Mineralwerkstoffe

Der Innovation freien Lauf lassen

Küchenmöbel
15.09.2023

 
Der Einsatz von Mineralwerkstoffen in der Tischlerei bietet innovative und vielfältige Einsatz- und Anwendungsmöglichkeiten für individuelle Küchenkonzepte oder Bäder. Die Materialien sind dabei umweltschonend sowie farbenfroh.
Gleichmäßige, durchgängige und passgenaue Flächen dank Mineralwerkstoffen

Mineralwerkstoffe sind mehr als nur ein vorübergehender Trend, sie sind mittlerweile aus der Tischlereilandschaft nicht mehr wegzudenken, denn die Einsatzmöglichkeiten sind weitreichend und so individuell wie die Kunden und ihre Küchenkonzepte, die sie von den Tischlereibetrieben umsetzen lassen möchten. Exklusiv und innovativ können Mineralwerkstoffe zum Einsatz kommen. Doch nicht nur bei hochwertigen Küchen, sondern auch im Bad, im Objekt- oder Außenbereich finden sie Anwendung. Im Tischler Journal wollen wir einen Überblick über die verschiedenen Mineralwerkstoffe, ihre herausragenden Eigenschaften sowie die Vorteile gegenüber anderen Materialien geben. Führende Hersteller und Markennamen werden von uns vorgestellt, umso den Tischler*innen einen Einblick und eine Auswahl für zukünftige Projekte zu bieten.

Mineralwerkstoffe in der Tischlerei

Bei Mineralwerkstoffen handelt es sich um moderne Materialien, die sich aus natürlichen Mineralien und Kunstharzen zusammensetzen. Acrylgebundene Werkstoffe werden durch das Mischen von flüssigem Polymethylmethacrylat (PMMA) mit dem Mineral Aluminiumhydroxid hergestellt, und um eine Farbpalette zu bieten, werden entsprechende Pigmente beigemischt, um damit eine Vielzahl an Farbtönen zu ermöglichen. Die Farbenvielfalt kennt dabei fast keine Grenzen. Ein Vorteil des transparenten Acryls ist, dass die Eigenfarbe nicht ausgeglichen werden muss und daher sind gut reproduzierbare Farbtöne kein Problem. Dadurch entsteht ein homogen durchgefärbtes Material, das dem Kundenwunsch entspricht. Die nahtlose Integration, ihre Formbarkeit und die Hygieneeigenschaften machen Mineralwerkstoffe zusätzlich zu einer attraktiven Wahl für Küchenkonzepte und darüber hinaus. Durch den Vorteil der thermischen Verformung sind die Verarbeitungsmöglichkeiten vielfältig. Und dann gibt es noch den Vorzug des fugenlosen Verklebens, welches zum Ergebnis einer monolithischen Installation führt. Durch das Fehlen von Fugen kann zusätzlich kein Schmutz in die Poren eindringen, was zur Folge hat, dass die Reinigung von Mineralwerkstoffflächen problemlos und rückstandslos möglich ist. Ein in lauwarmes Wasser getränktes Tuch reicht zumeist aus, um wieder für Sauberkeit und einen glänzenden Zustand zu sorgen.

Mineralwerkstoffe für Küchenkonzepte und darüber hinaus

Nun wollen wir uns einige unterschiedliche Mineralwerkstoffe sowie deren Einsatzmöglichkeiten etwas genauer ansehen. Einer der renommiertesten Mineralwerkstoffe auf dem Markt ist Corian des US-amerikanischen Konzerns DuPont. Der mineralisch-organische Verbundwerkstoff (Acrylstein) wurde bereits 1967 auf dem Markt eingeführt und zeichnet sich durch seine Widerstandsfähigkeit, thermische Formbarkeit und große Farbauswahl aus. Durch zwei- und dreidimensionale Verarbeitung von Corian kann der hochwertige Mineralwerkstoff von DuPont in nahezu jede beliebige Form gebracht werden. Daraus fertigen lassen sich beispielsweise Waschbecken, Arbeitsplatten, Theken und Wandverkleidungen. Eine individuell einsetzbare Farbe ist Glacier White, da es sich dabei um einen Farbton handelt, der in vielen Bereichen optisch gut funktioniert. Auch bei der Verarbeitung der Platten gibt es bei dieser Farbe die wenigsten Probleme und sie wird im Vergleich zu anderen Farbtönen von DuPont am häufigsten produziert. Corian-Produkte und speziell der Farbton Glacier White haben bei einer Vergilbung außerdem den Vorzug, dass sie auch nach fünf oder zehn Jahren problemlos repariert werden können und danach wieder wie neu aussehen. Ebenfalls im Trend sind Flächen in Marmor-Design, welche in der Produktion jedoch heikler sind, da die Farbgebung nicht durchgängig ist und daher gilt es hier etwas aufzupassen, damit kein Stückwerk entsteht. Preislich gehören die Produkte von Corian zu den teureren Mineralwerkstoffen. Die Qualität zahlt es den Kunden allerdings zurück.

Wie aus einem Guss - Küchenelemente aus Mineralwerkstoffen
Wie aus einem Guss präsentieren sich auch komplexe Formgebungen.

Der hauptsächlich aus dem Bindemittel Acrylharz (PMMA / Polymethyl methacry­lat) und dem mineralischen Füllstoff Aluminiumtrihydrat (ATH) hergestellte Werkstoff Getacore von der West AG ist seit 2001 auf dem Markt und wird ausschließlich in Deutschland hergestellt. Durch den äußerst geringen Schrumpfwert des 4-mm-Plattenmaterials können Arbeitsplatten und andere Verbundelemente direkt ab Werk angeboten werden und sind daher schnell lieferbar. Bereits im Standard gibt es vier verschiedene Plattendicken (3 mm, 6 mm, 10 mm und 12 mm). Die 3-mm-Platte wird für die Nutzung als Verbundelement empfohlen, die 10-mm-Ausführung bietet die gleiche Stabilität und Einsatzmöglichkeit wie die Standarddicke von 12 mm. 6 mm und 12 mm bilden den Marktstandard und sind für ein breites Feld an Anforderungen geeignet. Getacore bietet außerdem eine sehr große Auswahl an Plattenmaßen an und für größere Projekte sind individuelle Abmessungen sowie eigene Dekore möglich. Laut Hersteller ist die Farbkonstanz bei Getacore über verschiedene Dicken und Chargen hinweg außergewöhnlich hoch. Neben den klassischen Farben Weiß und Schwarz ist es die Veneto-Linie, die sich großer Beliebtheit erfreut. Und hier ist es die Farbe Marmo Padola, die gerne von den Kunden angefordert wird und speziell für den Einsatz als Küchenarbeitsplatte bzw. für beanspruchte Flächen geeignet ist. Weiters gibt es von Getacore die passenden 16/ 18/ 25/ 35 mm Qualitätsspanplattenträger als Verbundelemente und 16/ 25/ 35 mm Qualitätsspanplattenträger für Getacore-Arbeitsplatten.

Hitzebeständig und langlebig  

Ebenfalls seit mehr als 20 Jahren am heimischen Markt ist das spanische Unternehmen Cosentino mit der Marke Silestone vertreten. Der besonders für Küchenarbeitsplatten oder auch für Bäder geeignete Werkstoff besteht aus zu 94%igen natürlichem Quarzstein und Polyesterharz und wird mit weiteren Harzen und Klebstoffen so zu einer extrem harten und daher langlebigen Oberfläche gebunden. Dadurch ermöglicht eine hohe Kratz- und Stoßfestigkeit einen problemlosen Umgang mit harten Gegenständen. Die verfügbaren Stärken reichen von 1,2 cm und 2 cm bis zu 3 cm. Die Texturen können in drei verschiedenen Ausführungen geliefert werden. Die polierte Version bietet eine extrem glänzende und glatte Textur. Die Farben wirken dadurch intensiv und konsistent. Wer lieber ein mattes Finish haben möchte, der greift am besten zur Suede-Version. Schätzt man eine raue, rustikale Textur und möchte gleichzeitig eine optische Weiche wahrnehmen, dann eignet sich die Ausführung Vulkan am besten. Obwohl Silestone besonders als Küchenarbeitsplatten geeignet sind, muss bei hohen Temperaturen mit etwas Vorsicht vorgegangen werden. Aufgrund des Harzes hält die Platte bis 150 Grad Celsius stand. Darüber hinaus können Risse im Material entstehen. Also am besten keine heißen Töpfe direkt auf den Platten abstellen. Im Badezimmer ist Silestone ebenfalls als Arbeitsfläche einsetzbar, doch auch Silestone-Waschbecken oder Duschtassen können aufgrund der Langlebigkeit empfohlen werden.  

Mineralwerkstoffe trumpfen auf
Wo Porzellan an seine Grenzen stößt, trumpfen Mineralwerkstoffe auf.

Ein weiterer renommierter Mineralwerkstoff ist Marlan. Dieser wird in den Niederlanden von der Marlan B.V. hergestellt. Ein besonderes Merkmal ist der Polyesterharz-Anteil, der den Produkten eine hohe Festigkeit und überaus chemikalienresistente, lebensmittel­echte Oberflächen verleiht. Die Platten sind in den Ausführungen 6 mm, 12 mm und 24 mm erhältlich. Der Anwendungsbereich von Marlan umfasst Duschtassen aus Vollmaterial sowie Waschtische. Trägermaterial wird daher nicht benötigt, was bedeutet, dass die Möbelwaschtische rundherum wasserfest sind. Das Plattenmaß von 367 x 125 cm erlaubt außerdem die Fertigung von größeren Teilen wie Kücheninseln ohne Klebefuge. Bei Marlan sind auch Formteile, also Becken, in Farben (uni und granit) verfügbar, diese werden ebenso wie die Platten gegossen und sind damit äußerst langlebig. Aufgrund der Robustheit und Chemikalienfestigkeit ist der Werkstoff besonders gut für den öffentlichen Bereich (Reihenwaschtische) geeignet. Und diese Eigenschaften sind genauso für Kunden im Privathaushalt (Möbelwaschtische, Duschtassen) geeignet. Der „Heiße-Pfannen- Test“ ergab, dass Pfannen bis zu einer Temperatur von 180 Grad Celsius auf den Küchenarbeitsplatten ohne erkennbare Effekte abgestellt werden können. Die Farbpalette fällt auch bei Marlan vielfältig aus. Von Blossom White bis Vesuvius Black, einem Vulkanstein ähnelnden Schwarz, gibt es eine große Auswahl. Weiß in allen möglichen Schattierungen hat sich in der vergangenen Jahren durchgesetzt.  

Spülen aus Bayern, Labor­einrichtungen aus Südkorea

Auf Spülen spezialisiert ist die Schock GmbH aus Regen in Niederbayern. Das Unternehmen ist der Erfinder der Granitspüle aus Quarzkomposit-Verbundwerkstoff. Aus einer Dispersion von bis zu 80 % reinstem Quarz, dem härtesten Bestandteil von Granit, gebunden mit Acryl wurde in den 1980er-Jahren das Material Cristalite patentiert. Die geschlossene Oberfläche zeichnet sich durch ihre steinerne Struktur aus und erinnert so an den Hauptbestandteil Quarz. Das Material überzeugt durch Langlebigkeit, Robustheit und Widerstandsfähigkeit, Lebensmittelechtheit, Farbresistenz, Langlebigkeit und Hitzebeständigkeit. Schock entwickelt das Material Cristalite konstant weiter und möchte dadurch Innovationstreiber bleiben. Gefertigt werden die Spülen bis heute regional im Bayerischen Wald in ressourcenbewusster Herstellung und unter Nutzung von natürlichem Quarzsand auch aus Bayern. Spülen sind für Schrankbreiten von 40, 45, 50, 60 bis 90 cm in verschiedenen Farben und Formen vom Einbecken-Modell bis zur Eckspüle erhältlich und bieten so vielseitige Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung der Küche. Aktuell im Trend liegt Schwarzmatt, weshalb sich Cristalite-Spülen in dem Farbton Nero besonderer Beliebtheit erfreuen. Sie können zudem mit farblich passenden Armaturen ergänzt werden. Und wer Fan von härterer Gitarrenmusik ist, ist bei Schock ebenfalls richtig, denn als Werbetestimonial für Spülen und Armaturen dient der „Godfather of Punk“, Iggy Pop.
Der Generalimport des Mineralwerkstoffs Staron erfolgt in Österreich über Polydecor. Lotte Advanced Materials aus Südkorea brachte das Material Anfang der 1990er-Jahre auf den Markt. Staron besteht zu zwei Dritteln aus Bauxit (Aluminiumtrihydrat ATH) und aus einem Drittel Acryl. Die Anwendungsbereiche reichen bei diesem Mineralwerkstoff von Arbeitsplatten über Wand- und Säulenverkleidungen bis zum Gesundheitsbereich. So setzt beispielsweise der Kompletteinrichter Scheschny aus Wien auf Empfangspulte in Praxen oder auch als Laboreinrichtung auf die in den Breiten 6 mm und 12,3 mm erhältlichen Platten von Staron, da das Material unempfindlich gegenüber Chemikalien ist und die fugenlose Verarbeitung eine perfekt hygienische Arbeitsumgebung ermöglicht. Da die Chemikalienbelastung speziell in Laboren sehr hoch ist, gehört ein regelmäßiges Reinigen des Materials dazu. Durch Abschleifen kann außerdem nach vielen Jahren der Verwendung wieder ein Zustand hergestellt werden, der wie neu wirkt. Ein weiteres positives Merkmal von Staron ist die hohe UV-Beständigkeit, was problemlos Einsätze im Außenbereich erlaubt.

Mineralwerkstoffe mit Alltagstauchlichkeit
Auch in hochstrapazierten Einsatzbereichen beweisen Mineralwerkstoffe ihre Alltagstauchlichkeit.

Fazit

Mineralwerkstoffe bieten neben Langlebigkeit, Individualität durch Formbarkeit, Hygiene dank geschlossener Oberflächen, nahtlose Integration für ästhetische Ergebnisse und Pflegeleichtigkeit. Jedoch muss man für Mineralwerkstoffe auch etwas tiefer in die Tasche greifen als es bei traditionellen Materialien, und obwohl sie reparierbar sind, sollte man nicht selbst Hand anlegen, da spezielle Fachkenntnisse gefordert sind. Und schließlich gilt es, bei hohen Temperaturen beim Einsatz der Werkstoffe bei Küchenkonzepten aufzupassen. Ein Einsatz von Untersetzer für Töpfe ist daher eindeutig zu empfehlen. Berücksichtigt man diese Informationen, dann können Tischler*innen für ihre Kund*innen maßgeschneiderte Lösungen anbieten und die kreativen Grenzen, ob in Form oder Farbe, erweitert werden. Denn Mineralwerkstoffe sind längst mehr als nur ein Trend. Sie sind gekommen, um zu bleiben.  

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Tischlerei