Transformation

Alles total Digital!

Digitalisierung
25.09.2023

Installateur­betriebe stehen immer öfter vor der Herausforderung, ihre Arbeitsabläufe zu digitalisieren. Wir werfen einen Blick auf einen fiktiven Muster­betrieb, der in allen Bereichen digitalisiert ist. Und zeigen auf, welche Vorteile, aber auch Nachteile damit einhergehen.
Digitales Beauftragungssytem der Fachhandwerker

Die Digitalisierung bietet Installateurbetrieben heute nicht nur die Möglichkeit, sich von mühseligen Papierarbeiten zu verabschieden, sondern auch Abläufe zu optimieren, die Kommunikation zu verbessern und letztlich einen wettbewerbsfähigeren und effizienteren Service anzubieten. Der als Beispiel dienende fiktive Musterbetrieb hat in bereits sämtliche Bereiche digitalisiert – von der ersten Auftragserfassung bis zur abschließenden Dokumentation.
Der Weg in die digitale Zukunft eines Installateurbetriebs beginnt dabei bereits bei der Auftragserfassung. „Für uns Installateure bringt die fortschreitende Digitalisierung eine Vereinfachung und Verbesserung der Prozesse“, erklärt dementsprechend Manfred Denk, Inhaber der Denk GmbH und Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker (siehe auch das Interview auf Seite 11). Statt auf handschriftliche Notizen und Zettel zu setzen, werden Auftragsdetails im digitalen Betrieb direkt in ein maßgeschneidertes Softwareprogramm eingegeben. Hierbei werden Kundeninformationen, die Art des Auftrags, benötigte Materialien sowie der geplante zeitliche Rahmen erfasst. Ein entscheidender Vorteil der Digitalisierung besteht darin, dass diese Daten automatisch ins Dispositionssystem übertragen werden.
Dies bedeutet, dass die richtigen Teams oder Fachhandwerker automatisch den passenden Auftrag zugewiesen bekommen – ein Prozess, der menschliche Fehler minimiert und gleichzeitig eine zügige und effiziente Verteilung der Arbeit ermöglicht. Was diesen digitalen Ansatz noch bemerkenswerter macht, ist die Tatsache, dass Kunden über den Fortschritt ihres Auftrags in Echtzeit informiert werden können. Dies fördert die Transparenz und erhöht die Kundenzufriedenheit. Die Vorteile liegen auf der Hand – effiziente Auftragsverwaltung, minimierte Fehlerquote, gesteigerte Transparenz und Kundenzufriedenheit.

Materialien bereits bei  der Auftragsannahme automatisch geordert
Dank der nahtlosen Integration der Beschaffung in eine digitale Plattform werden notwendige Materialien bereits bei der Auftragsannahme automatisch geordert.

Lagerbestände auf optimalem Level halten

In der digitalen Evolution des Installateurbetriebs sind zeitraubende manuelle Bestellprozesse Geschichte. Dank einer nahtlosen Integration der Beschaffung in die Plattform werden notwendige Materialien automatisch geordert, sobald ihre Vorräte zur Neige gehen. Diese integrierte Plattform ermöglicht es, in Echtzeit auf die Verfügbarkeit von Lieferanten zuzugreifen und daraufhin automatische Bestellungen auszulösen. Dies hat den erheblichen Vorteil, dass Lagerbestände stets auf einem optimalen Level gehalten werden – ein großer Schritt zur Vermeidung sowohl von überflüssigen Beständen als auch von Engpässen. Die Automatisierung des Beschaffungsprozesses hat nicht nur den administrativen Aufwand reduziert, sondern auch sicherzustellen vermocht, dass die benötigten Materialien immer zur richtigen Zeit verfügbar sind.
Der digitale Installateurbetrieb hat auch erfolgreich die Ära der Papierberge überwunden. Rechnungen werden nicht mehr mühsam per Hand erstellt, sondern automatisch generiert und in digitaler Form an die Kunden übermittelt. Diese Automatisierung beschleunigt nicht nur den gesamten Zahlungsprozess, sondern minimiert auch das Risiko von Rechnungsfehlern. Zusätzlich zur Rechnungslegung erfolgt auch die Dokumentation sämtlicher durchgeführter Arbeiten ausschließlich digital. Fotos, Notizen und technische Details werden direkt in das System hochgeladen und mit dem jeweiligen Auftrag verknüpft. Diese digitale Dokumentation erleichtert nicht nur die spätere Nachverfolgung und Qualitätskontrolle, sondern kann auch im Falle von Garantieansprüchen von unschätzbarem Wert sein. Durch dieses Vorgehen beschleunigt sich die Zahlungsabwicklung, zudem wird auch die Genauigkeit der Dokumentation erhöht. Die Kundenzufriedenheit steigt dadurch enorm.

  Digitaler Installateurbetriebs - Kommunikation mit den Kunden
 Im Zeitalter des digitalen Installateurbetriebs rückt natürlich auch die Kommunikation mit den Kunden in den Fokus. Automatisierte Benachrichtigungen informieren die Kunden über bevorstehende Termine, Arbeitsfortschritte oder mögliche Verzögerungen.

Im Zeitalter des digitalen Installateurbetriebs rückt natürlich auch die Kommunikation mit den Kunden in den Fokus. Automatisierte Benachrichtigungen informieren die Kunden über bevorstehende Termine, Arbeitsfortschritte oder mögliche Verzögerungen. Aber das ist noch längst nicht alles – Kunden haben ebenfalls die Möglichkeit, direkt über die Plattform Feedback zu hinterlassen. Dieses unmittelbare Feedback ermöglicht nicht nur eine fortwährende Verbesserung des Services, sondern festigt auch die Bindung zwischen Betrieb und Kunde.
Durch die zunehmende Digitalisierung fließen natürlich auch Daten in schier unermesslicher Menge zusammen. Der fiktive Musterbetrieb nutzt diese Daten, um Muster und Trends zu erkennen. Durch die sorgfältige Analyse der Daten können Engpässe und ineffiziente Abläufe identifiziert werden, was eine gezieltere Optimierung der Prozesse ermöglicht. Die datengestützte Herangehensweise unterstützt den Betrieb dabei, sich kontinuierlich zu verbessern – sei es bei der Abwicklung von Aufträgen, der Lagerverwaltung oder der Steigerung der Kundenzufriedenheit.

Betriebe wettbewerbsfähiger machen

Der fiktive digitale Installateurbetrieb verdeutlicht eindrucksvoll, wie die Digitalisierung das Gesicht dieser traditionsreichen Branche in kürzester Zeit verändern kann. Angefangen bei der ersten Kontaktaufnahme mit dem Kunden bis hin zur abschließenden Dokumentation der erbrachten Dienstleistungen wird unmissverständlich klar, wie digitale Lösungen die Effizienz steigern, die Kommunikation verbessern und den Betrieb insgesamt wettbewerbsfähiger machen können. Es ist jedoch zu beachten, dass die Einführung digitaler Systeme Zeit, Investitionen und eine kluge Planung erfordert.
Die Gratwanderung zwischen traditionellen bewährten Methoden und innovativen Technologien wird entscheidend sein, um die Vorzüge der Digitalisierung optimal zu nutzen. Doch die Verheißung einer effizienteren, transparenteren und qualitativ hochwertigeren Arbeitsweise sollte Installateurbetriebe dazu anregen, den Pfad in die digitale Zukunft mutig zu beschreiten. Letztendlich eröffnet die Digitalisierung eine Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten für Installateur*innen – eine Zukunft, die es zu gestalten, zu entdecken und zu nutzen gilt.
Doch während die Digitalisierung zweifellos viele Vorteile und Innovationen für das Installateurhandwerk mit sich bringt, sind auch einige Herausforderungen und mögliche Fallstricke zu beachten. Beispielsweise die Abhängigkeit von digitalen Systemen und Softwarelösungen, die schnell zu einer Schwachstelle werden kann. Ein plötzlicher Ausfall oder technische Probleme können den reibungs­losen Ablauf des Betriebs ernsthaft gefährden. Installateure müssen sich also bewusst sein, dass die Digitalisierung, während sie die Effizienz steigert, auch anfällig für Störungen ist. Die Investition in zuverlässige Back-up-Systeme und eine solide technische Unterstützung ist daher unerlässlich, um die Betriebskontinuität zu gewährleisten.

Risiken der Digitalisierung

Mit der Digitalisierung gehen zudem auch verschiedene Sicherheitsrisiken einher. „Das größte Risiko, das ich sehe, ist die Cyberkriminalität. Je besser und stärker wir vernetzt sind, umso höher ist die Chance, dass kriminelle Elemente zum Problem werden können“, betont etwa Markus Steinbrecher, Geschäftsführer des Sanitär- und Heizungsgroßhändler Holter (siehe Seite 12). Die Speicherung und Übertragung von sensiblen Kundendaten und betrieblichen Informationen erfordert strenge Sicherheitsvorkehrungen, um Cyberangriffe und Datenlecks zu verhindern. Installateure müssen in moderne Cybersecurity-Maßnahmen investieren und ihre Mitarbeiter über bewährte Sicherheitsverfahren schulen, um sensible Informationen zu schützen.

Fachkräftemangel

Während die Digitalisierung neue Möglichkeiten schafft, erfordert sie auch Expertise im Umgang mit entsprechenden Technologien. Ein Mangel an mit diesen Tools vertrauten Fachkräften kann schnell zur Hürde werden. Installateurbetriebe müssen deswegen in Schulungen und Weiterbildungen investieren, um sicherzustellen, dass ihre Mitarbeiter die erforderlichen Fähigkeiten beherrschen, um die digitalen Systeme effektiv zu nutzen.
Zudem erfordert die Einführung digitaler Systeme oft erhebliche Anfangsinvestitionen in Hard- und Software sowie in die Mitarbeiterschulung. Kleinere Betriebe können sich das möglicherweise nicht leisten, was zu einer Kluft zwischen digitalisierten und nichtdigitalisierten Betrieben führen kann. Die Balance zwischen den potenziellen Vorteilen und finanziellen Auswirkungen der Digitalisierung muss daher sorgfältig abgewogen werden.
Daneben erfordert die Einführung digitaler Prozesse oft auch eine Veränderung der Unternehmenskultur und Arbeitsweisen. Mitarbeiter könnten beispielsweise aufgrund neuer Technologien Unsicherheiten oder Widerstand verspüren. Ein erfolgreiches Change-Management ist somit entscheidend, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter die neuen Tools akzeptieren und effektiv nutzen.
Die Digitalisierung bietet zweifellos erhebliche Vorteile für Installateurbetriebe, doch die potenziellen Nachteile dürfen nicht vernachlässigt werden. Es ist wichtig, eine ausgewogene Herangehensweise zu wählen, die die Vorteile der Technologie nutzt, aber auch die Herausforderungen bewältigt. Die Lösung liegt darin, sich bewusst zu sein, dass die Digitalisierung nicht nur eine technologische, sondern auch eine kulturelle Veränderung darstellt. Indem Betriebe auf die genannten Herausforderungen vorbereitet sind und gezielt Strategien zur Bewältigung entwickeln, können sie die Chancen der Digitalisierung voll ausschöpfen und gleichzeitig mögliche Risiken minimieren.

Digitalisierung erleichtert Kontrolle

„In Zukunft werden viele Vorgänge nur mehr digital möglich sein“

Die Digitalisierung schreitet rasant voran und hat mittlerweile auch den Bereich der Installateure erfasst. Vereinfachte und verbesserte Prozesse können im Handwerk helfen, effizienter zu arbeiten und Zeit einzusparen, erläutert Manfred Denk*, seines Zeichens Bundesinnungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker und im Brotberuf Geschäftsführer und Eigentümer des Installateurbetriebes Denk GmbH, im Gespräch mit der Gebäude Installation.

Welche Vorteile sehen Sie durch die Digitalisierung der Branche – sowohl für die Installateure selbst als auch für die Kunden?
Manfred Denk: Für uns Installateure bringt die fortschreitende Digitalisierung eine Vereinfachung und Verbesserung der Prozesse. Durch Online-Bestellungen werden beispielsweise Übertragungsfehler ausgeschlossen, die Bestellungen können zum Beispiel von der Baustelle mit Mobiltelefon oder Tablet vom Monteur direkt auf den Auftrag bestellt werden, das erleichtert eine durchgängige Auftragsabwicklung. Das erleichtert meist auch die Dokumentation. Die Kunden profitieren einerseits durch eine bessere Terminvorhersage und durch perfekte Abwicklung, Dokumentation und Nachverfolgbarkeit bei Garantie oder Gewährleistungsfällen.

Wo gibt es Schwierigkeiten, wo liegen die Stolpersteine der Digitalisierung?
Die Schwierigkeiten liegen oft im Detail, und man muss derzeit noch als EDV-User mit den unverständlichen Begriffen und Technologien der IT-Branche kämpfen. Auf diesem Weg geben EPUs oft frühzeitig auf und bleiben bei herkömmlichen Methoden. Einheitliche Artikelmatchcodes und eine bessere Auffindbarkeit von Ersatzteilen sind eine langjährige Forderung von uns. Leider kommt es auch vor, meist mit Behörden oder Fördergebern, dass die angepriesene Vereinfachung nur bedeutet, die Arbeit auszulagern, besser gesagt, zu uns zu verlagern. Vielfach werden dann die teils mühevoll erarbeiteten Zeitvorteile durch überbordende Bürokratie leider wieder vernichtet.

Wo muss der Großhandel die Angebots­palette in Sachen Digitalisierung noch ausbauen?
Grundsätzlich haben mittlerweile alle Großhändler vernünftige Tools für uns Installateure in ihrem Portfolio. Manche sind da besser, andere haben noch Nachholbedarf.

Warum sollte ein Installateur seinen Betrieb­ digitalisieren?
Um seine eigenen internen Abläufe zu verbessern und alle Annehmlichkeiten, die es zusätzlich noch gibt, bestmöglich verwenden. Lückenlose Auftragsabwicklung und eine saubere Dokumentation werden immer wichtiger. In Zukunft werden viele Vorgänge nur mehr digital möglich sein, daher ist es wichtig, hier Schritt zu halten. Weitere Anforderungen wie BIM werden auf uns zukommen, auch für kleinere Unternehmen wird die Anwendung von Auto CAD wichtiger werden.

Was kann die Innung machen bzw. was macht die Innung, um der Branche in Sachen Digitalisierung beizustehen?
Wir arbeiten an der Erarbeitung vieler Online-Formulare, sei es für die Heizungsdatenbank, für Überprüfungsbefunde, für Förderformulare etc. mit, um die Praxistauglichkeit zu gewährleisten. Wir sind auch bei der Entwicklung vieler technischer Programme mit dabei. Die WKO bietet Beratungen für unsere Unternehmen zur Digitalisierung an.

Wie weit ist die Branche Ihrer Meinung nach bereits digitalisiert?
Das ist sehr unterschiedlich, größere Unternehmen sind da meist sehr weit, bei Unternehmen unter zehn Mitarbeitern geht es langsamer voran. Für EPUs ist es meist nur möglich, gewisse Abläufe zu digitalisieren. Hier braucht es noch einfacher anwendbare Tools.

Herr Bundesinnungsmeister Denk, herzlichen Dank für das Gespräch.

Bundesinnungsmeister Manfred Denk
Bundesinnungsmeister Manfred Denk

Zur Person
Manfred Denk ist seit 2022 Bundes­innungsmeister der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker. Der Bundes­innungsmeister betreibt seit dem Jahr 1988 den Sanitär- und Heizungsinstallationsbetrieb Denk GmbH im niederösterreichischen Etsdorf-Grafenegg. Er war zuvor bereits seit 2013 als stellvertretender Obmann der Fachgruppe Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker in der NÖ Wirtschaftskammer aktiv. Zudem engagiert sich Denk bereits langjährig in der Kommunalpolitik und ist seit Anfang des Jahres 2022 Bürgermeister von Grafenegg.

Branchen
Haustechnik