EU-Projekt CaReWood: Neues Leben für altes Holz

Upcyling statt Downcycling: Ein EU-Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Mehrfachnutzung von Holz. Denn zum Verheizen ist der wertvolle Rohstoff nach nur einmaligem Gebrauch meistens zu schade.
Wie sich massives Gebrauchtholz im Möbel- und Holzbau wiederverwerten lässt, wird im Rahmen eines EU-Projekts untersucht.
Wie sich massives Gebrauchtholz im Möbel- und Holzbau wiederverwerten lässt, wird im Rahmen eines EU-Projekts untersucht.

Der Trend, altes, unbehandeltes Scheunenholz zur Herstellung von Möbeln, Türen, Böden oder auch Wellnesseinrichtungen zu verwenden, hält in Österreich schon lange an. In großen Mengen wird (behandeltes) Altholz hierzulande und in ganz Europa allerdings noch nicht kaskadisch – also mehrfach über mehrere Stufen – genutzt, sondern in der Regel zu Spanplatten verarbeitet oder thermisch verwertet, sprich verbrannt.

Upcyling statt Downcycling

Sinnvoller wäre es, massives Gebrauchtholz mehrmals und in größeren Stücken qualitativ hochwertig im Möbel- und Holzbau wiederzuverwerten. Diesen Ansatz verfolgen die Partner des EU-Projekts CaReWood, kurz für Cascading Recovered Wood. 15 Partner aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Finnland und Slowenien arbeiten in verschiedenen Projekten daran, Massivholz in Stufen weitererhaltend aufzuarbeiten und somit zu einer verbesserten Ressourceneffizienz beizutragen. Denn geht der Trend zum Holzbau so positiv weiter, wie er sich aktuell entwickelt, werden die Wälder bald nicht mehr genügend Primärholz für den wachsenden Bedarf liefern können. Und im umgekehrten Schluss werden mittelfristig sehr große Mengen wiederverwertbaren Holzes anfallen. 

Der österreichische Beitrag

Der Abschätzung eben dieser künftig anfallenden Altholzmengen widmete sich das österreichische Forschungsteam unter Projektleiter Universitätsprofessor Alfred Teischinger vom Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe an der Universität für Bodenkultur (Boku). Zwei zentrale Fragen stellten sich in diesem Zusammenhang: Wie viel Holz ist derzeit im Gebäudebestand enthalten und wann kann dieses als potenzieller Sekundärrohstoff dienen? Zur Beantwortung wurden mithilfe von Modellrechnungen verschiedene Szenarien zur Entwicklung der Holzmenge im österreichischen Gebäudebestand und ihrer Output-Ströme erarbeitet und für die Jahre 2011 bis 2100 dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass bereits eine beachtliche Menge an Holz im Bestand enthalten ist, die innerhalb der kommenden Jahrzehnte noch ansteigen wird. 
Betrachtet man allein das im Rohbau (Außen- und Innenwände, Decke, Dachstuhl) von Wohngebäuden enthaltene Holz, wird die jährlich anfallende Altholzmenge über den betrachteten Zeitraum von 2011 bis 2100 von 350.000 Kubikmeter auf 650.000 Kubikmeter ansteigen. „Hier geht es also um wirklich große Dimensionen“, resümiert Projektleiter Teischinger, dessen Berechnungsmodell auch auf andere Altholzquellen und Länder übertragbar ist.
Als ein Beispiel, bei dem die Recyclingchance verpasst wurde, nennt Alfred Teischinger die ehemalige Grenzstation Thörl-Maglern in Kärnten. Durch den EU-Beitritt wurde diese überflüssig. Anstatt hier die hochwertige Altholzquelle zu nutzen, wurde der große Holzleimbau abgerissen, das Leimbinderholz verschreddert und verheizt. 

Design for Recycling

Im zweiten Arbeitspaket der österreichischen Forscher wurde als Voraussetzung für eine effiziente und erleichterte Rückgewinnung der steigenden Altholzmengen ein Entwurf für eine „Design for Recycling“-Richtlinie am Beispiel von Holz(-Alu)-Fenstern erarbeitet. Das bedeutet, dass bei der Produktion die Wiederverwertung bereits mitgedacht wird und z. B. auf umweltschädigende Materialien oder unlösbare Verbindungen von vorneherein verzichtet wird. Ein Beispiel: Derzeit sind die Scheiben in Holzfenstern mit Silikon eingeglast. Diese sogenannte Nassverglasung hat den Nachteil, dass sich das Glas später nicht rückstandsfrei vom Holz trennen lässt und die Silikonreste für die Nachnutzung ein Problem darstellen. 
Damit sich in der Praxis wirklich etwas bewegt, sind für Alfred Teischinger eben entsprechende Vorschriften notwendig, z. B. eine Verordnung über „Design for Recycling“, wie es u. a. in der EU-Autorichtlinie bereits vorgesehen ist. 

Schädliche Stoffe entfernen

Mit der Aufbereitung von Altholz und entsprechenden Testmethoden hat sich als weiterer Projektpartner das Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI in Braunschweig beschäftigt. „Auch oberflächlich mit Holzschutzmitteln behandeltes Bauholz lässt sich grundsätzlich gut recyceln. Da Altholz oft von besserer Qualität mit besseren mechanischen Stabilitäten ist, da die Baumbestände früher langsamer gewachsen sind als in den letzten Jahrzehnten, lohnt sich der Bearbeitungsaufwand in den meisten Fällen auch“, erläutert Wissenschaftler Peter Meinlschmidt. Aufgabe des Physikers und seiner Kollegen war es, geeignete Messtechniken auszumachen, um Kontaminationen im Holz zu erkennen und effiziente Verfahren zur Oberflächenreinigung zu etablieren. Das Ziel: Große Stücke des gebrauchten Materials, also die Balken als Ganzes, für die Wiederverwertung zu erhalten. Woraus sich auch für die Tischler interessante Möglichkeiten ergeben können. Das Ergebnis der Untersuchungen: „Es ist ausreichend, nur wenige Millimeter der obersten Holzschicht abzutragen, um unerwünschte Stoffe wie Holzschutzmittel, Kunststoffe oder Lacke zu entfernen.“ www.boku.ac.at

Branchen
Tischlerei