Oberflächentechniker Neu: Das sind die Änderungen

AOT
15.06.2020

Von: Redaktion Metall
Aktualisiert am 31.08.2021
In einer Evaluierung des Berufsbildes zum Oberflächentechniker wurde festgestellt, dass die aktuellen Schwerpunkte der Branche neueingeschätzt werden müssen. Insbesondere digitales Arbeiten soll zukünftig vermehrt im Fokus stehen.

Die Oberflächentechnik ist eine besonders innovative und hochspezialisierte Branche. Durch intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten werden laufend neue Technologien und Verfahren zur Oberflächenbehandlung entwickelt. Aus unserer Sicht ist es daher von großer Bedeutung, dass die hohe Innovationskraft bereits in der Ausbildung der Nachwuchskräfte entsprechend Niederschlag findet. Aus diesem Grund hat die Berufsschule Ferlach gemeinsam mit der Bundesinnung der Metalltechnik und in Kooperation mit dem IBW (Institut für Bildungsforschung und Wirtschaft) vor Kurzem das Berufsbild des Oberflächentechnikers einer Evaluierung unterzogen und dabei die Notwendigkeit zur Überarbeitung bzw. Erweiterung der bestehenden Ausbildungsvorschriften erkannt.

Aktuell liegen die Schwerpunkte der Berufsausbildung zum Oberflächentechniker in der Mechanischen Oberflächentechnik, Galvanik, Pulverbeschichtung und Emailtechnik. Im Zuge der Evaluierung des Berufsbildes wurde festgestellt, dass eine inhaltliche Überarbeitung der bestehenden Schwerpunkte notwendig ist. Weiters schreitet auch in der Oberflächentechnik die Digitalisierung in hohem Tempo voran, und diese Entwicklungen sowie die sich daraus ergebenden zukünftigen Anforderungen an die Fachkräfte müssen bereits in der Ausbildung entsprechend berücksichtigt werden. Daher wird zukünftig ein besonderer Fokus auf digitales Arbeiten (Arbeiten mit digitalen Geräten, betriebliche Software, usw.) gelegt.

Neues Oberflächentechniker-Berufsbild bis 2021

In den letzten Jahren haben neue Technologien an Bedeutung gewonnen, insbesondere kommt das Verfahren der Dünnschicht-Plasmatechnik verstärkt zum Einsatz. Dieser Aspekt wird in Zukunft ebenfalls im Lehrberuf Niederschlag finden, und es wird ein neuer zusätzlicher Ausbildungsschwerpunkt auf die Dünnschicht-Plasmatechnik (z. B.: PVD-Verfahren =Physikalische Gasphasenabscheidung) gelegt.

Wir sind derzeit in der Finalisierung der Unterlagen zur Überarbeitung sowie Erweiterung des Lehrberufsbildes. Anschließend werden wir unsere Vorschläge den zuständigen Gremien vorlegen. Wir rechnen mit einer Umsetzung des neuen Berufsbildes für den Oberflächentechniker im Jahr 2021.

Erweiterung der Lehrabschlussprüfung auf zwei Tage

Jährlich schließen ca. 30-40 Lehrlinge ihre Berufsausbildung mit der Lehrabschlussprüfung ab, die derzeit an einem Tag durchgeführt wird. Auch hier ist eine Änderung geplant, und zwar in Form einer Erweiterung der Lehrabschlussprüfung auf zwei Tage. Dabei soll in Zukunft der Fokus stärker auf chemikalien- und giftrechtliche Bestimmungen (Chemikalienverwahrung, Arbeitnehmerinnenschutz usw.) gelegt werden. Außerdem werden die Grundlagen des neuen Schwerpunkts Dünnschicht-Plasmatechnik mit aufgenommen. Geplant ist die Umsetzung im Laufe des Jahres 2021.

Neue Meisterprüfung zum Oberflächentechniker

Jedes Jahr absolvieren ca. 6-8 Kandidaten die Meisterprüfung in der Oberflächentechnik. Die Prüfung umfasst derzeit drei Module:

  • Modul 1: Fachlich praktische Prüfung - die Meisterarbeit
  • Modul 2: Fachlich mündliche Prüfung - das Fachgespräch
  • Modul 3: Fachlich schriftliche Prüfung - die Projektarbeit

Bei der Meisterprüfung wurde ebenfalls eine Erweiterung der Prüfungszeiten für die Module 1-3 als notwendig erachtet. Ergänzt wird die Meisterprüfung durch die Dünnschicht-Plasmatechnik. Die Überarbeitung der Meisterprüfungsordnung sollte trotz der Verzögerung durch das Coronavirus bis Ende 2020 fertiggestellt werden und im Laufe des Jahres 2021 in Kraft treten.

Berufsschule Ferlach zieht um

Die Berufsschule Ferlach hat sich in den letzten Jahrzehnten als Ausbildungsstätte für die Oberflächentechnik österreichweit etabliert. Seit Mitte der 60er Jahre konnten die Ausbildungen zum Metallschleifer sowie Galvaniseur absolviert werden. Seit 2002 wird die Ausbildung zum Oberflächentechniker an der Berufsschule Ferlach sehr erfolgreich durchgeführt, mit jährlich steigenden Lehrlingszahlen.

Dennoch wurde vor Kurzem der Wechsel des Schulstandortes nach Klagenfurt beschlossen, voraussichtlich im Jahr 2023. Im dortigen Schulgebäude befinden sich zwei eigenständige Direktionen, und es werden derzeit ca. 1800 Lehrlinge in 22 Berufszweigen ausgebildet. Darunter fallen Tischler, Elektroberufe, Handelsberufe, Lebensmittelberufe, Schönheitsberufe usw. Nach Abschluss der Erweiterungs- und Adaptierungsarbeiten des Schulgebäudes wird in Zukunft auch der Berufsschulunterricht für den Oberflächentechniker in Klagenfurt - unter Führung einer eigenständigen Direktion - stattfinden.

Änderungen im Oberflächentechnik-Lehrplan: Praxis im Fokus

In Zukunft sollen den Lehrlingen mehr praktische Inhalte, insbesondere in den Bereichen der Pulverbeschichtung, Feuerverzinkung und in der Messtechnik und Analytik, vermittelt werden. Aus diesem Grund wird der Laborunterricht in Kleingruppen intensiviert, z.B. durch feuerverzinkungsgerechtes Konstruieren und Fertigen, Gestell- und Vorrichtungsbau, Rohrleitungsbau und Kunststoffverarbeitung, Chemikalienverwahrung, die Anwendung von Giftrecht in der Praxis sowie Messtechnik und Analytik im Chemielabor etc. Zusätzlich wurde der Ausbildungsschwerpunkt für die Dünnschicht-Plasmatechnik in den Lehrplan aufgenommen.

[Quelle: METALL 05-06/2020]

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