Musik im Holz
In der Harmonikamanufaktur Schwarz im oberösterreichischen Molln „erblicken“ jährlich mehrere hundert Instrumente das Licht der Musikwelt. Viele komplexe Bauteile bohrt und fräst ein 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum von Felder.



Lisa-Maria Schwarz empfängt die Redaktion und beweist gleich ihre Freude am Instrument. Sie hängt sich eine Harmonika um, spielt ein paar Takte und erklärt uns die Basics der Steirischen Knöpferl-Harmonika.
Doch von Anfang an: Alles begann seinerzeit mit einer Maultrommel im oberösterreichischen Molln. Dort steht die älteste Musikinstrumente-Manufaktur Österreichs seit 1679 und produziert heute hochwertige Steirische Harmonikas. Die Maultrommeln gibt es nach wie vor, jährlich werden bis zu 70.000 Stück weltweit in über 40 Länder exportiert.
Großvater Karl Schwarz Senior erkannte seinerzeit die große Ähnlichkeit zwischen der schwingenden Feder der Maultrommel und der Stimmzunge der Steirischen Harmonika. Damit begann im Betrieb eine neue Ära, die „Original Kärntnerland“ Harmonika war geboren. Der Name entstand aus der Verbundenheit der Großeltern mit Kärnten. Im Jahr 1980 stieg der heutige Geschäftsführer Karl Schwarz Junior in das Unternehmen ein, übernahm 1995 die Leitung und baute gemeinsam mit seiner Frau Maria den Familienbetrieb zu einer international erfolgreichen Manufaktur im hochwertigen Harmonikabau aus.
Die beiden Töchter konnten sich bereits im Kindesalter für die Steirische Harmonika begeistern und sind seit einigen Jahren in betriebswichtige Funktionen integriert: Lisa-Maria, gelernte Harmonikamacherin, leitet die Produktion, Michaela studierte Betriebswirtschaft und ist verantwortlich für Marketing und Verkauf. Damit ergänzen sich die beiden Schwestern ideal und decken sowohl die handwerkliche als auch die kaufmännische Komponente im Betrieb ab. Gemeinsam führen sie das Unternehmen zukünftig in der mittlerweile 13. Generation weiter.
Nachhaltiger Neubau mit Hightech-Fertigung
Über die Jahrzehnte hat sich der Betrieb immer weiterentwickelt und wollte noch unabhängiger, flexibler und kundenorientierter produzieren können. „Mit unserem Neubau behalten wir die größtmögliche Kompetenz in den eigenen Händen, sichern bestehende und schaffen weitere Arbeitsplätze und erhöhen so auch die regionale Wertschöpfung. Uns war wichtig, dass wir hier unser einzigartiges Kompetenzzentrum für die Steirische Harmonika kreieren“, erklärt Lisa-Maria Schwarz. Ganz wichtig war auch, dass die Zulieferfirmen in unmittelbarer Nähe sind. So bleiben die Transportwege kurz und effizient.
Nach zweijähriger Planung und rund einem Jahr Bauzeit wurde im heurigen April die nunmehr laut Eigendefinition „modernste Harmonikamanufaktur der Welt“ eröffnet, die an den fünf Hausmessetagen mehr als 1.500 Besucher*innen nach Molln „lockten“. Die neue Produktionsstätte bietet rund 800 Quadratmeter zusätzliche Fläche für die Fertigung der „Original Kärntnerland“ Harmonika. Nachhaltigkeit war ein wichtiges Thema: „Das gesamte Gebäude ist in Holz-Massivbauweise errichtet, wir heizen und kühlen mit Erdwärme und erzeugen Strom mit Photovoltaik“, sagt Lisa-Maria Schwarz.
In die weite Welt hinaus …
Die exklusiven Original Kärntnerland Harmonikas begeistern im In- und Ausland neben den tausenden privaten Spieler*innen auch viele prominente Musikant*innen, darunter auch Weltmeister. Die Harmonikas werden optisch und technisch genau auf die individuellen Vorstellungen eines Spielers angefertigt. Schwarz: „Die Vielfältigkeit an hochwertigen Materialien, die Liebe zum Detail und unsere jahrzehntelange Erfahrung lassen jedes Instrument zu einem Unikat werden.“
Viel Arbeit bei 2.000 Einzelteilen
Jährlich verlassen mehrere hundert Instrumente die Werkstätte in Molln. „Fast alle Teile der Harmonikas fertigen und bearbeiten wir jetzt im eigenen Haus.“ Die neue großzügig angelegte Tischlereiwerkstatt ermögliche nunmehr, das „Werkstück“ – die Original Kärntnerland Harmonika – noch spezieller nach Kundenwunsch zu fertigen. So können die Harmonikaspieler*innen Holz und Ausstattungsvariante frei wählen. Jedes Gehäuse ist aus Massivholz sorgfältig aus verschiedenen heimischen Klanghölzern gefertigt. Für alle Komponenten einer Harmonika verwendet Schwarz hochwertige, vorwiegend regionale Holzarten wie Ahorn, Eiche, Erle, Esche, Fichte, Lärche, Nuss, Zeder und Zirbe. Die Hölzer lagern wohltemperiert in einem Nebenraum der Werkstatt. Eine Steirische Harmonika besteht aus bis zu 2.000 teilweise sehr komplexen Einzelteilen und erfordert je nach Modell bis zu 200 Arbeitsstunden.
Moderne Technik trifft traditionelles Handwerk
Um hier deutlich effizienter produzieren zu können, hat Felder einen Maschinenpark geliefert, der technologisch am aktuellen Stand ist. Dazu zählen als Herzstück der Werkstatt das 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum profit H350R (Format4), das einzelne Harmonikateile auf Hundertstelmillimeter genau fertigt. Wie zum Bespiel den Stimmstock (dort wird der Ton durch Luftstrom erzeugt) der mit Sonderfräswerkzeugen von Sperl Werkzeugtechnik bearbeitet wird. Des Weiteren arbeiten in der sehr aufgeräumten Werkstätte eine Kreissäge, zwei Hobelmaschinen zum Abrichten und Dickenhobeln, Tischfräse, Kreissäge, eine Breitband- und eine Kantenschleifmaschine sowie ein Schleiftisch und Arbeitstische. „Mit der neuen erweiterten Werkstatt und dem tollen Felder-Maschinenpark sind wir bestens gerüstet, um die Harmonikaproduktion zukünftig in einer noch nie dagewesenen Qualität und Vielfalt umzusetzen“, freut sich Lisa-Maria Schwarz. Doch trotz der kraftvollen Maschinenunterstützung bleibt die Fertigung einer kompletten Original Kärntnerland Harmonika aktuell noch zu rund 80 Prozent feine traditionelle Handarbeit mit Hingabe und Präzision. (gw)

Der Maschinenpark
- Format4 5-Achs-CNC Bearbeitungszentrum H350R”
- Felder Kreissäge K700S
- Felder Abrichthobelmaschine A941 Silent Power
- Felder Dickenhobelmaschine D963 Silent Power
- Felder Tischfräse F700Z
- Felder Breitbandschleifmaschine FW850
- Felder Kantenschleifmaschine FS900K
- Felder Schleiftisch FST 160
- Felder Arbeitstisch FAT 300
Im Überblick
- Unternehmen: Schwarz Harmonikamanufaktur, 4591 Molln
- Mitarbeiter: 17
- Gründung: 1679
- Schwerpunkt: Musikinstrumentebau
- Maschinenpark: CNC-Maschinen