Interview

"Herausforderungen gemeinsam meistern"

Der neue Bundesinnungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler Walter Stackler erzählt von den Herausforderungen der Branche und den kurz- und langfristigen Zielen seines Teams.
Walter Stackler ist der neue Bundesinnungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler Österreichs.
Walter Stackler ist der neue Bundesinnungsmeister der Dachdecker, Glaser und Spengler Österreichs.

Im November 2020 wurde ein neuer Bundesinnungsvorstand gewählt. Welche Ziele hat sich das junge Team der Bundesinnung gesetzt?

Walter Stackler: Zuallererst wollen wir uns Schritt für Schritt mit Offenheit, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit das Vertrauen aller Mitglieder erarbeiten. Denn nur gemeinsam können wir erfolgreich sein.
Die mittel- bzw. langfristigen Ziele des neuen Bundesinnungsvorstands sind: Die Berufsbilder der Dachdecker, Glaser und Spengler bekannter zu machen, den Nachwuchs zu sichern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, die Qualifikationsniveaus in den Berufen zu sichern, Digitalisierung in den beruflichen Alltag zu integrieren, Awards als jährliche Höhepunkte unserer Berufsgruppen zu vergeben, Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung zu erarbeiten, digitale Kompetenzzentren für Kleinbetriebe zu schaffen, überbetriebliche Lehrgänge zu installieren, gemeinsame Pressearbeit zu machen – und, um das alles effizient durchzuführen: Videokonferenzen mindestens alle zwei Monate mit allen Ausschussmitgliedern der Bundesinnung abzuhalten.

Gerade die aktuelle Situation ist für viele Branchen eine große Herausforderung. Welche kurzfristigen Schritte setzt das neue Bundesinnungsteam, um die Mitglieder bestmöglich zu unterstützen?

Da unsere Branchen nicht von Schließungen betroffen waren, sind wir bis jetzt mit den Maßnahmen der Regierung einigermaßen gut zurechtgekommen. Da aber jetzt durch das Herunterfahren des öffentlichen Lebens und der Konsumzurückhaltung starke Umsatzeinbrüche bzw. Auftragsrückgänge zu erwarten sind, fordern wir weitere Maßnahmen, die unsere Betriebe rasch und unbürokratisch unterstützen. So wäre eine Wiedereinführung des Handwerkerbonus auf Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten von Wohnungen oder Wohnhäusern eine große Erleichterung für unsere Betriebe.

Zur Glasbranche im Speziellen: Wie sehr haben die Corona-Pandemie und die dadurch erfolgten, teilweise einschneidenden Maßnahmen, das Glashandwerk betroffen?

Für die Glaser wird es in Zukunft sehr viele Herausforderungen geben. Die Branche muss sich heute mehr denn je mit der Vermarktung der Produkte und Dienstleistungen auseinandersetzen. Wir werden als Innung unsere Mitglieder bei allen aktuellen und künftigen Entwicklungen unterstützen und die damit verbundenen Herausforderungen gemeinsam meistern. Wir Glaser können aber auch in diesen turbulenten Zeiten optimistisch in die Zukunft blicken, da Glas in der modernen Architektur nicht mehr wegzudenken ist.

Welche Geschäftsfelder sind in Pandemie-Zeiten die erfolgversprechendsten?

Virenschutzverglasungen in Büros bzw. Beratungszentren sind aktuell und wohl auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken. Da gibt es noch beachtliches Potential, da Echtglas hinsichtlich Hygiene und Langlebigkeit das beste Material ist. Jetzt ist auch eine gute Gelegenheit, sich Gedanken über neue Geschäftsfelder zu machen. Bei der Vielseitigkeit des Werkstoffs Glas sind den Verarbeitern kaum Grenzen gesetzt, und so können immer mehr Einsatzbereiche erschlossen werden. Jeder Innovative Glasermeister wird sein Geschäftsmodell, sei es im Innen- oder im Außenbereich, finden und kann dadurch sorgenfrei in die Zukunft blicken.

Alle Bereiche des Glasbaus, auch die traditionellen Techniken, haben in Zukunft ihre Möglichkeiten.

Walter Stackler

Wohin entwickelt sich das klassische Glashandwerk? Welche Perspektiven bzw. Herausforderungen und Chancen sehen Sie für die kommenden Jahre?

Alle Bereiche des Glasbaus, auch die traditionellen Techniken, haben in Zukunft ihre Möglichkeiten. Glaserfachbetriebe, die erkannt haben, dass die wirtschaftlichen bzw. betrieblichen Herausforderungen heute und in Zukunft nur dann gemeistert werden können, wenn man sich als Unternehmer in fachlicher, betriebswirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ständig weiterentwickelt, die besten Erfolgs- und Wachstumschancen.

Dauerthema Fachkräftemangel. Wie stark betrifft er die Glasbranche? Welche Maßnahmen werden gesetzt? Gibt es bundesweite Initiativen für die Werbung und Ausbildung von Fachkräften?

Es gibt kaum Unternehmen, die der Fachkräfte- und Lehrlingsmangel nicht betrifft. Wir beschäftigen uns ja schon seit längerer Zeit mit den Themen Imageverbesserung und Aufwertung von Lehrberufen. Wir werden die Betriebe dabei unterstützen, Jugendliche für die Lehre zu begeistern. So wurde auf Initiative der Innung mit der Teilnahme bei den AustrianSkills und EuroSkills dafür gesorgt, dass der Beruf des Glasbautechnikers der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird. Mit diesem Projekt wollen wir dazu beitragen, dass Betriebe sich noch besser bei Jugendlichen und deren Eltern positionieren können und damit auch darstellen können, welche Leistung hinter dem Lehrberuf Glasbautechniker steht. Laufend wird auch mit Imagefilmen sehr erfolgreich über die Ausbildung des Lehrberufs berichtet.

Ein Thema ist seit vielen Jahren auch, das vielfältige Angebot des Glashandwerks an Endkonsumenten heranzutragen. Welche Unterstützung gibt es hier von Innungsseite?

Hier wird mit Unterstützung der Innungsmeister aus den Bundesländern an einer einheitlichen Marketingstrategie gearbeitet, damit beim Konsumenten ein einheitliches Erscheinungsbild ankommt. Wir werden weiter Möglichkeiten der Produkterweiterung aufzeigen und dafür Schulungen anbieten. Die Stärke des Glashandwerks besteht darin, dass dank der hohen fachlichen Kompetenz, verbunden mit höchsten Anforderungen an Service, Qualitätsstandard und Flexibilität, individuelle Kundenwünsche erfüllt werden können. Das soll beim Endkonsumenten ankommen.

Was sind Ihre nächsten Pläne – was soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden?

Die heile Welt wurde vom Coronavirus wie durch ein Erdbeben aus dem Lot gebracht. Vieles, was für 2020 geplant war, konnte nicht umgesetzt werden. Doch es gibt ein Leben nach Corona, und daher bin ich überzeugt, dass nach dieser schlimmen Zeit bei allen von uns große Lust aufkommt, wieder voll durchzustarten.
Wir sind jetzt schon sehr aktiv: Der diesjährige Meisterkurs hat am 26. Jänner in Kramsach begonnen, AustrianSkills und EuroSkills sind in Vorbereitung, der Austrian Glastechnik Award 2021 ist in Planung, neue Schulungen des Austrian Glas Statik Bemessungsprogramms sind in Vorbereitung, der Qualifikationsstandard der Meisterprüfung für NQR 6 ist in Ausarbeitung, wir planen Seminare für unsere Facharbeiter und streben eine engere Zusammenarbeit mit dem deutschen Bundesinnungsverband an. Hoffentlich kommt heuer auch das Sachverständigenseminar in Kärnten zustande.
Ich wünsche allen Kollegen alles Glück dieser Welt und viele neue Geschäftsideen – dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen!

Der neue Bundesinnungsvorstand der Glaser, Dachdecker und Spengler.

Das neue Vorstandsteam der Bundesinnung

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