Moderne Bussysteme

Auf dem richtigen Weg zur intelligenten Haussteuerung

Intelligente Steuerungstechnik
25.09.2023

Die rasante Entwicklung der Technologie hat auch vor den Hausinstallationen nicht haltgemacht. Moderne Bussysteme haben sich dabei als Schlüsselkomponenten im Bereich Elektrik, Gas, Heizung, Wasser und des Smart Homes etabliert.
Intelligente Steuertechnik in einem Haus - Schemenbild

Innovative Technologien ermöglichen heute nicht nur eine deutlich effizientere Steuerung und Überwachung, sondern auch eine erhöhte Energieeffizienz und deutliche Komfortsteigerung. Elektrische Bussysteme dienen dabei als Rückgrat moderner Hausinstallationen. Sie ermöglichen die zentrale Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Klimaanlage und anderen elektrischen Geräten.
Die Grundidee hinter Bussystemen ist die Vernetzung von Geräten über eine gemeinsame Datenleitung. Diese Geräte können Sensoren sein, die Informationen erfassen, Aktoren, die Aktionen ausführen, oder Steuerungseinheiten, die den gesamten Prozess orchestrieren. Die Kommunikation erfolgt dabei über definierte Protokolle und Adressierungssysteme. Wenn ein Gerät eine Aktion ausführt oder Informationen sendet, werden diese über den Bus an die entsprechenden Empfänger weitergeleitet.

Zentral versus Dezentral

Die Bussysteme verwenden dabei unterschiedliche Topologien, darunter Stern-, Linien- und Ringtopologien. Einige Systeme, wie KNX, setzen auf eine Linientopologie, bei der alle Geräte in Reihe geschaltet sind. Andere Systeme, wie ZigBee, nutzen eine Mesh-Topologie, bei der die Geräte untereinander vernetzt sind und Informationen weiterleiten können. Zudem lassen sich zwei Kommunikationsarten nutzen, dafür wird zwischen funk- und kabelgebundenen Bussystemen unterschieden.
Zu den Funksystemen zählen unter anderem Protokoll-Standards wie etwa ZigBee, Z-Wave und WLAN (IEEE-802.11-Standards), aber auch Bluetooth, EnOcean oder Homematic IP. Die Installation des Systems findet im Regelfall über eine lokale Smart-Home-Zentrale statt. Diese steuert per Funksignal die ins System eingebundenen Geräte.
Im Gegensatz zu klassischen Bussystemen sitzen die Aktoren dabei nicht an der Basis (also der Smart-Home-Zentrale), sondern befinden sich meist direkt beim jeweiligen Verbraucher, also etwa am Rollladenmotor oder im elektrischen Dachfenster. Bei Funksystemen erweitert jeder Baustein zudem auch das Funknetz. So sind außer der Zentrale – quasi dem Server – meist keine zusätzlichen Verstärker notwendig, um die Signale in entlegene Ecken des Hauses zu transportieren. Für Funksysteme gibt es unter anderem Schalter, Dimmer und Sensoren zur nachträglichen Installation an der Wand ebenso wie für die Unterputz-Installation.

Ferngesteuerte Rollläden

Ein quasi klassisches Beispiel für kabelgebundene Bussysteme ist indes das KNX-System, ein weltweiter Standard für Haus- und Gebäudesystemtechnik. Das KNX-System nutzt einen Bus, um Geräte miteinander zu verbinden, und ermöglicht die Kommunikation zwischen Sensoren, Aktoren und Steuerungseinheiten. So können Bewohner Beleuchtungsszenarien erstellen, die Heizung regulieren und sogar Rollläden fernsteuern. KNX ist eine Weiterentwicklung des europäischen Installationsbusses (EIB) und mit diesem kompatibel. KNX erlaubt die Kombination von Produkten unterschiedlicher Hersteller und kann dadurch sowohl kabel- als auch funkbasiert sein.
Eingabegeräte heißen in der KNX-Welt Sensoren. Dazu zählen etwa Taster, berührungsempfindliche Bildschirme (Touchscreens), Wärme- oder Wettersensoren sowie Türklingel und Fensterschalter. Diese sind über den Bus miteinander und mit der Steuerungstechnik verbunden. Letztere ist dabei meist zentral installiert, häufig beim Sicherungskasten im Keller. Dort sitzen bei einem KNX-System auch die Aktoren für alle elektrisch gesteuerten Einrichtungen im Bussystem Haus. Sie verfügen ebenfalls über eine Verbindung mit dem Bus und lösen die Schalt- oder Regelbefehle aus. Es gibt Lichtaktoren, solche zur Steuerung der Fensterrollos, der Heizung und für alle anderen elektrischen Einrichtungen im Haus. Mit dem zentralen KNX-Server ist es möglich, Abläufe im größeren Stil zu automatisieren. Die Zuordnung wird einmalig konfiguriert. So lässt sich jeder Schalter im Haus mit jedem schaltbaren Gerät verbinden. Ein Tastendruck neben dem Bett kann dann zum Beispiel die Kaffeemaschine beziehungsweise deren Stromversorgung einschalten.

Schäden automatisiert erkennen

Auch im Bereich von Gas- und Wassersystemen spielen Bussysteme mittlerweile eine entscheidende Rolle bei der Überwachung und Sicherheit. Durch die Integration von intelligenten Sensoren können potenzielle Lecks oder Probleme frühzeitig erkannt werden. Ein Beispiel dafür ist das Zigbee-Protokoll, das vor allem in Smart-Home-Anwendungen eingesetzt wird. Zigbee ermöglicht die drahtlose Kommunikation zwischen Sensoren, Aktoren und Steuerungseinheiten. Dadurch können Bewohner den Wasserverbrauch überwachen, potenzielle Lecks erkennen und ihre Wassersysteme effizienter nutzen.

Tablet mit App für smarte Haussteuerung
Nicht nur Heizungssysteme setzen vermehrt auf Bussysteme, um die Energieeffizienz zu steigern.

Auch moderne Heizungssysteme setzen vermehrt auf Bussysteme, um die Energieeffizienz zu steigern. Systeme wie das Modbus-Protokoll ermöglichen dabei die Kommunikation zwischen Heizungsanlagen, Thermostaten und Sensoren. Dadurch kann die Heizleistung an die tatsächlichen Bedürfnisse angepasst werden, was zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs führt. Raumtemperaturen können individuell gesteuert und Zeitschaltpläne programmiert werden, um ein optimales Raumklima zu gewährleisten.

Steuerung und Überwachung

Das Konzept des Smart Homes hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, und Bussysteme spielen dabei eine zentrale Rolle. Durch die Vernetzung verschiedener Systeme können Bewohner ihr Zuhause ganz nach ihren Bedürfnissen anpassen. Hier kommen Bussysteme wie Z-Wave ins Spiel, die die Kommunikation zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller ermöglichen. Beispielsweise können Lichter, Jalousien, Kameras und Alarmsysteme nahtlos integriert und über eine einzige Plattform gesteuert werden.
Die Hausinstallationstechnik hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert, und moderne Bussysteme spielen dabei eine entscheidende Rolle. Diese Systeme ermöglichen nicht nur eine effizientere Steuerung und Überwachung von elektrischen, gas- und wasserbasierten Systemen, sondern bilden auch die Grundlage für das aufstrebende Feld des Smart Homes. Die Vernetzung und Integration verschiedener Systeme eröffnen neue Möglichkeiten zur Anpassung und Steuerung unseres Wohnraums. Während die Technologie weiterhin Fortschritte macht, wird die Zukunft der Hausinstallationstechnik zweifellos noch spannendere Entwicklungen bringen, die unser Zuhause noch intelligenter und komfortabler machen.

Installateur bei der Bedienung eines speziellen Bussystemes
Durch die zunehmende Digitalisierung treffen Installateure in ihrem Arbeitsalltag immer häufiger auf unterschiedlichste Bussysteme.

Überblick Bussysteme

Die Welt der Hausinstallationstechnik hat sich durch die Einführung moderner Bussysteme drastisch gewandelt. Diese Systeme ermöglichen eine nahtlose Kommunikation und Steuerung von Geräten, um Wohnungen effizienter, sicherer und komfortabler zu gestalten.

KNX (Konnex): Die Grundlage der Hausautomation

Das KNX-Bussystem, früher als EIB (Europäischer Installationsbus) bekannt, ist ein globaler Standard für die Gebäudeautomation. Es verwendet eine Linientopologie und ermöglicht die Vernetzung von elektrischen Geräten wie Beleuchtung, Rollläden, Heizung und Klimaanlage. KNX nutzt ein dezentrales System, bei dem alle angeschlossenen Geräte über eine Busleitung miteinander kommunizieren. Die Kommunikation erfolgt über Telegramme, die von Sensoren an Aktoren gesendet werden, um Aktionen auszulösen.

Zigbee: Drahtlose Vernetzung für Gas- und Wassersysteme

Zigbee ist ein drahtloses Bussystem, das in verschiedenen Anwendungen eingesetzt wird, darunter Smart-Home-Technologien, aber auch in Gas- und Wassersystemen. Zigbee basiert auf einem Mesh-Netzwerk, bei dem die Geräte untereinander kommunizieren können. Dieses System ermöglicht die Überwachung und Steuerung von Gas- und Wasserverbrauch durch intelligente Sensoren und Aktoren. Es spielt eine wichtige Rolle in der Verhinderung von Lecks und der Erhöhung der Sicherheit in diesen Systemen.

Modbus: Effizienzsteigerung im Heizungsbereich

Modbus ist ein Kommunikationsprotokoll, das in der Hausinstallationstechnik vor allem im Heizungsbereich Verwendung findet. Es ermöglicht die Verbindung zwischen Heizungsanlagen, Thermostaten und Sensoren. Durch die Kommunikation können Heizsysteme ihre Leistung basierend auf den tatsächlichen Bedürfnissen anpassen. Raumtemperaturen können individuell gesteuert und Energieverbräuche optimiert werden, was zu einer erhöhten Energieeffizienz führt.

Z-Wave: Integration im Smart Home

Z-Wave ist ein weiteres drahtloses Bussystem, das speziell für die Anforderungen des Smart Homes entwickelt wurde. Es ermöglicht die nahtlose Integration von Geräten unterschiedlicher Hersteller, einschließlich Beleuchtung, Sicherheitssystemen, Jalousien und mehr. Z-Wave nutzt eine Mesh-Topologie, bei der jedes Gerät als Repeater fungiert und so die Reichweite und Zuverlässigkeit des Netzwerks erhöht.

BACnet: Kommunikation in der Gebäudeautomation

BACnet ist ein Protokoll, das in der Gebäudeautomation eingesetzt wird, um die Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen zu erleichtern. Es ermöglicht die Vernetzung von Gebäudemanagementsystemen, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, Beleuchtung und mehr. BACnet basiert auf dem Prinzip der offenen Kommunikation und ermöglicht es verschiedenen Geräten und Systemen, miteinander zu interagieren.

LonWorks: Flexible Vernetzung für verschiedene Anwendungen

LonWorks ist ein dezentrales Bussystem, das in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt wird, darunter Gebäudeautomation, Verkehrssteuerung und indus­trielle Automatisierung. Es bietet eine flexible und skalierbare Lösung für die Vernetzung von Geräten und ermöglicht die Integration verschiedener Technologien in einem System.

LCN: Dezentrale Intelligenz

Im Rahmen des Local-Control-Network-(LCN-)Bussystems erhält das Stromkabel eine zusätzliche Ader, welche der Datenkommunikation zwischen den inte­grierten Geräten dient. Im Gegensatz zu anderen Bussystemen ist LCN ein dezentrales System. Die Intelligenz liegt somit direkt in den LCN-Unterputzmodulen, die hinter Tastern, Steck- oder Verteilerdosen eingebaut werden. Für die Steuerung per Smartphone-App benötigt das LCN-Bussystem einen Internetzugang, wofür wiederum ein Gateway vorausgesetzt wird. LCN kommt vor allem in Gewerbebauten zum Einsatz, da es ursprünglich von Issendorff KG für die gewerbliche, industrielle und öffentliche Gebäudetechnik entwickelt wurde.

Insgesamt haben Bussysteme die Art und Weise, wie wir unsere Wohnungen steuern und überwachen, revolutioniert. Sie bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Energieeffizienz zu steigern, Sicherheit zu erhöhen und den Komfort in unseren Häusern zu verbessern. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Technologie werden diese Bussysteme zweifellos weiterhin eine entscheidende Rolle in der Zukunft der Hausinstallationstechnik spielen.

Glossar

Topologie. Als Topologie wird die Struktur eines Netzwerks von Buskomponenten ­bezeichnet, bei dem mehrere Übertragungsleitungen zusammengeschaltet werden.
Man unterscheidet Stern-, Baum- oder Linienstruktur.

Linie. Die kleinste Einheit in einem Busnetzwerk ist die Linie. Bei KNX können beispielsweise an eine Linie maximal 64 Bus-Teilnehmer angeschlossen werden. Durch den Einsatz von Linienverstärkern erhöht sich die Anzahl möglicher Teilnehmer auf maximal 256, wobei ein Linienverstärker bereits als Teilnehmer gilt.

Sensoren. Als Sensoren werden Geräte zum Erfassen von Analogwerten (Temperaturfühler, Helligkeit, Bewegung) oder Binärinformationen (Schaltstellungen, Impulse von Tastern, Meldungen etc.) bezeichnet – analog zu den Steuerstellen bei der klassischen Elektroinstallation. Es wird zwischen manuellen und automatischen Sensoren unterschieden, bei manuellen Sensoren erfolgt die Ausführung der Befehle und physikalischen Zustände händisch, zu den automatischen Sensoren gehören u. a. Präsenzmelder, Wetterstationen oder Raumtemperaturregler, die physikalische Größen automatisch messen und weitergeben.

Aktoren. Aktoren empfangen die Datentelegramme und setzen diese in Aktionen um,
wie Schalt- und Dimmbefehle für Leuchten, Steuerbefehle für Rollläden, Markisen etc. oder Stellbefehle für Heizkörperventile. Sie sind das Äquivalent zu den Lastschaltern in der klassischen Elektroinstallation.

Controller. Controller sind Geräte für komplexe Steuer- und Regelfunktionen, beispielsweise logische Verknüpfungen, Lichtszenensteuerungen, Zeitsteuerungen.

Systemgeräte. Systemgeräte werden zum Aufbau der Busstruktur beziehungsweise ­Topologie (Linien- und Bereichskoppler), für die Spannungsversorgung sowie die Programmierung der Anlage benötigt. Im Gegensatz dazu werden Sensoren und Aktoren als Endgeräte bezeichnet.

Anzeige- und Bediengeräte. Anzeige- und Bediengeräte dienen der Visualisierung der Vorgänge im System z.B. der Schaltstellungsanzeige. Zum Einsatz kommen dabei u.a. Touch-Screens, Bedien- und Meldetableaus und ähnliche Geräte.

Gateway. Ein Gateway stellt die Schnittstelle für die Kommunikation zwischen zwei inkompatiblen Netzwerken oder Geräten dar.

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Haustechnik