Traditionshandwerk
Manuelle Glasfertigung zu Unesco Weltkulturerbe erklärt
"Geduld, Kreativität und Teamwork zeichnen die manuelle Glasfertigung aus. Ich freue mich, dass die Unesco die beeindruckende schöpferische Kraft dieses Handwerks ausgezeichnet hat. Die Gemeinschaft der Glasmacherinnen und Glasmacher bewahrt diese besondere Handwerkstradition mit einem beeindruckenden Engagement. Ich bin überzeugt, dass ihr Wissen und Können der Menschheit noch lange erhalten bleiben wird", betont der Vizepräsident der deutschen Unesco-Kommission Christoph Wulf.
Handwerkstradition erhalten
"Für die Anerkennung der manuellen Glasfertigung als immaterielles Kulturerbe der Menschheit sind wir unendlich dankbar", sagen Georg Goes vom Museum Glashütte Baruth, Katrin Holthaus vom LWL-Museum Glashütte Gernheim und Rainer Schmitt von der Glashütte Lamberts unisono. "Sie ist für Trägerinnen und Träger dieser traditionellen Handwerkspraxis eine wegweisende Auszeichnung und ist uns Ansporn, diese Tradition weiter zu erhalten und bekannter zu machen. In den kommenden Jahren planen wir gemeinsam mit den Partnern der anderen Bewerber-Nationen internationale Projekte zur Erhaltung der manuellen Glasfertigung."
Handgearbeitetes Hohlglas ist für hochwertige Serienproduktionen, Design, die Fertigung von Prototypen und technische Spezialanwendungen bis heute unverzichtbar. Mundgeblasenes Flachglas wird für Restaurierungsarbeiten, aber auch in Architektur und Kunst verwandt. So haben etwa Marc Chagall, Gerhard Richter und Neo Rauch Werke mithilfe dieser traditionellen Handwerkskunst geschaffen.
Das komplexe Wissen über die manuelle Glasfertigung wird heute nur noch von wenigen Menschen bewahrt und weitergegeben. Doch die Glasmacher*innen sind heute international eng vernetzt. An der Nominierung für die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes haben sich Glashütten aus ganz Europa beteiligt.
(bt)
Was zählt zu immatriellem Kulturerbe?
Zum immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Die Unesco unterstützt den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt gelebter Kultur seit 20 Jahren. Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen des immateriellen Kulturerbes der Vertragsstaaten können für eine von drei internationalen Unesco-Listen vorgeschlagen werden. Rund 700 Bräuche, darstellende Künste, Handwerkstechniken und Formen des Naturwissens aus aller Welt werden derzeit auf diesen Listen geführt, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin, Reggae aus Jamaika und die Praxis des modernen Tanzes in Deutschland.
Der zwischenstaatliche Ausschuss zum immateriellen Kulturerbe entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen in die Unesco-Listen. Das Gremium setzt sich aus 24 gewählten Vertragsstaaten der Konvention zusammen.