Smart Home

Das bringt die digitale Revolution

„Messen, Steuern und Regeln“ hält einen erheblichen Teil am Arbeitsalltag von Installateuren. Daher ist die Auswahl entsprechender Geräte und Systeme von zentraler Bedeutung.

Trotz der rasanten Entwicklungsschritte in Sachen „Smart Home“ werden sich einige der maßgeblichen Arbeitsfelder in unserer Branche nicht ändern bzw. sogar erst recht an Bedeutung gewinnen. Denn alles, was in Sachen Haustechnik in Gebäuden verbaut wird, muss regelmäßig gemessen, gesteuert und geregelt werden. Für den Einbau und die Wartung von Heizsystemen bedarf es beispielsweise exakter Messgeräte, um Druck und Temperatur, Dichtheit, Abgasausstoß, pH-Wert und Leitfähigkeit, Entfernung und Flächen, Oberflächentemperatur, Spannung und Stromstärke sowie den Differenzdruck zur Anlagenregulierung zu messen bzw. erfassen zu können. Auch das Wissen über pH-Wert und Leitfähigkeit sind wichtig, da sie für die Güte des Heizungswassers bezeichnend sind. Zentral ist zudem die Abgasmessung, um eine Heizungsanlage überhaupt erst in Betrieb nehmen zu können. Ohne regelmäßige Kontrolle der Konzentration der Abgasinhaltsstoffe und des Wirkungsgrades dürfen derartige Geräte nicht genutzt werden. 

Auch in den Schwesterndisziplinen "Sanitär" sowie "Klima und Lüftung" zeigt sich ein ähnliches Bild. Viele Mess- und Steuergeräte aus der Heizungstechnik überschneiden sich in ihrer Funktion mit diesen Bereichen. Bei Abnahmen von Trinkwasser-Installationen ist unter anderem etwa die nasse oder die trockene Dichtheitsprüfung erforderlich, die mittels exakter Messtechnik belegen muss, dass ordentlich gearbeitet wurde. Bei letzterer wird beispielsweise in Abschnitten die Rohrleitungsinstallation mit öl-und staubfreier Druckluft oder Inertgas beaufschlagt. Die ÖNORM B 2531 sieht ein zweigeteiltes Verfahren vor, das aus einer Dichtheits- und der Belastungsprüfung besteht.

Technische Erleichterungen

Neben dem Prüfen und Messen, gewinnt vor allem die Regelung - besonders im Sanitärbereich - eine immer wichtigere Bedeutung. Vor allem was den Wohlfühlfaktor betrifft, sind die innovativen Lösungen der Industrie enorm zahlreich. Badekomfort pur versprechen etwa die elektronischen Mischeinheiten der Multiplex Trio E-Familie von Viega. Jedes Familienmitglied kann für sein Vollbad ein eigenes Nutzerprofil anlegen: Wie hoch soll der Wasserstand sein, und welche Temperatur soll das Bad haben? Die Einstellungen können direkt über ein Display-Element an der Armatur vorgenommen, auf dem sowohl die aktuelle Wassertemperatur angezeigt wird wie auch das Menü zum Abruf und zur Speicherung der verschiedenen Parameter erscheint. Auf Wunsch kann aber auch noch ein zusätzliches WLAN-Modul installiert werden, mit dem die Badewanne in ein vorhandenes Heimnetzwerk eingebunden wird und dann auch eine Steuerung per Smartphone ermöglicht.

Grohe will mit seiner SmartControl seinen Kunden ein völlig neues Duscherlebnis vermitteln: Je nach Stimmung kann der Benutzer über drei Regler Strahlart und Wassertemperatur nach Belieben variieren, mit Feineinstellungen vom leichten Sommerregen bis zur belebenden Duschmassage. Die Einstellungen können auch gespeichert werden und später per Knopfdruck wieder abgerufen werden.

Während die meisten Smart Home-Lösungen auf Komfort und Automatisierung abzielen, beschreitet Amphiro den umgekehrten Weg: Ein intelligentes, in die Dusche eingebautes Device gibt dem Benutzer sowohl während wie auch nach dem Duschen Auskunft über seinen Energie- und Wasserverbrauch und soll ihn so auf sanfte, spielerische Weise – etwa durch virtuelle „Wettbewerbe“ mit anderen Anwendern – zu einem umweltbewussteren Verhalten bringen.

Lösung gegen Stagnationswasser

Mindestens genauso wichtig wie Komfort und Umweltschutz ist im Bereich der Wasserinstallationen der Sicherheitsfaktor: In abgestandenem Stagnationswasser etwa können sich bekanntlich gefährliche Legionellen bilden. Wenn ein Wasserauslass längere Zeit unbenutzt ist, etwa in Ferienwohnungen oder einem Gäste-WC, besteht die Gefahr, dass sich in dem Stagnationswasser in den Rohren gefährliche Keime ansammeln. Normalerweise kämpft man dagegen an, indem man alle Wasserhähne aufdreht und ein paar Minuten laufen lässt, es geht aber auch komfortabler. So können etwa elektronische Armaturen Abhilfe schaffen: Eine Zeitsteuerung sorgt dafür, dass in vorgegebenen Intervallen eine sogenannte Hygienespülung durchgeführt wird, das heißt, regelmäßig für ein paar Sekunden Wasser abgelassen wird, sodass sich immer frisches, unbedenklich trinkbares Wasser in der Leitung befindet. Die WimTec Viva etwa, die mit diesem Feature ausgestattet ist, hat dazu noch eine zweite Hygiene-Funktion: Die Bedienung kann sowohl über den Mischergriff wie auch berührungslos über einen Infrarot-Sensor erfolgen.  

Schutz vor Wasserschäden

Noch einen Schritt weiter geht Hansgrohe mit seiner "Pontos Base". Dieses System prüft die Leitungen auf Wasserleckagen und erkennt unerwünschten Wasserverbrauch. Die runden Feuchtigkeitssensoren, "Pontos Scout", werden überall dort platziert, wo Schäden durch unkontrollierten Wasseraustritt, Frost, Luftfeuchtigkeit oder ungewöhnliche Temperatur verhindern werden sollen. Sobald individuell eingestellte Grenzwerte überschritten werden, oder das System einen Schadensfall vermutet, informiert das System umgehend per Alarmton und/oder Push-Nachricht aufs Handy. Auch Grohe bietet mit "Sense Guard", das direkt in die Hauptwasserleitung eingebaut wird, eine kontinuierliche Überwachung von Wasserfluss, Wasserdruck und Temperatur. Das lernfähige System stellt sich auf den normalen Wasserverbrauch im Alltag ein, und kann daher Abweichungen und ungewöhnliche Verbrauchsmuster unmittelbar erkennen. Selbst kleinste Lecks, die normalerweise jahrelang unbemerkt bleiben können, oder tropfende Wasserhähne, werden von beiden Systemen registriert, sodass der Benutzer entsprechend reagieren kann.

Was sich am Messen, steuern und regeln seit gestern geändert hat

Worauf es bei den aktuellen Geräten und Systemen besonders ankommt, haben wir mit Johann Kegele (Afriso-Euro-Index) und Dr. Markus Parth (Testo) zwei ausgewiesene Experten gefragt.

Die digitalen Möglichkeiten zur Zusammenführung bzw. Analyse von Daten hat die Mess-, Steuer- und Regeltechnik revolutioniert. Was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die signifikantesten „Game Changer" seit der Transformation dieser Geräte aus der analogen Welt?

Johann Kegele, Afriso: Das „Zauberwort" heißt hier "Daten" (Menge, Verfügbarkeit, Archivierung, Evaluierung, etc.). Diese sind das A & O der Digitalisierung. Sie können inzwischen aufgrund der Miniaturisierung – ja Mikronisierung – der elektronischen Komponenten mit der einhergehenden Leistungserhöhung und in Verbindung mit diversen Software-Anwendungen (Apps, usw.) nahezu immer und überall extrem günstig verwendet werden. Als „Game Changer" können hier vor allem die tragbaren Mini-Computer in Form von Smartphones/Tablet-PCs gesehen werden. Prinzipiell kann heute jede Art der Sensorik digitalisiert und dadurch vielen sinnvollen Applikationen zur Verfügung gestellt werden.

Dr. Markus Parth, Testo: Durch die Digitalisierung der Messtechnik entstanden bzw. entstehen neue und noch nie dagewesene Möglichkeiten. So ist es aktuell möglich, komplette Protokolle und Messberichte direkt auf dem Messgerät selbst zu generieren und die Daten direkt dem gewünschten Empfänger elektronisch zu übermitteln. Dadurch reduziert sich die Nacharbeit enorm, und Kundenaufträge können schneller und effizienter abgeschlossen werden. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber es wird in den kommenden Jahren auf diesem Sektor noch großartige Entwicklungen geben, die die Bedienung und die Aufbereitung von Daten noch weiter vereinfachen werden - man darf also gespannt sein!

Derartige Geräte sind oft in komplexe Cloudkonzepte integriert. Was bringt das für Vorteile?

Parth: Ja, von Speicherhardware unabhängige Cloudkonzepte halten Einzug in die Messtechnik. Ein Internetzugang reicht, um stationär oder mobil auf die Daten zugreifen zu können. Diese Daten können versendet, geteilt oder bei entsprechendem Zugriffsrecht gemeinsam bearbeitet werden. Der Hauptvorteil von cloudbasierter Datensicherung liegt daher in der Effizienzsteigerung und der einfachen Verwendung für den Endkunden. Ein weiterer Vorteil liegt in der Kosteneinsparung. Einerseits sind die Kosten durch die meist monatliche Abrechnung gut kalkulierbar und es bedarf keiner längerfristigen Kapitalbindung, da keine Kosten für Hardware, Software, Wartung, Ausfallsicherheit, IT-Fachleute etc. anfallen. Zudem können verzweigte Standorte oder Filialen relativ einfach und zu geringen Kosten an die IT-Infrastruktur angebunden werden.

Kegele: Der Datenzugriff überall und zu jeder Zeit auf dem gesamten Planeten stellt de-facto den größten Vorteil dar.

Skeptiker sehen in den digitalen Mess-, Steuer- und Regelgeräten nicht nur eine Einfallstüre für potenzielle Computerhacker, sondern orten auch Unbehagen bezüglich der Möglichkeit zur missbräuchlichen Verwendung ihrer Daten. Was antworten Sie auf derartige Ängste dieser Menschen?

Kegele: Der technische Fortschritt mit seinen Vor- und Nachteilen lässt sich nicht wirklich aufhalten (evtl. verzögern). Deshalb muss hier sowohl der Gesetzgeber als auch die Gesellschaft stets mit den Entwicklungen schritthalten, ggf. Reglementierungen festlegen sowie erforderliche Sicherheit anwenden, wie etwa bei persönlichen/sensiblen Daten. Jedenfalls soll die individuelle traditionelle Nutzung oder Anwendung digitaler Technik respektive Daten stets frei wählbar bleiben. Nur so kann die Skepsis oder gar Angst vor der digitalen Transformation reduziert bzw. nötigenfalls im Rahmen des allseits Vertretbaren gehalten werden. Neue technische Errungenschaften werden immer entsprechende Wirkungen in das gesellschaftliche Gefüge bringen. Dabei sollen erforderlichenfalls gegensteuernde Maßnahmen (Datenschutz, Gesetze, Regelungen, etc.) so zeitnah behandelt werden, dass etwa Risiken oder wirtschaftliche Zwänge für Betroffene minimiert werden. Ganz besonders müssen die Ethik wie auch soziale Auswirkungen stets in akzeptabler Balance bleiben.

Parth: Das ist in der Tat ein wichtiger Aspekt, da man vor Hackern und der missbräuchlichen Verwendung von Daten nie 100% geschützt ist. Ein positiver Aspekt ist, dass der Zugriff und der Zutrittsschutz auf Daten durch die Administrierung des Cloudanbieters geregelt wird. Wir von TESTO nehmen dieses Thema sehr ernst. Unser Geschäftsmodell liegt allerdings nicht in der Generierung und dem Handeln von Daten, sondern in der Entwicklung von Gesamtlösungen, die dem Kunden die Arbeit erleichtern sollen.

Wir haben Installateure hinsichtlich ihrer Wünsche an derartige Geräte befragt. Das Ergebnis auf einen Satz verdichtet: Für Installateure wichtig ist eine möglichst selbsterklärende Bedienbarkeit, eine präzise Messung, Kompatibilität und Flexibilität sowie robuste, langlebige Modelle. Inwieweit entsprechen Ihre Produkte diesem Anforderungsprofil? Haben Sie spezielle Schulungen bzw. Erklärvideos im Angebot?

Kegele: Genau solche Aspekte sind Hauptziele von Afriso. Das Vertrauen der Kunden zu unseren Produkten basierte schon immer auf Wirtschaftlichkeit und den Qualitätskriterien der Zuverlässigkeit, Robustheit, Langlebigkeit und Flexibilität (etwa CAPBs in Bezug auf die Vielseitigkeit der Einsatzmöglichkeiten). Die Verwendung von Afriso-Messtechnik ist keine Hexerei, unkomplizierte intuitive Bedienbarkeit zählt zur Grundausstattung. Bei anspruchsvolleren Anwendungen sind Tutorials und informative Beispielvideos erhältlich.

Parth: All unsere Produkte entsprechen diesem Anforderungsprofil. In unsere Produkte fließen die weltweite Markterfahrung, das Know-how und das Kundenfeedback von über 60 Jahren. Wir bieten unseren Kunden Inhouse-Seminare, Webinars, Videos, Produktschulungen und unterstützen sie per Fernwartung oder Telefon. Vielen unseren Kunden präsentieren wir die Produkte direkt in ihrem Anwendungsbereich um den optimalen Nutzen sicherzustellen.

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