VIZ Trendkongress
Sanitär schwächelt - Elektro wächst
Zum zehnjährigen Jubiläum wechselte der VIZ (Verband der Installations-Zulieferindustrie) den Standort für den alljährlichen Trendkongress. Im Hotel Gabrium, wo ein Teil des Klosters für Veranstaltungen umgebaut wurde, schlug der VIZ heuer seine Zelte auf.
Alexander Sollböck, VIZ Obmann, freute sich über ein volles Haus und gab im Rahmen seiner Begrüßung einen kurzen Rückblick über die Aktivitäten des VIZ im Jahr 2023. Erstmals lud der VIZ an vier Standorten zu den Infodays. Als Alternative zu klassischen Messebeteiligungen soll die Veranstaltungsreihe im nächsten Jahr fortgeführt werden. „Die Messen haben sich selbst hinausgeschossen, Regionalmessen werden immer schwieriger. Gute Hausmessen des Großhandels und Roadshows werden wichtiger werden“, bestätigt Arno Kloep den Weg des VIZ.
Fachkräftemangel bekämpfen
Das gilt auch für die Teachers Day, die heuer sehr erfolgreich bei Vogel & Noot stattgefunden haben und für 2024 weiter geplant sind. Die Hände in den Schoß legen und lamentieren, das ist nicht Stil des VIZ und deshalb wurden in diesem Jahr die VIZ Ingenieure gegründet, eine Initiative, mit der man dem Fachkräftemangel in der Branche gezielt gegensteuern will. Projektregion ist Tirol, wo die Situation besonders dramatisch ist. Eine Ausweitung auf weitere Bundesländer soll folgen.
Gemeinsam mit Arno Kloep, der gesundheitsbedingt nur per Videoschaltung am Trendkongress teilnehmen konnte, ließ Alexander Sollböck die letzten zehn Jahre VIZ Trendkongress Revue passieren. Kloep zog außerdem einen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Marktbedingungen in Österreich und Deutschland. „Die Unterschiede sind erheblich. In Deutschland wurde die Haustechnik von der Politik als Spielball entdeckt. Die Politik in Deutschland regiert mit einer frei kreisenden Machete“, lautete seine Kritik.
Moderates Wachstum
Mit großem Interesse erwarteten die Gäste des Trendkongresses die aktuellen Marktzahlen und Entwicklungen, die Arno Kloep in Folge präsentierte. Für 2023 sieht er eine kleine Delle, für 2024 kein großes Wachstum. „Die Krise am Bau wird sich auf das Baunebengewerbe durchschlagen. Es fehlt am Neubau“, prognostiziert er. Die Zahlen: 2021 wurden noch 71.000 Wohnungen gebaut, 2022 nur 46.000, für 2024 rechnet Kloep mit einem weiteren Rückgang.
Die Prognosen für die Bauwirtschaft im nächsten Jahr sind düster, derzeit gibt es in der SHK Branche aber nur wenig Grund für Klagen. Über 90 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als „sehr gut“, bzw. „gut“. Rund 65 Prozent sehen sich „deutlich überlastet“, bzw. „überlastet“, sind dementsprechend in Verzug (31,6 Prozent), lehnen Aufträge ab (28,9 Prozent), vergeben Subaufträge (10,5 Prozent), oder machen Überstunden (21,1 Prozent).
Auf die nahe Zukunft angesprochen zeigen sich die Betriebe etwas vorsichtiger, von Krisenstimmung kann aber keine Rede sein. Über 65 Prozent erwarten eine unveränderte (damit gute) Entwicklung in den nächsten drei Monaten, 4,3 Prozent gehen davon aus, dass das Geschäft „deutlich besser“, 8,7 Prozent „besser“ sein wird als zu Jahresende 2023. Steigerungen werden bei Wärmeerzeugern und -verteilern erwartet. Weniger rosig ist die Situation im Bereich Sanitär vor der Wand, knapp 50 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass das Geschäft in diesem Segment „leicht schlechter“, bzw. „schlechter“ wird. Dasselbe gilt für die Rohinstallationen – auch hier sind die Erwartungen sehr gedämpft. „Rohinstallationen erzielen die schlechtesten Werte aufgrund des fehlenden Wohnungsbaus. Mehr als ein Drittel des Umsatzes im Großhandel kommt aber aus Rohinstallationen, bricht dieser Umsatz jetzt weg?“ – Arno Kloep sieht Probleme auf den Großhandel zukommen.
Gute Ertragsmöglichkeiten sieht Arno Kloep im Bereich Elektro: „Elektro ist die größte Chance, ich rechne mit einem Wachstum von drei bis vier Prozent.“ Auch die Mess- und Regeltechnik wird sich ähnlich gut entwickeln. Seine Gesamtprognose für 2024 fällt vorsichtig optimistisch aus: „Ich rechne mit einem moderaten Wachstum, einer moderaten Inflationsrate und einem Realkaufkraftgewinn. Die Leute bekommen aufgrund der hohen Lohnabschlüsse mehr Geld. Der Knick im Wohnbau wird sich sicher bemerkbar machen.“ Kloeps Fazit: „Kein starkes Durchschlagen der Baukrise auf den SHK-Markt.“ Und, und das war für viele Kongressteilnehmer doch überraschend: Kloep geht von einem durchschnittlichen Branchenwachstum von ein bis zwei Prozent aus, wobei Sanitär schlechter abschneiden wird, als der Bereich Heizung. Vor allem die guten Werte aus dem Tourismus sind für ihn Anlass für diesen Optimismus.
Es besteht Handlungsbedarf
Im zweiten Vortrag präsentierten Christian Schranz und Harald Urban, beide TU Wien, die Entwicklungs- und Forschungsergebnisse im Bereich Digitalisierung im Bauwesen. Mit anschaulichen Beispielen zeigten sie neue Möglichkeiten, aber auch die Grenzen dieser Technologie auf. Neben dem Einsatz am Bau sehen beide Experten ein großes Potenzial bei Servicearbeiten. Hier kann mithilfe von Augmented Reality ein Fachexperte des Herstellers, einen Servicetechniker vor Ort rasch und kompetent bei Problemlösungen unterstützen. Allerdings hängt die Praxisumsetzung von der zur Verfügung stehenden Hardware und dem Netzausbau ab.
Den letzten Vortrag am 10. VIZ Trendkongress, bestritt Marcus Wadsak, bekannt vom ORF Wetter. Anhand von umfangreichen Statistiken und Zahlen belegte er eindrucksvoll die Entwicklung der Klimadaten wie z.B. Temperatur und Regenmenge. Die Emissionen steigen seit Jahren in Österreich und die Erreichung der Klimaziele wird zunehmend schwieriger. Erfreulich in diesem Zusammenhang ist die Entwicklung am Gebäudesektor. Hier ist eine erste Trendumkehr sichtbar, denn die Emissionen gehen seit zwei Jahren langsam zurück. „Wir können die Kurve noch kratzen, wissenschaftlich betrachtet können wir es noch schaffen, das Klima zu stabilisieren!“, so Marcus Wadsak. Und er appellierte: „Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel spürt und die letzte Generation, die etwas dagegen tun kann!“
Damit endeten die Vorträge zum 10.VIZ Trendkongress. Im Anschluss gab es erstmalig die Möglichkeit, das gehörte am Netzwerkabend auszutauschen. Der elfte Trendkongress wird am 14. November 2024 wieder im Hotel Gabrium stattfinden.