Brikettierung

Pressen statt wegwerfen

Top-Artikel Tischler
16.10.2023

Aktualisiert am 18.10.2023
Als nachhaltige Alternative zur teuren und aufwendigen Lagerung und Entsorgung von Holzspänen bietet sich eine Brikettierung der Reststoffe an. Diese Lösung spart Platz und Kosten und entfaltet ihren vollen Nutzen, sobald die Briketts als Heizquelle genützt werden.
Brennende Briketts

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. So lautet ein altes Sprichwort, das sich aus dem Tischleralltag in viele Bereiche des menschlichen Alltages hinein interpretieren lässt. Späne fallen in der Tischlerei oft in Massen und nicht nur durch Hobeln an. Auch Tätigkeiten wie das Fräsen oder Sägen sorgen für volle Spänebunker. Hinzu kommen Stäube vom Schleifen unterschiedlichster Materialien. Dabei sind die jeweils anfallenden Volumina im Betrieb so unterschiedlich wie die umgesetzten Projekte. Sind es beim Fenster- oder Treppenbau hauptsächlich Späne aus Massivholz, fallen beim Möbel-, Messe- und Ladenbau Späne und Stäube von der Verarbeitung unterschiedlichster Plattenmaterialien an. So enstehen mitunter ganz unterschiedliche Spanvolumen und Zusammensetzungen.

Unterschiedliches Volumen

Hartholzspäne haben andere Eigenschaften als die Späne von weicheren Holzarten. Sägespäne vom Massivholzzuschnitt in Faserrichtung unterscheiden sich von jenen, die beim Zuschnitt eines Plattenwerkstoffes anfallen. Und was passiert mit den Abfällen, die im Hacker landen? Auch sie landen letztlich in einem Spänesilo. Nicht nur das Material und die verarbeiteten Materialvolumen, auch die eingesetzten Maschinen und Werkzeuge beeinflussen die Zusammensetzung dessen, was später im Depot landet. So werden unter anderem die anfallenden Volumina maßgeblich beeinflusst. Daher ist es gerade für Betriebe, die flexibel die große Bandbreite des Tischlerhandwerks abdecken, oft nur schwer abzuschätzen, wie weit die vorhandenen Lagerkapazitäten ausreichen. Aber auch kleinere Tischlereien, die vorrangig im Privatkundensektor arbeiten und in der Werkstatt mobile Entstauber einsetzen, suchen oft nach Lösungen für die im Tagesgeschäft anfallenden Späne und Stäube. Leider müssen diese allzu oft kostenpflichtig entsorgt werden.

Vorsicht bei der Lagerung

Werden Späne und Stäube in größeren Mengen abgesaugt und in größeren Mengen gelagert, können daraus durchaus Gefahren entstehen. Daher gilt es, eine Vielzahl an Vorschriften zum Beispiel bei der Planung, dem Bau und Betrieb eines Spänesilos zu beachten und einzuhalten – denn es geht um die allgemeine Sicherheit im Betrieb. Unter anderem betroffen sind der Gesundheitsschutz, der Unfallschutz, der Explosionsschutz, der Brandschutz und der Umweltschutz. Auch ein Löschwasseran-schluss muss vorhanden sein. Dies sollte in die Planung eines Spänesilos mit einfließen.

Holzbriketts in verschiedenen Formen.
Holzbriketts lassen sich in viele verschiedene Formen pressen.

Gute Alternative: Brikettierung

Durch den Einsatz einer Brikettierung können die anfallenden Reststoffe wie Späne und Staub wesentlich besser gehandhabt werden. Vorteile sind der einfachere Transport, die leichte Lagerung sowie eine minimale Staubentwicklung. Zudem lassen sich die Brand- und Explosionsgefahren erheblich reduzieren. Zusätzlich wird nach dem Pressen bis zu 90 Prozent weniger Volumen für die Lagerung benötigt – so entsteht wertvoller Platz, der anderweitig zur Verfügung steht. Kaum vorstellbar, auf welches Volumen sich ein Kubikmeter Staub und Späne durch den Einsatz einer Brikettierung reduzieren lassen. Auch die nicht unerheblichen Entsorgungskosten für Späne und Staub entfallen. Weiters erhält man einen wertvollen Energielieferanten, der in der kalten Jahreszeit die Heizkosten verringert. Im Heizwert entsprechen etwa zwei Kilogramm Holzbriketts einem Liter Heizöl. Das entspricht in etwa zehn Kilowatt (kW). Sollten mehr Briketts anfallen, als in der Heizsaison benötigt werden, kann daraus – gerade in Betrieben mit einem hohen Spanaufkommen – ein neuer Geschäftszweig entstehen.

Unterschiedliche Behälterausführungen
Unterschiedliche Behälterausführungen sind erhältlich.

Verschiedene Brikettformen

Zum Pressen von Holzspänen kommen verschiedene Bauformen von Brikettpressen zum Einsatz, die Folge sind unterschiedliche Brikettformen. In verschiedenen Durchmessern von 40 bis 80 Millimetern lassen sich auch Holzbriketts in einer eckigen Form 60 mal 150 Millimetern pressen. Hier spielen die anfallenden Spänevolumen eine große Rolle. Während im Tischlerhandwerk oft runde Briketts gepresst werden, presst man in der industriellen Fertigung – bedingt durch die große Menge an Holz-spänen – eher eckige, großformatige Holzbriketts. So lässt sich ein größeres Spanvolumen in ein Brikett pressen, damit werden Stau- und Lagerraum besser genützt, die Verpackung und der Transport werden vereinfacht.

Brikettierungsbehälter

Holz ohne Zusatzstoffe

Schaut man sich das Funktionsprinzip einer Brikettpresse für Holzspäne an, wird sehr schnell klar, dass ausschließlich die in der Werkstatt anfallenden Holzabfälle verarbeitet werden – unabhängig davon, ob eine Zangenpresse, Matritzenpresse oder eine Entwässerungspresse zum Einsatz kommen. Auf jegliche Zusatzstoffe in Form von Klebern und Bindemitteln kann verzichtet werden. Einzig durch Druck und Reibung sowie durch die entstehende Prozesswärme werden die Bestandteile des Holzes aktiviert, die einen Zusammenhalt der Späne ermöglichen. Einige Brikettpressen arbeiten zusätzlich mit einer Heizung: Beim Pressvorgang wird Wärme benötigt, die über eine Heizpatrone am Presszylinder erzeugt wird. Gepresst wird über einem Hydraulikstempel, der über eine Förderschnecke oder eine andere Zufüreinrichtung mit dem jeweiligen Spanmaterial bedient bzw. versorgt wird. Jeder Hub des Kolbens fördert neues Material in den Presszylinder und verdichtet den Nachschub so, dass am Ende des Presszylinders die fertigen Briketts sichtbar werden. Je nach Modell fallen diese dann in ein bereitgestelltes Gefäß, in Säcke oder können in Transportbehälter abgepackt werden. Hier gilt: Je leistungsfähiger das Presssystem, desto größer ist der mögliche Durchsatz und umso vielfältiger sind die Möglichkeiten in Sachen Verpackung und Handling. Natürlich werden bei einem hohen Durchsatz mehr Energie und mehr an Betriebsmitteln wie Hydrauliköl benötigt. Entsprechend dem hohen Durchsatz entsteht auch mehr Wärmeenergie. Möglicherweise muss die Brikettierung durch ein entsprechendes System gekühlt werden. Hier sind Herstellende und Anbieter die richtigen Ansprech-partner und verfügen über langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet. Zusätzlich zu den in den Werkstätten anfallenden Holzstäuben und Spänen können auch Kunststoffe, Papier, Biomasse und Kartonagen in Briketts gepresst werden.

Der ideale Standort

Jede Maschine braucht ihren Platz. Aber welcher Standort kommt für die Brikettierung infrage? Zu beachten ist, dass bei der Nutzung einer Brikettiermaschine ein monotoner Lärmpegel entsteht, der oft als unangenehm empfunden wird. So ist man gut beraten, einen Standort auszuwählen, der im Tagesgeschäft die Pressgeräusche nicht allzu dominant in die Werkstatt schallt. Bei einzeln stehenden Pressen ist es von Vorteil, wenn die Maschine für Wartungs- und Reparaturarbeiten frei zugänglich ist. Eine weitere Möglichkeit ist das Einbinden der Brikettierung in den Absaugprozess. Viele Anbieter von Brikettierungen bieten hierfür maßgeschneiderte Lösungen an. So lassen sich Brikettpressen an Reinluftgeräte montieren. Bei einem bestimmten, voreingestellten Wert der Füllmenge wird der Pressvorgang automatisch gestartet und beim Unterschreiten eines bestimmten Wertes der Vorgang beendet. Hier gilt es, bei vorhandenen Anlagen abzuklären, inwieweit eine solche Kopplung von Reinluftgerät und Brikettpresse möglich ist. Wer derzeit nach einem geeigneten Entstauber oder einer Filteranlage sucht, kann gleich nach einem geeigneten Kombigerät Ausschau halten. Auch hier ist zu beachten, genügend Platz für alle anfallenden Reparatur- und Wartungsarbeiten einzukalkulieren. Außerdem sollte man darauf achten, dass Revisionsöffnungen für den Fall der Fälle vorhanden sind.

Das Fazit

Durch den Einsatz von Brikettpressen lassen sich teure Entsorgungskosten, aber auch hohe Investitionen in Spänesilos und aufwendige Brandschutzmaßnahmen in einem bestimmten Maß beherrschen und in einem gewissen Rahmen umgehen. Wichtig ist es jedoch, die für das Späneauf-kommen und die bereits vorhandenen Absauglösungen passende Brikettierlösung zu finden. So können vorhandene Bauteile wie Filterkomponenten und Entstauber weiterhin genutzt werden. Erst wenn die in der Werkstatt anfallenden Späne und Stäube als Brikett einfach zu handhaben und zu lagern sind, um dann in der Heizsaison kostensparend den Betrieb mit Briketts zu beheizen, kann sich das Potenzial dieser Technologie voll entfalten.

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