläufen der einzelnen Teilflächen mindestens ein für die Summe aller Teilflächen dimensionierter Notüberlauf vorgesehen werden. Die Berechnung der Elemente erfolgt nach ÖNorm B 2501 "Entwässerungsanlagen". Die Dachentwässerung muss dabei auf das fünfjährige, die Notentwässerung auf das 100-jährige Regenereignis ausgelegt werden.

Zu einem gut funktionierenden Flachdach gehört das Zusammenwirken von Gefälle und Dachentwässerung.

Marius Amann

Zusammenwirken von Gefälle und Dachentwässerung

Ein Flachdach kann entweder mit einer Dachentwässerung nach innen (Gebäudeinnere) mit Ablauf und Gully, oder nach außen (durch die Attika) mit Speiern ausgeführt werden. Beide Optionen leiten den "normalen" Niederschlag ab. Alle innenliegenden Entwässerungselemente sind rückstausicher anzuschließen. Ist dies nicht der Fall, kann bei Rückstauung (beispielsweise bei Starkregen oder verstopften Wasserleitungen) das Rohr überlaufen und das rückgestaute Niederschlagswasser dringt an der Rohrleitung vorbei in das Gebäude oder in den Dachaufbau ein. Mit der Durchführung einer Dichtheitsprobe des Entwässerungssystems und gegebenenfalls durch Einfärben des Wassers mit Dachfarbstoff kann die Rückstausicherheit der Entwässerungselemente überprüft werden.
Ebenfalls müssen die Abläufe und Gullys vor Herausziehen gesichert werden, sodass das Wasser nicht durch die Kontraktion der Abdichtung eindringen kann.
Das Regelgefälle beträgt am Dach 2 %. Unterschreitungen um die Hälfte auf 1 % sind bei K2-Dächern und bei Sanierungen möglich. Bei Dachkonstruktionen, die sich durchbiegen, ist sogar ein Gefälle von 3 % einzuhalten. Dies dient dazu, dass das Niederschlagswasser zielgerichtet zum Ablaufsystem laufen kann. Die Entwässerungselemente sollten immer an den Punkten platziert werden, an denen sich die Tiefpunkte befinden bzw. wo diese im Zeitverlauf erwartet werden.
Zur Verbesserung der Entwässerung ist der Untergrund für die Abdichtung im Bereich der Dachabläufe abzusenken. Hierbei hat sich eine Absenkung von etwa 2 cm in der Praxis bewährt und wird auch in ÖNorm B 3691 empfohlen. Wird diese Absenkung nicht berücksichtigt, ist mit einer verstärkten Pfützenbildung im Bereich der Dachabläufe zu rechnen.

Gefälle und Durchbiegung – Platzierung am Tiefpunkt.

Einbau der Dachentwässerungselemente

Dachwasserabläufe und Gullys zur Entwässerung in der Fläche sind direkt und dicht mit der Abdichtung verbunden. Der Anschluss an die Dachabdichtung erfolgt bei Kunststoffformteilen homogen durch verschweißen mit TPO/FPO und PVC-Dachabdichtungen. Gebräuchlich sind auch Anschlüsse mit Schraubflansch z. B. bei EPDM Abdichtungen, oder wenn die Art der Abdichtung noch nicht fixiert ist.
Formteile aus Kunststoff oder auch Metall mit aufkaschiertem Bitumen dienen zur homogenen Verbindung mit der Bitumenabdichtung bzw. der Dampfsperre. Der Anschluss der Bitumenabdichtung an das Formteil muss dabei sandwichartig zwischen zwei Lagen erfolgen. Ein einseitiges Aufflämmen ist kein dauerhafter sicherer Anschluss.

Anschluss Formteil mit aufkaschiertem Bitumen.

Die Entwässerungselemente führen das Wasser meist senkrecht durch das Dachpaket oder teilweise auch quer in der Tragkonstruktion (unterhalb des Dachaufbaus bzw. der diffusionshemmenden Schicht).
Bei innenliegender Entwässerung ist auf eine entsprechende Rückstausicherheit zu achten. Bei Speiern erfolgt der Anschluss analog, diese werden jedoch in der Regel direkt durch die Attika nach außen geführt. Ebenfalls müssen die Abläufe und Gullys sowie auch deren Aufstockelemente vor Herausziehen und Schrägstellung gesichert werden. Durch die Kontraktion der Abdichtung bzw. durch wechselnde Lasten und Bewegungen im Dachaufbau und der Unterkonstruktion könnte dies verursacht werden.
Entwässerungspunkte sind mit dem Untergrund fix zu verbinden, sodass Niederschlagswasser nicht in den Dachaufbau eindringen kann. Klassisch werden die Bauteile auf den Untergrund verschraubt, dies wird meist bei Gullys, Abläufen und Speiern so praktiziert. Im Warmdachaufbau kann das Aufstockelement alternativ auch mit einem Klebeschaum fixiert werden. Dadurch wird die notdachtaugliche Dampfsperre in diesem Bereich nicht perforiert. Das Aufstockelement ist dadurch aber auch vor Herausdrehen/Schräglage geschützt.

Anschluss an Dampfsperrebene

Gemäß ÖNorm B 3691 "Dachabdichtungen" sind zweiteilige Abläufe in der diffusionshemmenden Schicht und in der Dachabdichtung eingebunden zu planen. Die untereinander rückstausichere Verbindung hat der Planer nach dem Entwässerungskonzept festzulegen. Dies erfolgt mittels zweiteiligen Entwässerungselementen durch Grundelement, Dichtung und Aufstockelement bzw. bei einteiligen Entwässerungselementen wie Speier, Notüberläufen und teilweise auch Abläufen z. B. mittels Flachdachmanschetten. Diese sorgen für eine luftdichte Verbindung zwischen diffusionshemmender Schicht und Entwässerungselement.

Neben der funktionierenden Dachentwässerung kommt der richtig dimensionierten Notentwässerung eine immense Bedeutung zu.

Marius Amann

Richtig dimensionierte Notentwässerung

Neben der funktionierenden Dachentwässerung kommt der richtig dimensionierten Notentwässerung eine immense Bedeutung zu. Wie auch immer deutlicher spürbar nehmen Starkregenereignisse zu, welche die "normale" Dachentwässerung nicht mehr abführen kann. Gemäß ÖNorm B 2501 müssen das Entwässerungssystem und das Notüberlauf-/Notablaufsystem gemeinsam mindestens das am Gebäudestandort zu erwartende 5 Minuten-Regenereignis mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren r(5,100) ableiten können.
Hier hat sich bei der Überarbeitung der ÖNorm eine Reduktion der Gesamtmenge ergeben, da jetzt beide Systeme (Dachentwässerung und Notentwässerung) gemeinsam das 100-jährige Regenereignis ableiten können. Der unwahrscheinliche Fall, dass die Hauptentwässerung verstopft ist und ein Starkregenereignis zeitgleich auftreten, wird damit nicht mehr berücksichtigt.
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Entwässerungssysteme auch regelmäßig zu warten, um ein Versagen frühzeitig festzustellen. Die Notentwässerung übernimmt zusätzlich auch bei Versagen der primären Entwässerung die Funktion der Hauptentwässerung. Sie ist dann aber unter Umständen nicht mehr in der Lage noch zusätzlich den Starkregen abzuführen.
Bei der Anordnung der Abläufe und Notüberläufe ist die maximale Anstauhöhe zu beachten. Diese darf in keinem Fall zu Wassereintritten bei An- und Abschlüssen führen. Besonders bei Terrassen ist darauf zu achten. Als Faustregel und schnelle Betrachtung gilt, dass die Oberkante des Notüberlaufes niedriger sein sollte als der dichte Anschluss an alle Einbauteile wie Lichtkuppeln, Terrassentüren etc.
Die Notentwässerung ist über die Attika und/oder über verrohrte Notabläufe mit Dachabläufen sicherzustellen. Gemäß ÖNorm B2501 sind im Attikabereich rechteckige Notüberläufe runden Ausführungen vorzuziehen. Diese haben auch deutlich höhere Entwässerungsleitungen und sind damit auch aufgrund der Berechnungen oft notwendig. Die Notentwässerung muss dabei frei auf schadlos überflutbare Grundstücksflächen ausmünden. Es ist besonders darauf zu achten, dass diese nicht auf andere Dächer oder etwa Tiefgaragenabfahrten geleitet wird. 
Notabläufe innerhalb von Gebäuden sind prinzipiell getrennt von der Regenentwässerung zu führen. Das heißt, hier muss dann ein komplett getrenntes Rohrsystem hergestellt werden.

Die Dachentwässerung ist im Regelfall für das fünfminütige Regenereignis mit einer fünfjährigen Wiederkehrhäufigkeit zu bemessen.

Marius Amann

Berechnung der Entwässerungsysteme

Eine richtige Dimensionierung von Dachentwässerungslementen sorgt dafür, dass keine unnötigen Elemente verbaut werden und auch, dass Kanal und Rohrleitungssystem vor Überlastung geschützt werden, da tatsächlich nur das fünfjährige Regenereignis abgeführt wird. Eine kombinierte Berechnung von Dachentwässerung und Notentwässerung ist dabei sinnvoll, da sich die beiden Systeme auch in der Leistung für Starkregenereignisse ergänzen müssen.
Die Dachentwässerung ist im Regelfall für das fünfminütige Regenereignis mit einer fünfjährigen Wiederkehrhäufigkeit zu bemessen. Die Mindestbemessungsregenspende für Dachflächen und Grundstücksflächen ist mit 300 l/(s ha) festgelegt. Es wird aber mit dem am Ort tatsächlich vorkommenden Bemessungsregenspenden gerechnet. Diese bewegen sich in der Regel damit zwischen 300 und 500 l/(s ha).
Eine Reduktion der Bemessungsregenspende wird noch über den Abflussbeiwert gemacht. So haben Nacktdächer einen Abflussbeiwert von 1,0, Kiesdächer mit Rundkorn oder Plattenbeläge auf Split einen Abflussbeiwert von 0,8. Gründächer ab 8 cm Schichtdicke haben einen Abflussbeiwert von 0,5. Dadurch muss bei Dachbegrünungen im Vergleich zum Nacktdach nur noch das halbe Niederschlagswasser über die Dachentwässerung abgeführt werden. Bei stärkeren Gründachaufbauten wird der Abflussbeiwert sogar bis auf 0,1 reduziert.
Bei der Berechnung der Notüberläufe wird das 100-jährige Regenereignis herangezogen. Hier beträgt die Regenspende in etwa das Doppelte bis Dreifache des fünfjährigen Regenereignisses.
Die Berechnung multipliziert dabei die Dachfläche mit der Bemessungsregenspende und dem Abflussbeiwert bei der Dachentwässerung bzw. zieht bei der Notentwässerungsleitung die vorhandene Dachentwässerung ab. Hier ist es sinnvoll eine exakte Berechnung für das Dach durchführen zu lassen, da im Vorfeld die Regenspende für den jeweiligen Ort durch Interpolation der Messpunkte ermittelt werden muss. Diesen Service bieten kompetente Dach-Unternehmen an. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Berechnung auf den exakten Ort des Objektes und nach ÖNorm-Vorgaben durchgeführt wird.

Regelmäßige Wartung gibt Sicherheit

Damit die Entwässerungselemente auch lange und gut funktionieren müssen diese regelmäßig, aber zumindest einmal jährlich gereinigt und gewartet werden. Abläufe sind hierzu gemäß ÖNorm B 3691 zu Wartungszwecken zugänglich auszubilden, um in entsprechenden Intervallen kontrolliert, gereinigt, gewartet und auf ihre Funktions­tüchtigkeit überprüft werden zu können.
Mit der richtigen Positionierung und Dimensionierung, einem guten Anschluss und einer regelmäßigen Wartung sorgen die Entwässerungselemente verlässlich dafür, dass das Niederschlagswasser schnell und sicher vom Dach geführt wird. Damit kann die Abdichtung des Daches optimal ihre Aufgabe erfüllen und das Gebäude darunter schützen.

Branchen
Dach + Wand