Fenster zu, Frischluft rein

Verbundfenster
11.12.2017

 
Der Fensterhersteller Katzbeck und die HFA haben ein Fenster entwickelt, das eine dauerhafte Lüftung mit Vorwärmung der Luft ganz ohne Strom ermöglicht. 
Das Verbundfenster besteht außen aus einer Floatglasscheibe und einer innen liegenden Isolierverglasung. Die in den Innenraum strömende Zuluft wird im Pufferbereich zwischen den Scheiben vorgewärmt.
Das Verbundfenster besteht außen aus einer Floatglasscheibe und einer innen liegenden Isolierverglasung. Die in den Innenraum strömende Zuluft wird im Pufferbereich zwischen den Scheiben vorgewärmt.

Der burgenländische Fensterhersteller Katzbeck und die Holzforschung Austria (HFA) haben mit „Window Air“ gemeinsam ein neuartiges Verbundfenster mit integrierter Lüftungsfunktion entwickelt. Mit dem System ist ein dauerhafter hygienischer Luftwechsel möglich, der auch der Schimmelbildung vorbeugt – ohne das Fenster zu öffnen. Für die Entwicklung der Produktinnovation haben Katzbeck und die HFA nun den Kooperationspreis 2017 des Forschungsnetzwerks ACR erhalten.

PUFFER ALS HEIZUNG

Das Prinzip hinter dem System ist denkbar einfach: Anders als bei gängigen Fensterlüftern wird die in den Innenraum strömende Zuluft in einem Pufferbereich zwischen den Scheiben des Verbundfensters vorgewärmt. Auf diese Weise lassen sich Zugerscheinungen vermeiden und beim Lüften Wärmeverluste reduzieren. Das Fenster selbst besteht aus einer äußeren Floatglasscheibe und einer innenliegenden Isolierverglasung. An der Außenseite des unteren Fensterrahmens befinden sich Öffnungen, ebenso auf der Innenseite des oberen Rahmens. Durch die unteren Öffnungen dringt von außen frische Luft ein, wird im Zwischenraum erwärmt, steigt auf und strömt – in den Wintermonaten – durch den oberen Lüftungsschlitz ins Rauminnere. Im Pufferraum zwischen den Scheiben ist außerdem eine Jalousie angebracht. „Diese muss nicht sein, aber wir haben bei der Entwicklung festgestellt, dass sie die Wirkung – je nach Farbe der Jalousie – noch positiv verstärkt“, sagt Julia ­Bachinger, Bauphysikerin bei der HFA. Um zu vermeiden, dass im Sommer zu warme Luft den Innenraum unnötig aufheizt, lässt sich die Öffnung an der Oberseite mit einer Klappe verschließen – die Luft wird dann statt­dessen am oberen Ende des Rahmens wieder nach außen abgeleitet. 

HYGIENISCHER LUFTWECHSEL

Die Idee für das Projekt stammt ursprünglich von der Firma Katzbeck. „Die Bauweisen werden immer luftundurchlässiger, was die Schimmelbildung begünstigt, wenn man nicht regelmäßig lüftet. Zugleich sollen die Fenster natürlich auch dazu beitragen, Energie zu sparen und Kosten zu senken“, sagt Manfred Deutsch, Geschäftsführer des auf Holz-Alu- und Holzfenster spezialisierten Fensterherstellers. Ziel war es deshalb, ein Fenster zu entwickeln, das zugleich als Belüftung funktioniert und einen hygienischen Luftwechsel zulässt – ohne dabei Strom zu verbrauchen. Bei der Holzforschung Austria tüftelte Bachinger mit ihrem Team in vielen Stunden am Prüfstand daran, wie beispielsweise die Luftöffnungen vor eindringendem Wasser wie bei Schlagregen geschützt werden können. Letztendlich fand man eine Lösung, bei der die Außenöffnungen im Holz-Alu-Fenster (Gesamtstärke inklusive Flügel: 115 mm) kaum sichtbar zwischen Alu-Schienen verborgen sind, nach innen hin sind sie ebenfalls gut versteckt. Zudem testete das Entwicklungsteam das Verbundfenster in einer einjährigen Testphase am Forschungshaus des HFA-Standorts in Stetten (Niederösterreich), verglich es mit einem herkömmlichen Fenstermodell und sammelte Daten, die eine genaue Analyse der Vorgänge im  Fensterzwischenraum ermöglichten. 
Die Holzforschung Austria profitierte durch das Projekt so von einem Know-how-Zuwachs, für Katzbeck wiederum bringt die Innovation auch einen technologischen Vorsprung am Fenstermarkt. (red/acr) www.katzbeck.at, www.holzforschung.at

Branchen
Tischlerei