Digitaldruck macht’s bunt

Digitaldruck
09.05.2017

Das österreichische Handelsunternehmen K & K ProVitrum vertreibt unter anderem erfolgreich Digitaldrucker auf Basis keramischer Farben. Firmenchef Harald Kraus war schon einige Male an der Planung und Errichtung dieser Maschinen beteiligt. Wir haben den Fachmann nach der Funktion, den Möglichkeiten und den Voraussetzungen für den Betrieb dieser Drucktechnik gefragt.
Digitaldrucker gibt es in verschiedenen Ausführungen: Vom Jumbo Drucker bis zu ...
Druckern für kleinere Formate wie Türen.

Was versteht man unter Digitaldruck auf Glas?
Darunter versteht man den Druck aus einer EDV-Datei mittels eines Digitaldruckers direkt auf Flachglas, einerseits aus optischen Dekorgründen, wie Muster, Effekte, Fotos, etc., oder aus technischen Gründen, wie zum Beispiel Randemail. 

Welche Möglichkeiten des Digitaldrucks gibt es?
Es gibt Digitaldruck auf Basis organischer Farben und auf Basis anorganischer Farben. 

Wann verwendet man anorganische, also keramische Farben?
Keramische Farben verwendet man um ein Motiv dauerhaft, kratzbeständig und geschützt gegen UV-Einwirkung auf das Glas aufzubringen. Keramische Drucke eignen sich sehr gut für den Innen- und im Außenbereich.

Wie unterscheiden sich die Produktionsverfahren von Drucken mit organischer bzw. keramischer Farbe?
Organische Farben werden unter normalen Bedingungen aufgedruckt und dann – zum Beispiel mittels UV-Lampe – getrocknet. Keramische Farben müssen in einem klimatisierten Reinraum bei einer Temperatur von ca. 19 bis 20 Grad Celsius aufgedruckt werden. Die Farbe wird dann, entweder direkt von der Druckbrücke mittels einer Kombination aus Warmluft und Infrarot, oder durch einen dem Drucker nachgelagerten Trocknungstunnel im Linienverfahren vorgetrocknet. Die keramische Farbe wird danach in einem ESG Ofen bei ca. 650 Grad Celsius im Rahmen der ESG-Herstellung „eingebrannt“, daher keramische Farbe. Ein wesentlicher Bestandteil der keramischen Farbe sind winzige, nur einen Mikrometer große „Frits“, also Glasteilchen, die im Zuge des Einbrennvorganges im ESG-Ofen dann mit der Farbe und dem Glas verschmelzen und somit eine schützende Glasschicht zur Farbe herstellen. Der Aufdruck am Glas wird dadurch kratzbeständig. Ein „normales“ Kratzen beschädigt somit nicht gleich die Farbe, da ja die schützende Glasschicht vorhanden ist.

Welche Glasgrößen sind bedruckbar?
Gerade keramische Drucke sind für Architekturanwendungen aufgrund der UV- und Kratzbeständigkeit sehr geeignet. Im Architekturbereich werden die Gläser dem Trend entsprechend laufend größer, die größten derzeit verfügbaren Digitaldrucklinien können Gläser von bis zu 3,3 Meter mal 18 Meter bedrucken.

Für welchen Glasereibetrieb macht es Sinn, über Digitaldruck auf Basis keramischer Farben nachzudenken? Mit welchen Investitionen ist zu rechnen, und welche Vorbereitungen sollten getroffen werden?
Jeder Glasereibetrieb, der über einen einfachen, kleinen ESG-Ofen verfügt, kommt prinzipiell in Frage. Keramischer Druck bietet viele Möglichkeiten, vor allem wenn es darum geht, langfristig beständige und gegenüber mechanischer Beanspruchung und gegen UV-Strahlung widerstandsfähige bedruckte Gläser selbst herzustellen, um sich vom Mitbewerb noch besser durch zusätzliche Spezialprodukte zu unterscheiden. Ab einer Investitionssumme von ca. 250.000 Euro ist man mit einem kleinen Drucker für eine maximale Glasgröße von 1,5 Meter mal 2,5 Meter für Türen, Duschen etc. dabei. Auf alle Fälle sollte der Glasereibetrieb einen Ofenführer in Betracht ziehen, der mit den Grafikprogrammen Photoshop, Indesign oder Ähnlichem umgehen kann oder über einen Mitarbeiter im Betrieb mit solchen Erfahrungen verfügen. Denn die von den Kunden zur Verfügung gestellten Fotos etc., die gedruckt werden sollen, sind doch in vielen Fällen nachzubearbeiten.

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