Alukönigstahl

Ewald Müller im Interview: „Fassadenpreise sind (noch) nicht marktgerecht"

Aluminium-Fassade
25.02.2020

 
Die allgegenwärtigen Themen Digitalisierung, Preisdruck und Nachhaltigkeit beschäftigen auch die Fassadenbauer. Ewald Müller, Geschäftsführer von AluKönigStahl hat mit METALL über das vergangene Geschäftsjahr, die zunehmende Vernetzung und die Notwendigkeit des Wandels im Wertschöpfungsprozess gesprochen.
„Als Schlüsselgewerk übernimmt die Fassade immer mehr Funktionen und verschmilzt zunehmend mit der Haustechnik“, sagt Ewald Müller. Das werde sich letztendlich auch in den Preisen niederschlagen müssen.
„Als Schlüsselgewerk übernimmt die Fassade immer mehr Funktionen und verschmilzt zunehmend mit der Haustechnik“, sagt Ewald Müller. Das werde sich letztendlich auch in den Preisen niederschlagen müssen.

Herr Müller, wie ist das vergangene Jahr für AluKönigStahl gelaufen?
Mengenmäßig war es in Österreich ein sehr gutes Jahr. Da sich in 2018 aufgrund von Baupreisveränderungen und Grundstückspreiserhöhungen ein temporärer Rückgang ergeben hat, sind wir wieder zurück auf jener Basis, die wir vom Markt aus vergangenen Jahren auch kennen.

Macht sich das auch an den Preisen bemerkbar?
Leider hat die Baupreiserhöhung in unserem Gewerk noch nicht stattgefunden. Ich bin aber zuversichtlich, und die Entwicklung im letzten Jahr weist auch darauf hin, dass eine solche passieren wird.

Welche Entwicklung sprechen Sie hier konkret an?
Ein Projekt läuft grundsätzlich immer nach demselben Schema ab: Zu Beginn beauftragt der Projektentwickler einen Generalunternehmer. Der Generalunternehmer, dessen Eigenwertschöpfung des gesamten Gewerkes zwischen 10 und 35 Prozent liegt, versucht seinerseits wiederum über Nachunternehmer die Preise zu drücken, um Erträge zu generieren. Es ist kein Geheimnis, dass in den Jahren 2017 und 2018 nicht immer sorgsam mit Nachunternehmern umgegangen wurde, weil es eben genügend Nachunternehmer gab, die Arbeit brauchten. Wirtschaftlich war dies natürlich für manche ein Desaster. Wir müssen uns ja nur anschauen, wie viele kleinere und mittlere Unternehmen in dieser Zeit auf der Strecke geblieben sind. Im letzten Jahr hat sich diesbezüglich aber einiges zum Besseren verändert, zumindest im Zugang. Im Fassadenbau aber leiden immer noch viele unter nicht marktgerechten Preisen. Eine Fassade kostet bei deutlich höheren Anforderungen heute nominell immer noch das Gleiche wie vor zehn Jahren. Insofern ist es für mich schon verwunderlich, dass etwa im Trockenbau – ein Gewerk, das sich jetzt nicht als technisch sehr hochwertig herausstellt – die Preise massiv angestiegen sind, während wir in der Fassade leider immer noch auf selbem Niveau sind.

Der Preisanstieg wird also stattfinden?
Das muss er. Die Fassade wird ein immer größeres Schlüsselgewerk und übernimmt immer mehr Funktionen. Sie ist schon lange nicht mehr nur eine Raumabtrennung zwischen außen und innen. Zudem wird die Gebäudehülle künftig mit der Haustechnik mehr und mehr verschmelzen, wodurch auch eine technische Aufwertung erfolgt. Diese wird sich letztendlich auch in Budgets niederschlagen müssen.

Wie ist die Fassade in Österreich im internationalen Vergleich aufgestellt?
Hierzulande sagen wir gerne, dass wir nachhaltig, effizient, am besten nach dem Prinzip „Cradle to Cradle“ bauen. Wenn wir aber am Ende des Tages den Durchschnitt der in der jüngeren Vergangenheit realisierten Gebäude anschauen, sehen wir, dass alle realisierten Fassaden mehr oder weniger „more of the same“ sind. Die ­gute, traditionelle qualitative Mitte ist die ­Fassade, wie wir sie hierzulande kennen. 
In Südosteuropa beispielsweise gibt es zwei ganz andere Phänomene, nämlich einerseits die ganz Hochwertige für wirkliche Leuchtturmprojekte und jene einen Qualitätsschritt darunter. Das ist ein augenscheinlicher Unterschied. In Österreich fehlt es nicht an dem Willen, „State of the Art“ zu bauen. ­Leider stehen dann doch zu oft Investitionskosten und nicht die gesamten Lebenszy­kluskosten im Vordergrund. 

Apropos Realität: Ein Megathema in allen Bereichen ist aktuell die Digitalisierung. Wie viel ist davon im Fassaden­bereich schon Realität, und wie viel ist Zukunftsmusik?
Die Digitalisierung spielt bei uns mittlerweile in so gut wie allen Bereichen eine Rolle. Wir greifen zu kurz, wenn wir nur die Digitalisierung des Produktes, z. B. der Fassade, meinen. All unsere Arbeitsschritte werden künftig stark digitalisiert und vernetzt sein, sowohl zum Kunden aber auch zum Lieferanten.

Sie sprechen davon, ganze Lieferketten online abzubilden. Welche Auswirkungen wird das für den Handel haben?
Wie überall geht es hier natürlich auch vor allem um die Wirtschaftlichkeit. Der Bereich, den man definitiv noch wirtschaftlicher gestalten kann, ist jener der Arbeitsprozesse und zwar in der gesamten Supply Chain. Dies lässt sich nur durch digitalisierte Prozesse erreichen.

Ebenfalls in aller Munde ist derzeit das Thema Nachhaltigkeit. Stahl- und Aluminiumerzeugung sind sehr energie­intensiv. Wie sehen Sie die Zukunft dieser Materialien?
Ja es stimmt, das Thema ist auf der einen Seite energieintensiv. Auf der anderen Seite bedeutet Nachhaltigkeit aber auch, die Materialien im Kreislauf zu halten. Und dafür ist Aluminium sehr gut geeignet, da es nicht an Qualität verliert, wenn es eingeschmolzen und wiederaufbereitet wird. Bei keinem anderen Stoff, der heute für die Produkte Fenster, Türen oder Fassaden eingesetzt wird, ist das sonst der Fall. Ich bin davon überzeugt, dass, wenn es uns gelingt, Energie umweltfreundlich herzustellen und dann die Werkstoffe im Kreislauf zu halten, es der richtige Weg für unsere Umwelt ist. 

Wenn es um Nachhaltigkeit und Klimawandel geht, spielt auch die thermische Sanierung eine große Rolle. Was würden Sie sich diesbezüglich von der Politik wünschen?
Es gilt hier, den Wohnbereich von dem gewerblichen Bereich zu trennen. Bei Letzterem wird die Sanierung auf lange Sicht keine derart bedeutende Rolle spielen. Warum ich das glaube? Weil wir bereits jetzt sehen, dass die hohen Anforderungen in diesem Bereich leistbare Sanierungsmaßnahmen verhindern. Oftmals ist und wird es auch in Zukunft einfach günstiger sein, die Gebäude abzutragen und neu zu errichten. 
Anders ist das im Wohnbaubereich: Dort glaube ich nur, dass viele Abläufe nicht mehr zeitgemäß sind. Mein Wunsch an die Politik ist es diesbezüglich, den Menschen wieder zu vertrauen. Wir haben in der Vergangenheit Systeme entwickelt, die – so scheint es – vermeiden wollen, dass irgendjemand irgendetwas tut, das er zum persönlichen Vorteil nutzen könnte. In dieser Flut an Regeln haben wir aber vergessen, dass wir dadurch überhaupt nicht mehr wirtschaftlich sind. Diese Systeme, die sich selbst zu Tode kontrollieren, sind die Ursache dafür, dass wir so teuer bauen. Wenn wir künftig wirklich etwas in Sachen Klimawandel und Nachhaltigkeit ändern wollen, wäre es an der Zeit, diese Systeme zu überdenken und aufzubrechen.

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