Ausbildung

"Zukunft.Lehre.Niederösterreich"

Nachwuchsinitiative
25.05.2022

Am 4. Mai wurden in Bad Erlach erste Ansätze für Maßnahmen gegen den anhaltenden Fachkräftemangel in Ausbildungsberufen präsentiert.
PK

Die Lehre hat in Österreich gegenüber der akademischen Ausbildung noch immer wenig Prestige – ein buchstäblich hausgemachtes Problem: So wünschen sich viele Eltern noch immer, dass ihre Kinder einmal den Uniabschluss in der Tasche haben werden – getragen von der Hoffnung, dass sie es einmal besser haben, als sie selbst. Das führt dazu, dass immer mehr österreichische Schulabsolventen eine akademische Laufbahn gegenüber einer Lehrausbildung vorziehen. Bildung ist alles, hört man da oft sagen. Ob man mit dem akademischen Grad auch einen Job findet, scheint zweitrangig – schließlich macht sich ein Bachelor oder ein Master im Namen immer gut. Dies führt jedoch unter anderem zu dem Phänomen, dass das Ansehen von Lehrberufen erheblich gesunken ist. Ganz besonders hart trifft es hierbei die handwerkliche Branche: Hier bleiben laut aktueller Erhebungen der WKO über 15.000 Lehrstellen unbesetzt – Tendenz steigend.

Individuelle Förderung

Dem möchten nun die Ländergruppen der Initiative "Zukunft.Lehre.Österreich" nachhaltig vorbeugen. Nachdem sich etwaige Arbeitsgruppen in Salzburg und Oberösterreich bereits sehr erfolgreich für ein positives Image der Lehre eingesetzt haben, schlossen sich nun mehrere niederösterreichische Ausbildungsbetriebe zu dem Bündnis "Zukunft.Lehre.Niederösterreich" zusammen. Anlässlich einer Gründungspressekonferenz bei List Contractors in Bad Erlach zeigten die drei niederösterreichischen Unternehmen EVN, List General Contractor und Rauchfangkehrer Niesner KG, ihr besonderes Engagement für die Aufwertung der Lehre: "In Niederösterreich gibt es zahlreiche hervorragende Ausbildungsbetriebe, bei denen Jugendliche ihre Talente entfalten können. Ich sehe hier viel Potential für die Zukunft", so der z.l.ö.-Präsident und Generaldirektor der Energie AG, Werner Steinecker. Ferner sei es wichtig, dass sowohl die Unternehmen, als auch die Jugendlichen in ihren Potentialen individuell unterstützt werden, wie Wolfgang Maier, Leiter der Konzernfunktion Personalwesen bei der EVN, erläutert.

In Niederösterreich gibt es zahlreiche hervorragende Ausbildungsbetriebe, bei denen Jugendliche ihre Talente entfalten können. Ich sehe hier viel Potential für die Zukunft

Werner Steinecker

Neue Impulse setzen

Bei der Pressekonferenz sprach auch Lisa Gindl, stellvertretende Leiterin der Abteilung Bildung in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Die Lehrlingsexpertin beschrieb die aktuelle Lage der Lehre mit einem optimistischen Ausblick: "Es freut mich zu sehen, dass die Anzahl der Ausbildungsbetriebe in Niederösterreich stetig wächst und Unternehmen notwendige Impulse zur Aufwertung der Lehre setzen.“ Ähnliche Ergebnisse zeigte auch eine erst kürzlich von "Zukunft.Lehre.Österreich." veröffentlichte Studie über die Wahrnehmung zur Lehre bei Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen. Die Herausforderungen für die Zukunft der Lehre liegen vor allem bei der Bildungs- und Berufsorientierung in den Schulen sowie bei der Durchlässigkeit im System, also dass nach einem Lehrabschluss eine Fachkarriere, aber auch Matura und Studium möglich sind. Dazu gab auch Andreas Niesner, Rauchfangkehrermeister aus Gerasdorf bei Wien, einen Einblick in die Zukunft der Lehrberufe: "Wenn wir die Energiewende umsetzen möchten, kommen wir ohne die entsprechenden Fachkräfte nicht vom Fleck. Wir müssen viele junge Menschen für jene Berufe begeistern, die derzeit dringend gebraucht werden, denn ohne sie wird keine einzige Heizung getauscht, keine PV-Anlage installiert und kein Haus gedämmt“.

Wenn wir die Energiewende umsetzen möchten, kommen wir ohne die entsprechenden Fachkräfte nicht vom Fleck.

Andreas Niesner

Tag der Zukunft für Lehrlinge

Zu den Aufgaben von "Zukunft.Lehre.Österreich." gehören die Vernetzung und Weiterbildung für Lehrlinge und Ausbilder. Am 13. Juli 2022 findet der erste "Tag der Zukunft für weibliche Lehrlinge“ aus ganz Österreich in Niederösterreich statt. Der Fokus der zweitägigen Veranstaltung am Flughafen Schwechat liegt auf Finanzbildung für Jugendliche, vor allem für weibliche Lehrlinge. Neben dem spielerischen Erlernen von Wirtschaftsbegriffen und Budgetierung des Lehrlingseinkommens steht auch das Kennenlernen von Jugendlichen in anderen Lehrberufen im Fokus.

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