Noch lange nicht fix und fertig

Fertighaus
29.03.2013

Von: Redaktion Bauzeitung
Für sein Blue-Line-Haus erhielt Baumeister Andreas Waha unlängst den Innovationspreis Burgenland. Im Gespräch mit der Österreichischen Bauzeitung spricht Waha über die Herausforderung des zukunftsfähigen Bauens und darüber, wie sein Fertighauskonzept einst Realität wurde. 
Für sein Blue-Line-Haus erhielt Baumeister Andreas Waha unlängst den Innovationspreis Burgenland.  Im Gespräch mit der Österreichischen Bauzeitung spricht Waha über die Herausforderung  des zukunftsfähigen Bauens und darüber, wie sein Fertighauskonzept einst Realität wurde.
Für sein Blue-Line-Haus erhielt Baumeister Andreas Waha unlängst den Innovationspreis Burgenland. Im Gespräch mit der Österreichischen Bauzeitung spricht Waha über die Herausforderung des zukunftsfähigen Bauens und darüber, wie sein Fertighauskonzept einst Realität wurde.

Mit dem Slogan „Waha – fix und fertig“ hat Baumeister Andreas Waha in den vergangenen Jahren bereits viel Aufmerksamkeit erregt. Neben den Vorzügen seiner Fertighäuser in Massivbauweise kann die Botschaft aber durchaus auch anders, nämlich im Sinne von „erschöpft“ interpretiert werden. Als lokalem Sportsponsor war Waha also gerade bei den Niederlagen der heimischen Fußballmannschaft so manche mediale Erwähnung sicher, wie er sich lachend erinnert. 

Verantwortung für die Umwelt

Alles andere als erschöpft wirkt Andreas Waha, wenn er sein aktuelles Vorzeigekonzept „Blue Line“ erklärt. Bei diesem lotet Waha, wie er selbst sagt, einen optimalen Mittelweg der energieeffizienten Bauweisen aus. Neben der nach Süden ausgerichteten Pultdachfläche mit Photovoltaikanlage vereinigt das nach individuellen Wünschen gestaltbare Fertighaus eine massive Bauweise („Wienerberger 25 cm M.i. Plan“-Ziegel) als Massenspeicher, optimierte Außendämmung (Austrotherm 20–30 cm EPS F-Plus) sowie passive Solarenergienutzung durch entsprechend dimensionierte Glasflächen.

Das mit einem Forschungsprojekt des Ingenieurbüros Dr. Günter Wind aus Eisenstadt unterlegte Konzept wurde zur Freude von Andreas Waha mit dem Innovationspreis Burgenland für Klein- und Mittelbetriebe ausgezeichnet: „Es gibt derzeit sehr viele Ideen zwischen Sonnenhaus und Passivhaus. Mein Ziel war es, hier die besten Ideen in einem Konzept zu verbinden.“ 

Zukunftsmodell

Der eigentliche Clou des Konzepts ist aber erst auf den zweiten Blick erkennbar: Angesichts des derzeitigen Stands bei Förderungen und Technologien ist bei gewissen Grundvoraussetzungen auch die schrittweise Auf- beziehungsweise Nachrüstung möglich. Andreas Waha: „Offen gesagt ist für den Großteil unserer Fertighauskunden die volle Ausstattung mit Photovoltaik derzeit nicht leistbar. Aber man kann schon heute das Haus so konzipieren – vor allem was die Orientierung der Dachflächen angeht –, dass es nachrüstbar ist. Bei dem oft begrenzten Budget sind so sinnvolle Zwischenschritte möglich.“ 

Gewisse Rahmenbedingungen könnten sich aber schon in naher Zukunft ändern: „Die PV-Anlage generiert einen Überschuss im Sommer, im Winter besteht noch der Bedarf des Zuschusses. Daher ist die Speichertechnik der springende Punkt bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit – hier sind in den kommenden Jahren große Fortschritte zu erwarten.“ 

Auch die Energieversorger werden laut Waha künftig gefordert sein, bei den Einspeisetarifen und der Bereitstellung des Netzes einen Schritt weiter zu denken. 2012 hat Waha bereits fünf Häuser mit einer kleinen PV-Anlage gebaut, aber auch schon genau so viele mit versetztem Pultdach und Wärmepumpenanschluss – quasi als Vorbereitung für den Blue-Line-Ausbau.

„Fertighäuser ohne Teil“

Die dynamische Firmengeschichte von Waha ist typisch für einen österreichischen Baumeisterbetrieb – jede Generation stand bisher vor der Herausforderung, das Familienunternehmen den wechselnden Herausforderungen des Marktes entsprechend neu zu positionieren. Schon Andreas Wahas Großvater gründete 1925 ein erstes Bauunternehmen, das nach seinem Tod 1940 liquidiert werden musste. 1956 unternahm dann Wahas Vater mit fünf Mitarbeitern und ausgeborgten 5.000 Schilling einen „zweiten Anlauf“. Schnell wuchs die Firma an, Waha war als erstes Unternehmen im nördlichen Burgenland mit Hydraulikbagger für die Erschließung des Seewinkels mit Kanal und Wasser verantwortlich.

Angesichts zahlreicher Aufträge im Infrastruktur- und Tiefbaubereich wie die Umstellung ehemaliger Aral- auf OMV-Tankstellen wuchs der Mitarbeiterstamm zwischenzeitlich auf mehr als 70 Personen an. Später orientierte man sich zunehmend in Richtung Einfamilienhausbau. Andreas Waha übernahm 1990 den Betrieb und entschied sich schon wenige Jahre darauf für eine Neuausrichtung, die das Unternehmen bis heute auszeichnet. Die Entscheidung, Fertighäuser in Massivbauweise zum Fixpreis – Waha unter­streicht den großen Unterschied zum Fertigteilhaus – anzubieten, war Mitte der Neunzigerjahre eine kleine Revolution und wurde oftmals mit Skepsis betrachtet. 

Mit einer Tuschezeichnung fing alles an

Die anfangs noch belächelte Fertigteil­branche war zu diesem Zeitpunkt deutlich gewachsen. Die Anbieter hatten oft schon für das kommende halbe oder Dreivierteljahr die Auftragsbücher voll, erinnert sich Waha: „Das hat uns schon immer etwas gewurmt.“ Als „Gegenentwurf“ fing er an, ein Haus, das im vergangenen Jahr fertiggestellt worden war, komplett durchzuzeichnen und als Angebotsmodell zu kalkulieren. „Mein Hobby ist Freihandzeichnen und Aquarellmalen – also habe ich eine ‚3-D-Animation‘ vom Haus gezeichnet.“ Zu diesem Zeitpunkt kam Wienerberger vor der Wiener Frühjahrsmesse auf Waha zu – auf der Suche nach einem präsentablen Baumeisterpartner. „Dann bin ich dort mit meiner Zeichnung auf einem A4-Flugblatt gestanden und habe so gleich ein Haus verkauft.“ Das Fertighauskonzept war geboren. 

Das Marktumfeld beobachtete diese Entwicklung natürlich genau, der größte Kritiker war damals der eigene Vater: „Bua, wie kannst du nur ein Haus zum Pauschalfixpreis verkaufen?“, erinnert sich Waha an den spürbaren Gegenwind. „Schon bald hat er aber gesehen, dass dieser Weg der richtige war.“ Trotz der Tatsache, dass Waha mittlerweile mit rund 35 Mitarbeitern jährlich etwa 25 bis 30 Häuser verkauft, reicht das Festhalten am Ist-Zustand allein nicht aus, um langfristig Erfolg zu haben. „Man muss permanent innovativ und vorn dabei sein – dies zeigt auch die zukunfts­orientierte Linie Blue Line.“ 

Trotz des eigenen Anspruchs, als Innovator stets neue Wege zu gehen, hat für Waha die Beständigkeit und Verlässlichkeit im Umgang mit Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern erste Priorität. „Wir haben ein verlässliches Netzwerk an Partnerunternehmen, auf die man sich verlassen kann. Derselbe Betrieb, der vor 50 Jahren für meinen Vater den Dachstuhl gemacht hat, wird auch noch heute von uns beauftragt.“ Darüber hinaus bekennt man sich als klarer Partner der Ziegelindustrie und ist als Baumeisterhaus-Mitglied auch überregional bestens vernetzt. Als potenzielle Zielgruppe werden Kunden im Umkreis von einer Autostunde Entfernung angesprochen, wie Andreas Waha betont: „Man kann nur glaubwürdig und dadurch erfolgreich sein, wenn man sich persönlich dahinterklemmt und als direkter, regionaler Ansprechpartner des Kunden auftritt.“

Burgenland und die Ostöffnung 

Als burgenländisches Bauunternehmen hat man die Ostöffnung 2011 natürlich besonders wachsam verfolgt – die bisherigen Auswirkungen betrachtet Andreas Waha sehr differenziert. „Natürlich ist der Pfusch für österreichische Maurer hochgradig uninteressant geworden – ein ungarischer Facharbeiter ist für den privaten Häuslbauer schon ab fünf Euro zu haben.“ Sein eigenes Kerngeschäft sieht er aber nicht in Gefahr: „Unser Geschäftsbereich ist sehr komplex. Vertrauen zählt sehr viel – was derzeit durch gewisse Fernsehsen dungen nachhaltig bestätigt wird. Gerade durch Transparenz und kulante Mängelbehebungen machen wir indirekt die beste Werbung, nämlich durch die Mundpropaganda unserer Kunden!“ 

Dieses Vertrauen spiegelt sich laut Waha auch im aktuelle Verkaufsslogan „Betreten der Baustelle nicht nötig“ wider: „Der Kunde hat keine Scherereien, sondern wird bestens betreut. Wenn ich als Andreas Waha etwas verspreche, dann wird das auch eingehalten – das gilt für Qualität wie Terminzusage gleicher­maßen.“Waha sieht die Ostöffnung aber nicht nur als Einbahnstraße – vor einigen Jahren hat er selbst eine Firma in Ungarn gegründet und auch einige Aufträge übernommen. Seit der Wirtschaftskrise und der starken Verunsicherung hat man sich dann ausschließlich auf den Heimmarkt konzentriert, Waha schließt aber für die Zukunft nichts aus: „Das Potenzial ist aufgrund des dortigen Aufholbedarfs auf jeden Fall vorhanden. Vielleicht ist in fünf oder zehn Jahren die Zeit reif?“

Work-Life-Balance 

Die Expansion als Selbstzweck ist Waha aber definitiv fremd – stattdessen betont er im Gespräch sein Ziel, für seine Mitarbeiter eine ausgewogene Balance zwischen Arbeiten und Leben zu ermöglichen. Dieses Motto lebt er auch vor: „Ich lebe gern und gut – es ist nicht notwendig, auf jeden Fall noch zehn Häuser mehr im Jahr zu verkaufen.“ Waha erwartet von sich und seinen Mitarbeitern 100 Prozent Einsatz im Unternehmen – aber das Wochenende gehört bei Wahas der Familie und dem eigenen Garten. „Von morgens um 6 bis abends um 7 Uhr kann der Kunde alles von mir haben, aber ich brauche auch meine ‚Tankstelle‘, bei der ich nicht immer erreichbar sein will. Natürlich macht man Ausnahmen – aber ich versuche das klar zu trennen.“

Einmal jährlich im Herbst nimmt sich Andreas Waha daher auch bewusst eine Auszeit und verbringt eine Woche auf dem griechischen Mönchsberg Athos. Diese Zeit nutzt er zur Entschleunigung vom Arbeitsalltag und zur Anfertigung neuer Handzeichnungen, die er dann zu Hause in feinste Linolschnitte überträgt. Zeichnungen und Schnitte der Klosteransichten von Athos schmücken mehrere Wände seines Büros, auch das Foto auf seinem Bildschirmschoner gibt Wahas Begeisterung für Athos preis. Diese persönlichen Einblicke werden seit wenigen Monaten durch ein weiteres Schmuckstück ergänzt – die Urkunde für den Innovationspreis hat natürlich einen gut sichtbaren Ehrenplatz im Büro erhalten. 

Tradition und Moderne

Baumeister Waha ist ein echtes Familienunternehmen: Neben dem Cousin von Andreas Waha, dem Baumeister Wolfgang Waha, ist auch Sohn Markus seit drei Jahren im Unternehmen dabei. War für diesen der Berufsweg als Baumeister genauso vorgezeichnet, wie es einst für den jetzigen Geschäftsführer selbst war? Hier hat Andreas Waha bewusst einen moderneren Weg eingeschlagen: „Mein Großvater mit Vornamen Andreas war Baumeister und hat seinen Erstgeborenen Andreas getauft. Auch dieser wurde Baumeister und nannte seinen Sohn, also mich, ebenfalls Andreas. Das Ergebnis ist bekannt.“ Andreas Waha taufte dagegen seinen Sohn Markus – auch um ihm diesen Erwartungsdruck zu ersparen. „Ich wollte ihm damit zeigen, dass er selbst entscheiden kann, welchen Weg er geht.“ 

Umso mehr macht es Andreas Waha stolz, dass sein Sohn Markus über den Umweg einer Maschinenbauausbildung „trotzdem“ Baumeister geworden ist. Mit ihm ist die vierte Generation bereits im Bauunternehmen tätig – und wird Waha zukünftig sicher seine ganz persönliche Handschrift und Richtung geben. 

Firmengeschichte

1925 Gründung Bauunternehmen Andreas Waha, Architekt, Bau- und Zimmermeister aus St. Margarethen. Durch seinen plötzlichen Tod 1940 wird das Unternehmen liquidiert
1956 Gründung der „Bauunternehmung Ing. Andreas Waha“ 
1972 Höchststand an Mitarbeitern (72) und an Größe des Fuhrparks
1988 Umwandlung in eine Ges.m.b.H.
1990 Ing. Andreas Waha jun. übernimmt die Geschäftsführung
1996 erstes Waha-Massivhaus wird in Oberdannegg gebaut
2002 alle technischen Ausführungsdetails der Waha Massivhäuser werden vom TÜV zertifiziert.
2006 Jubiläum 50 Jahre Firma Waha
2008 Bürovergrößerung
2009 mit Markus Waha steigt die 
4. Generation ins Unternehmen ein

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