„Wir wollen mit unserem Logo auf die Bautafel!“

Gebäudehüllen werden wichtiger, ihre Schnittstellen komplexer. Umso wichtiger wird eine gemeinsame „Sprache“.
Auf dem Wiener Reumannplatz entsteht unter der Mithilfe der HR Gebäudehüllen GmbH aktuell ein Großprojekt.
Auf dem Wiener Reumannplatz entsteht unter der Mithilfe der HR Gebäudehüllen GmbH aktuell ein Großprojekt.
Mit Kosaplan arbeitet man zurzeit in Wiener Neustadt an der Gartenstadt Bechtolsheim.

Überall, wo bei Bauprojekten das planende auf das ausführende Gewerk trifft, entstehen Schnittstellen. Daher bedarf es einer gemeinsamen Sprache, gemeinsamer Begriffe und auch eines Verständnisses für die jeweils andere Seite. Genau deswegen bergen diese Schnittstellen auch ein erhöhtes Risikopotenzial, vor allem weil oftmals nicht nur ein Gewerk davon betroffen ist, sondern gleich mehrere auf einmal. So auch bei der Gebäude­hülle. Dieser kommt beim Bau von Gebäuden eine immer entscheidendere Bedeutung zu. Sie trägt wesentlich zur Qualität von Bauleistungen bei, erfordert immer spezifischeres technisches Fachwissen und stellt einen wichtigen Punkt des Bauwerkschutzes dar. Umso wichtiger wird es deswegen, eine Gesamtbetrachtung der Gebäudehülle mit allen beteiligten Gewerken zu forcieren, um durch gewerkeübergreifendes Verständnis Schnittstellen und Probleme frühzeitig zu erkennen.

Übersetzungshilfe

„Gerade die Hülle ist einer der wichtigsten Teile eines Gebäudes, viel zu wichtig, um dem Risikopotential kaum Beachtung zu schenken, und sich später über die hohen Fehlerkosten zu wundern“, stellt Roman Hammerschmiedt, Geschäftsführer der HR Gebäudehülle GmbH, fest. „Zusätzlich kann man durch eine gute Abstimmung die Baukosten erheblich senken.“ Deswegen bietet­ er mit seinem Geschäftspartner Andreas Lang seit April 2016 ein Schnittstellenmanagement für genau diesen Bereich an. „Wir unterstützen durch unsere Arbeit im Prinzip alle an der Gebäudehülle beteiligten Firmen und sprechen auch deren ‚Sprache‘“, so Hammerschmiedt. Man sieht sich als eine Art Präventivabteilung, die „versucht zu wirken, bevor etwas passieren kann“. Das Beratungs- und Planungsangebot des Büros umfasst die Ausarbeitung von Gebäudehüllendetails nach ökonomischen, ökologischen und ablauftechnischen Gesichtspunkten, also die Koor­dination der Einzelgewerke inklusive einer Auswahl von geeigneten Produkten. Im Wärme- und Schallschutz erfolgt die Ausarbeitung nach bauphysikalischen Gesichtspunkten auf dem aktuellen Stand der Technik. Zusätzlich arbeite man gerade an einer ergänzenden Dienstleistung, die das Monitoring von Gebäude­hüllen umfassen soll. Hierbei soll es sich um die ständige Überwachung der Gebäude­hülle durch Sensoren handeln. Dadurch will man der Gebäudehülle und ihren Schnittstellen den Stellenwert zukommen lassen, den sich beispielsweise die Bauphysik schon erarbeitet hat.

Erfahrung lindert Probleme

Die Idee für die eigene Firma ergab sich aus der alltäglichen Arbeit der beiden Geschäftspartner sowie aus der Erfahrung, das Zusatzwissen eigneten sie sich auf der Technischen Universität (TU) Wien im Lehrgang „Planung und Überwachung von Gebäudehüllen“ an. Hammerschmiedt leitet in dritter Generation den Spenglerei Betrieb, die Hammerschmiedt Spenglerei und Abdichtungstechnik GmbH, die sich auf die Geschäftsfelder Spenglerei, Abdichtungstechnik sowie hinterlüftete Fassaden spezialisiert hat. „Durch diese ausführende Arbeit sowie meine vorhergehende zehnjährige Erfahrung in den Bereichen Bauleitung, Kostenkalkulation und Planung kenne ich beide Seiten der Geschäftsbeziehung“, erklärt ­Hammerschmiedt. „Die Kluft zwischen der planenden und der ausführenden Seite geht dabei oftmals weit auseinander.“ Deswegen sei es wichtig, so früh wie möglich, am besten schon in der Planungsphase, alle Schnittstellen zu erkennen und so zu planen, dass alles Weiterführende, von der Ausschreibung bis hin zur Bauabwicklung, richtig abläuft. Dies sichert einerseits die Qualität der Gebäudehülle und senkt andererseits die Kosten. Hier könne man einiges bewegen, dennoch sei ihre Arbeit oftmals noch „missionarischer“ Natur, da noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden müsse. Allem voran die Frage nach der Notwendigkeit bedarf einer Antwort.

Bildlich gesprochen

„Das Erste, was man zu hören bekommt, wenn man jemandem seine Arbeit erklärt ist: ‚Das können wir doch selber auch, was könnt ihr besser als ich?‘“, stellt Hammerschmiedt fest. Die Antwort liege aber auf der Hand: „Wir kennen beide Seiten der Arbeit aus persönlicher Erfahrung.“ Daher wisse man, worauf zu achten ist, auch wenn es natürlich keine Patentlösungen gebe, und man könne Ansätze bieten, die Risiken abfangen sollen. Hinzu komme die Bewusstseinsentwicklung während der Projektabwicklung. Viele Planer oder Architekten würden jedes Jahr das Rad neu erfinden wollen, welche Probleme dies aber an gewissen Schnittstellen mit sich bringt, sei ihnen nicht immer bewusst. „Deswegen arbeiten wir auch zusätzlich an der Erstellung von Leitfäden für Büros, damit einerseits Bewusstsein geschaffen wird und man andererseits alles gleich zur Hand hat, wo man Informationen darüber bekommt oder wen man fragen kann“, erklärt Hammerschmiedt. Und auch wenn es so wirkt, als würde die Hauptaufgabe der beiden Geschäftspartner momentan noch im Erklären ihres Ansatzes liegen – „intensive Beratungen sind einfach notwendig, da sich die Arbeit und ihr Nutzen nicht bildlich darstellen lassen“ –, die ersten Projekte sind schon am Laufen.

Etablierung erforderlich

Erste Partner hat man bereits mit der Kasaplaner GmbH, der CAD Office Müllner GmbH und Alexander Löbus von der Green Urban Living GmbH gefunden. Ersteren half man bei der Umsetzung der Projekte Motobike Winkelmayer in Bad Vöslau und der Wohnhausanlage Junges Wohnen in Bad Vöslau. Mit dem Immobilienprojektentwickler Löbus arbeitet man gerade an einem Bauvorhaben auf dem Reumannplatz 20 in Wien. Auch weitere Firmen hätten schon ihr Interesse bekundet, mehrere Aufträge seien bereits in Aussicht. Das erklärte Ziel, neben dem wirtschaftlichen Erfolg der eigenen Firma sowie dem Fußfassen in der Klientel der Bauträger, ­Planer und Architekten, ist für Hammerschmiedt jedoch ein ganz anderes: „Ich würde mir wünschen, dass wir bei unseren Projekten auf jeder großen Bautafel mit unserem Logo vertreten sind. Am liebsten wäre es mir zwischen Bauphysiker und Statiker.“

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