Glasgeländer

Transparenz und Sicherheit vereint

Geländer
28.05.2021

Moderne Fassaden verlangen nach klaren Linien und Transparenz. Auch Einschnitte wie Fenster und Balkone sollen diesem Trend folgen. Viel Glas, wenig Beschlag, lauten die Vorgaben der Architektur. Liniengeführte Glasgeländer erfüllen diese Wünsche. Aber auch bei durchdachten Systemen ist fachliches Know-how in der Planung und Montage gefragt.
Moderne Architektur fordert Transparenz. Liniengeführte Glasgeländer erfüllen diesen Wunsch und vereinen Design und Sicherheit.
Moderne Architektur fordert Transparenz. Liniengeführte Glasgeländer erfüllen diesen Wunsch und vereinen Design und Sicherheit.

Die Architektur wünscht mehr denn je Transparenz. Große, klare Flächen dominieren heute moderne Fassaden aus Glas. Die für die Statik benötigten tragenden Bauteile sollten so minimalistisch als möglich, am besten unsichtbar sein und dennoch allen gesetzlichen Vorschriften und Normen entsprechen. Das ergibt oft Vorstellung und Design versus Machbarkeit und Sicherheit. Und ist immer wieder ein nicht leicht zu realisierender Widerspruch.
Wenn die Fassade durch Öffnungen für Fenster, Balkone, Attiken oder Terrassen unterbrochen wird, sollten diese demnach möglichst fließend verlaufen und nicht als störend wahrgenommen werden. Dieser Anspruch gilt selbstverständlich auch für den Innenbereich. Kaum ein neues Einkaufszentrum, Bürogebäude oder eine Hotellobby kommt heute ohne Atrium aus. Lichtdurchflutete Innenräume bieten ein gesteigertes Wohlbefinden – darüber hinaus können mit modernen Lichtleitsystemen für den Innenbereich auch nachweislich Energiekosten gesenkt werden.

Dem Trend folgend: Liniengeführte Glasgeländer

Der Wunsch nach offener Gestaltung von Wohnraum oder Freiflächen an oder in Gebäuden lässt sich in der in der modernen Architektur oder auch bei Sanierungen sehr oft verwirklichen, hierfür bieten sich liniengeführte Glasgeländer hervorragend an. Frei von störenden Streben oder Klemmen bieten sie einen freien Blick über den Balkon oder die Terrasse hinaus in die Umgebung. Mittlerweile gibt es auch schon zahlreiche Systeme am Markt, bei denen eine Beleuchtung im Handlauf oder im Profil integriert werden kann.
Liniengeführte Profile lassen sich nahezu in allen Formen und Farben an die Fassade oder im Gebäude anbauen oder beinahe unsichtbar integrieren: Zweidimensional oder dreidimensional gebogen, in das Fundament eingebaut oder als sichtbarer Blickfang vorgesetzt. Die Hersteller von Geländer-Systemen bieten ein breites Portfolio und unterstützen meist auch bei der Planung.

Bei Sonderformen und gebogenen Geländern ist es unbedingt nötig, dass Hersteller und Lieferant von Beginn an in die Planung eingebunden werden, damit die Profile mit den bestehenden Möglichkeiten der Technik den Radien angepasst werden.

Franz Schreibmaier
Bei Sonderformen und gebogenen Gläsern müssen Hersteller und Lieferant von Beginn an in die Planung eingebunden werden.

Bei Sonderformen und gebogenen Geländern ist es unbedingt nötig, dass der Bauherr den Hersteller und Lieferant von Beginn an in die Planung einbindet, damit die Profile mit den bestehenden Möglichkeiten der Technik den Radien angepasst werden. Denn je nach Härtegrad des Grundmaterials für das Profil ist ein nachträgliches Verformen oft nicht mehr möglich. Zusätzlich müssen diese individuell verformten Profile neu getestet werden, damit die benötigte Zulassung aufrecht bleibt.
Von den Herstellern werden Profile mit einer Holmlast von 0,5 kN bis 3 kN angeboten. Sie sind damit für den privaten Bereich wie auch für Versammlungsstätten im öffentlichen Bereich, etwa Sportstätten, einsetzbar. Die meisten namhaften Hersteller in Europa verfügen über entsprechende Prüfzertifikate für den benötigten Einsatzbereich.

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e-Training: So leicht kann die Montage eines Glasgeländers sein

In der Planung zu beachtende Umwelteinflüsse

Bei der Planung der Glasgeländer muss natürlich auch auf Umwelteinflüsse geachtet werden. Unbedingt zu berücksichtigen ist hier die Windlast, die je nach Einwirkungsdauer beachtliche Beanspruchungen verursacht. Sehr oft wird die Windlast unterschätzt und es wird nicht bedacht, welche Druck- und Sogwirkungen bereits bei nicht allzu großen Gebäudehöhen erreicht werden.
Weitere Witterungseinflüsse, die unbedingt bei der Planung berücksichtigt und vor allem bei der Montage bedacht werden müssen, sind Niederschläge. Regen und Schnee sowie Kondenswasser- und Eisbildung können unvorstellbare Schäden mit Spätfolgen verursachen. Die Industrie und Hersteller von Befestigungsmaterialien bieten ein breites Sortiment für den wasserdichten Bauanschluss. Auch wenn diese Maßnahmen auf den ersten Blick ein zusätzlicher Kostenpunkt in der Planung sind, erspart sich der Ausführende auf lange Zeit viel Ärger und Unannehmlichkeiten. Eine Sanierung wegen Feuchtigkeitseintritt in ein Bauwerk kostet um ein Vielfaches mehr als das teuerste Produkt bei der Montage.

Verschiedene Arten der Montage

"Versenktes" Profil: Variante mit F-Profil bei Wärmedämmung und Fliesen.

Unterscheidungsmerkmale gibt es auch in der Art der Montage. Am Boden werden am häufigsten U-Profile verwendet. Sie werden einfach durch das Profil hindurch am Untergrund befestigt. Darüber hinaus werden auch sogenannte F-Profile mit einer verlängerten Montagefläche am Boden angeboten. Diese Profile kommen unter anderem überall dort zum Einsatz, wo ein sauberer Abschluss zur vorderen Betonkante gewünscht ist, wie zum Beispiel bei einer Attika, oder wenn die Betonplatte noch mit einer Schüttung oder Isolierung verbaut wird. Damit wird das Profil nahezu unsichtbar „versenkt“.
Für die vorgesetzte Montage oder die Seitenmontage werden U-Profile und Y-Profile angeboten. Beim „U“ wird durch das Profil hindurch geschraubt und die Verschraubung wird mit Stopfen oder Blenden abgedeckt. Die Y-Profile mit der nach unten verlängerten Anschraubfläche kommen meistens dann zum Einsatz, wenn bei der klassischen Seitenmontage eine Befestigung in einem Untergrund nicht möglich ist. Somit kann man beispielsweise einen Estrich oder andere Bodenaufbauten sowie Wärmedämmungen und Isolierungen überbrücken.

Vollkammer- oder Hohlkammerprofil?

Die Produktentwicklung im Bereich der Geländer schreitet rasant voran, und in den letzten Jahren wurden zahlreiche Systeme für Balustraden vorgestellt. Vor Jahrzehnten standen hauptsächlich Profile aus Stahl zu Verfügung, inzwischen dominieren Aluminium-Systeme den Markt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie sind leichter als Stahl und bieten dennoch die benötigte Sicherheit.
Diese Profile werden als Vollkammer- und Hohlkammerprofil angeboten. Beide Systeme bieten Vor- und Nachteile und sollten entsprechend der Einbausituation ausgewählt werden. Vollkammerprofile sind von den Abmessungen her meist schlanker und mechanisch sehr belastbar, aber durch die Bauart auch schwerer.
Hohlkammerprofile hingegen sind leichter, haben durch ihre Wabenstruktur eine sehr hohe Stabilität, aber einen etwas größeren Querschnitt und entsprechen selbstverständlich allen Sicherheits-Standards.

Klare Sicherheitsvorschriften

Ein wichtiger, bei der Planung und Montage von Geländern und Balustraden aus Glas zu beachtender Punkt, ist die Sicherheit. Für Objekte, die in Österreich errichtet werden, gibt es klare Vorschriften, wie ein Glasgeländer dimensioniert und montiert werden muss. In der ÖNORM B 3716-3 „Glas im Bauwesen – Konstruktiver Glasbau – Teil 3: Vertikale Verglasung mit absturzsichernder Funktion“ und in den OIB-Richtlinien werden die Anforderungen ganz klar und deutlich formuliert. Profil-Anbieter können dabei auch beraten, jedoch ist zu beachten, dass der ausführende Betrieb verantwortlich für eine korrekte Planung und fachgerechte Montage ist.

Bei der Planung sollte auch die Unterkonstruktion berücksichtig und am besten vor dem Beginn der Planung die Anbindungsart und der Untergrund geprüft werden.

Franz Schreibmaier

Die Qualität des Untergrundes

Bei der Planung sollte auch die Unterkonstruktion berücksichtig und am besten vor dem Beginn der Planung die Anbindungsart und der Untergrund geprüft werden. Wer einmal mit den falschen Bohrern und falschen Ankern und Dübeln auf der Baustelle stand, weiß, dass auch dieser unbekannte Faktor sehr schnell eine nicht kalkulierte, massive Verteuerung bedeuten kann. Denn die Qualität des Untergrundes ist ausschlaggebend dafür, welches Befestigungsmaterial verwendet werden muss, damit die benötigten Auszugskräfte erreicht werden. Hier können die namhaften Hersteller für Dübel, Anker und Schrauben weiterhelfen und beraten. Einige Profil-Hersteller bieten auch schon die benötigen Schrauben und Anker an. Meist wurden diese mit den Profilen gemeinsam getestet und man bekommt ein geprüftes System aus einer Hand. Ein großer Vorteil für den ausführenden Betrieb.

Know-how bei der Montage

Montagen auf Mauerwerk und Beton sind durchaus anspruchsvoll, aber auch eine Installation auf Stahl birgt viele Risiken und ist außerdem mit Aufwand verbunden. Wie bei jeder Zusammenbringung von Bauwerken muss besonders hier der Ausdehnungskoeffizient berücksichtigt werden. Je nach Sonneneinstrahlung und Temperaturentwicklung können sich Stahl und Aluminium schon mal um einige Millimeter bewegen. Abgesehen von Schäden, die dadurch am Bauwerk und am Glas entstehen können, werden die Quietschgeräusche und das Knacken beim Ausdehnen und Zusammenziehen der Bauteile meist als sehr störend wahrgenommen.

Auch wenn ein Profil auf den ersten Blick etwas teurer erscheint, lohnt es sich, genau hinzusehen und den Montageaufwand zu berechnen und zu vergleichen.

Franz Schreibmaier

Ist das billigste System auch das günstigste?

Wer schaut sich bei der Planung schon ganz genau an, wie viel Befestigungsmaterial benötigt wird? Es lohnt sich! Profile sehen auf den ersten und zweiten Blick ähnlich aus, aber wie so oft sind es die Kleinigkeiten, die den entscheidenden Unterschied machen. Einige Profile müssen alle 10 bis 20 cm befestigt werden, andere wiederum nur alle 30 bis 40 cm.
Bereits ab fünf bis zehn Laufmetern ergibt das durch häufigeres Bohren sowie für das Setzen von Ankern oder Dübeln erforderliche Vorbereitungen einen Mehraufwand von mehreren Hundert Euro! Auch wenn ein Profil auf den ersten Blick etwas teurer erscheint, lohnt es sich, genau hinzusehen und den Montageaufwand zu berechnen und zu vergleichen.

Kalkulationsbeispiel

In der Praxis findet man aber immer wieder Beispiele, dass nicht die Sicherheit und ein geprüftes System entscheidend waren, sondern das billigste Produkt oder eine „selbstgemachte Konstruktion“ verbaut wurde. Seriöse Fachbetriebe, die zeitintensive Planungen durchführen, sich an die Normen und Standards halten und geprüfte Produkte anbieten, werden dann auch noch oft unterboten, weil Wettbewerber zu dünnes oder sogar für Geländer völlig ungeeignetes Glas anbieten und verbauen. Das enorme Risiko, das man dadurch auf sich nimmt, ist vielen Unternehmen und Verantwortlichen absolut nicht bewusst.
Die Erfahrung zeigt, dass sich die Kaufentscheidung für das billigste Produkt sehr oft zum Nachteil auswirkt. Nachbesserungen oder sogar der komplette Austausch von verbauten, ungeprüften Systemen sind um ein Vielfaches teurer. Abgesehen vom Image-Schaden und Ärger kann ein Unfall oder Absturz bei einem ungeprüften Glasgeländer-System auch zur persönlichen Haftung im Schadensfall führen.
Deshalb sollte sich jeder ausführende Betrieb die Frage stellen, ob das billigste System auch das für ihn günstigste ist. Es geht um persönliche Haftung. Es geht um unser aller Sicherheit.

Regelwerke + Richtlinien

Für Geländer und Balustraden zu beachtende Richtlinien:

  • ÖNORM B 3716-3 „Glas im Bauwesen - Konstruktiver Glasbau - Teil 3: Vertikale Verglasung mit absturzsichernder Funktion
  • OIB-Richtlinie 4 „Nutzungssicherheit und Barrierefreiheit – Punkt 4: Schutz vor Absturzunfällen“
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