Interview

Markt für nachhaltige Farben und Lacke im Umbruch

Farben und Lacke
04.01.2022

Von: Redaktion Handwerk + Bau
Wie entwickeln sich Angebot und Nachfrage ökologischer Farben und Lacke? Welchen Stellenwert haben Öko-Labels und Zertifikate?
Sämtliche green-Produkte werden im Adler-Labor nach transparenten Kriterien zertifiziert.

Nachhaltigkeit ist das Thema der Stunde. Spiegelt sich der Stellenwert dieses Themas auch in den Verkaufszahlen wider? Wie entwickelt sich der Markt für nachhaltige Beschichtungen?

Die Nachfrage – sowohl im Gewerbe- und Industriebereich als auch von Endverbrauchern – steigt kontinuierlich an, bewegt sich aber nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. Dabei muss natürlich zwischen den verschiedenen Produktgruppen differenziert werden: Beim Kauf einer Wandfarbe fürs Kinderzimmer messen die Kunden dem Thema Nachhaltigkeit ein anderer Stellenwert bei als z.B. bei einem Küchenmöbel, bei dem der Lack nur ein Bestandteil von vielen ist. Generell kann man aber sagen, dass der Markt für nachhaltige Produkte weniger von der Konsumentennachfrage befeuert wird als von innovativen Unternehmen wie z.B. Adler, die aus Eigeninitiative nachhaltige Beschichtungssysteme entwickeln und so ein hochwertiges Angebot schaffen. Wir fordern auch aktiv von unseren Lieferanten ein, diesen Weg mit uns zu gehen und uns mit den nötigen Rohstoffen und Technologien zu unterstützen. So können wir unseren Kunden die besten Lösungen anbieten, ohne Kompromisse zwischen Qualität und Nachhaltigkeit einzugehen.

Was ist nötig, damit sich dieser Markt in Zukunft weiterentwickelt?

Einerseits braucht es ein gemeinsames Vorgehen der unterschiedlichen Branchen. Betrachtet man z.B. ein Möbelstück, ist der Lack ja nur ein Bestandteil von vielen. Genauso wichtig ist der Werkstoff, aus dem das Möbel gebaut wird, der Leim, die Beschläge etc., und nur wenn es für alle Elemente eine hochwertige Lösung gibt, kann auch das fertige Möbelstück wirklich nachhaltig sein. Zum anderen braucht es sicher auch bei den Herstellern mehr Bewusstsein, wie stark sie selbst von einer Umstellung auf nachhaltige Beschichtungssysteme profitieren können. Sie können sich dadurch nicht nur so am Markt besser positionieren, sie profitieren auch durch ein Mehr an Arbeitssicherheit und -gesundheit und haben gleichzeitig deutliche Kosteneinsparungen, z.B. bei teuren Filteranlagen oder Entsorgungsgebühren.

Und wie kann es gelingen, bei den Endverbrauchern mehr Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu schaffen?

Ich bin überzeugt, dass das, was z.B. im Lebensmittelbereich bereits gelungen ist, auch in anderen Branchen möglich ist. Wir alle wissen mittlerweile, wie wichtig es ist, mit welchen Nährstoffen wir unseren Körper versorgen, und viele Konsumenten achten beim Lebensmitteleinkauf auf Bio-Qualität, heimische Produktion und vermeiden bestimmte Zusatzstoffe. Dasselbe Bewusstsein müssen wir auch überall dort schaffen, wo es um unsere Wohn- und Arbeitsumgebung geht: Wer nachhaltige Möbel, Fenster oder Bautenprodukte verwendet, der verbessert ganz entscheidend seine Lebensqualität: Es gibt weder Schad- und Giftstoffe, die aus den Oberflächen ausdampfen oder bei Berührung gelöst werden, noch entsteht Geruchsbeeinträchtigung. Und dazu kommt das gute Gefühl, einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für ein intaktes Ökosystem zu leisten.

Adler hat kürzlich sein neues green-Sortiment vorgestellt. Warum gibt es dieses Nachhaltigkeits-Label?

Wir setzen uns bei Adler schon seit Jahrzehnten intensiv mit ökologischen Beschichtungssystemen auseinander. Heute erfüllt jedes einzelne Adler-Produkt sehr hohe Umweltstandards, etwa durch die Auswahl unserer Rohstoffe, durch einen hohen Anteil emissionsarmer Wasserlacke oder durch den Verzicht auf giftige oder krebserregende Substanzen. Aus diesem breiten Portfolio haben wir jene Produkte herausgegriffen, die sozusagen die Oberliga in Sachen Nachhaltigkeit bilden, und in unserem green-Sortiment zusammengeführt. Das Besondere daran ist, dass green viel mehr ist als bloß ein Nachhaltigkeits-Label. Sämtliche Produkte durchlaufen einen sehr strengen Zertifizierungsprozess in unserem Labor, der nach vergleichbaren, teilweise noch strengeren Kriterien erfolgt als bei den meisten Umweltzeichen.

Viele Farben- und Lackhersteller haben ein ökologisches Produktsortiment. Was ist das Besondere an den green-Produkten von Adler?

Wir verfolgen ein sehr umfassendes Nachhaltigkeits-Konzept. Für uns besteht Nachhaltigkeit nicht nur in einer umwelt- und gesundheitsfreundlichen Rezeptur, einem niedrigen VOC-Gehalt oder einem hohen Anteil natürlicher Rohstoffe. Neben den Inhaltsstoffen sind uns auch umweltschonende Produktionsprozesse und Lieferwege wichtig, ein ausgereiftes Energiemanagement, hohe Standards in Bezug auf Abfall und Recycling sowie nicht zuletzt Ergiebigkeit und Haltbarkeit eines Produkts.

Was haben Ergiebigkeit und Haltbarkeit mit Nachhaltigkeit zu tun?

Bei Nachhaltigkeit geht es vor allem um einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Wer eine Premium-Wandfarbe mit hoher Deckkraft verarbeitet, benötigt weniger Farbe. Mit einer wirksamen Holzschutzlasur wird eine Fassadenverkleidung aus heimischer Fichte viel länger haltbar. Und mit modernen Beschichtungssystemen für die Fenster- oder Möbelindustrie können die Hersteller Auftragsmengen sowie Trockenzeiten und damit den Energiebedarf reduzieren. All das trägt zu mehr Nachhaltigkeit bei.

Nachhaltigkeit hat also viele unterschiedliche Aspekte – wie soll man da als Kundschaft den Durchblick behalten?

Die wichtigste Währung für nachhaltige Produkte ist Vertrauen. Das Thema ist so komplex, dass sich für den Laien oft gar nicht mehr beurteilen lässt, wie man seinen Konsum wirklich nachhaltig gestaltet. Umso wichtiger ist es, den Aussagen des Herstellers vertrauen zu können. Bei Adler arbeiten wir seit Jahrzehnten nach dem Motto "saubere Arbeit – saubere Umwelt". Wir stehen für geprüfte Qualität aus Österreich, und unsere Kunden wissen: Wenn wir ein Produkt als besonders umweltfreundlich auszeichnen, dann können sie sich darauf hundertprozentig verlassen. Dafür steht unser neues green-Label. (dd)

Daniel Pesserer, Spartenleiter Möbelindustrie bei Adler.

Interviewpartner