Clever und energieeffizient bauen für jeden

Passivhaus
30.06.2017

 
„Wollen wir nicht länger die Fieberkurve unseres Planeten in die Höhe treiben, dann müssen wir jetzt handeln.“ 1.200 Teilnehmer aus 60 Nationen waren zur Internationalen Passivhauskonferenz nach Wien gekommen, um für energieeffizientes Bauen und mit „Passivhaus für alle“ weltweit für ein besseres Klima zu sorgen.

Helga Kromp-Kolb, Leiterin des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der Wiener Universität für Bodenkultur, fackelte in ihrer Keynote nicht lange herum: „Die Herausforderung des Klimawandels ist riesig und sehr dringend und fordert ein neues Verständnis unserer Existenz – die Vernetzung von Mensch und Planeten.“ 3.200 GT (Gigatonnen) CO2 repräsentiert das weltweite CO2-Budget für 2 °C Klimaerwärmung, und wir haben bereits 2.200 GT davon ausgegeben. Wenn man die verbleibenden 1.000 GT gleichermaßen verteilt und so weitermacht, darf Österreich nur noch 14 Jahre CO2 emittieren. „Ja richtig, nur noch 14 Jahre! Und natürlich ist 2 °C kein ‚sicheres‘ Niveau, nur ein Niveau mit etwas weniger Risiko im Spiel des Zauderns, das wir mit uns und unserem Planeten spielen“, ermutigte Helga Kromp-Kolb auch in Hinblick auf den Bausektor alle zum sofortigen Handeln.

„Die Technologie für energieeffizientes Bauen ist seit 25 Jahren da. Jetzt geht es darum, das auch wirklich umzusetzen und clever zu bauen!“, erklärte Günter Liebel, Sektionschef im Umweltministerium. „Die Ratifizierung des Pariser Abkommens erfolgte in Rekordzeit und ist ein einzigartiges Beispiel in der internationalen Staatengemeinschaft. Die Umsetzung fordert nun uns alle und einen Dialog zum energieeffizienten Bauen und Sanieren“, so Liebel.

Scott Foster, Leiter des Bereichs „Nachhaltige Energie“ in der Europakommission der Vereinten Nationen, zielte in seinem Vortrag ebenfalls auf Gewohnheiten ab. „Wir müssen das System durchbrechen, das darauf ausgelegt ist, immer mehr Energie zu produzieren und zu liefern.“ Das müsse auch den Verbrauchern klar werden. Sie kümmerten sich im Allgemeinen eher wenig darum, woher die Energie stammt, die sie verbrauchen.

„Mit Verstand für jeden leistbar und machbar“

Bei den insgesamt 140 Vorträgen aus mehr als 30 Ländern weltweit in 16 Arbeitsgruppen wurde die Vielfältigkeit und hohe Qualität der spannenden Passivhausprojekte deutlich. Dazu zählen auch die Präsentationen über die ersten umgesetzten ambitionierten Sanierungen im sozialen Wohnbau auf EnerPHit- und Passivhaus-Standard von insgesamt 70.000 Quadratmeter Nutzfläche, die in Innsbruck im Rahmen des EU-Projekts Sinfonia Smart District aktuell realisiert werden. Ebenso Beiträge aus dem ländlichen Raum: Wie verwandelt man ein regionaltypisches, kulturhistorisch bedeutsames Bauernhaus in ein Energie-Plus-Haus? Kann man ein 60 Zentimeter starkes Steinmauerwerk durch eine 30 bis 40 Zentimeter starke Zellulose-Innendämmung zu einer Passivhauswand aufrüsten? Und: Lüftungskanäle (Zuluft) aus Zirbenholz. Das Passivhaus macht’s möglich, genauso wie als Kontrast dazu das mobile Passivhaus mit 40 Quadratmetern Wohnfläche aus dem 3D-Drucker.

Auf der gleichzeitig stattfindenden Passivhaus-Fachausstellung zeigten im Congress-Center der Messe Wien rund 100 Aussteller ihre Produkte bezüglich energieeffizienten Bauens, darunter Fenster, Dachbodentreppen, Materialien für die Dämmung, Katzenklappen und natürlich Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung. Immer mehr Hersteller lassen ihre Produkte als Passivhauskomponenten zertifizieren. Mehr als 870 Produkte sind aktuell in der Komponentendatenbank des Passivhaus-Instituts verzeichnet. 

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