Generation Z(ukunft)
Lehrlinge zu finden, ist das eine – sie zu halten, das andere. Welche Parameter sind für die junge Generation wichtig, um sich für das Tischlerhandwerk zu entscheiden? Und was braucht es, um sie langfristig im Unternehmen zu halten?
Flexible Arbeitszeiten, mehr Lohn, besseres Image: Die Diskussion um die Bedürfnisse der Arbeitskräfte der Zukunft ist aufgrund des Fachkräftemangels brisanter denn je. Gerade was die Generation Z betrifft – also all jene junge Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind – geht der Tenor oft in Richtung: „Die junge Generation will weniger arbeiten, ist weniger engagiert und will gleichzeitig gutes Geld verdienen.“ Aber stimmt das wirklich so? Standesvertretern als auch junge Tischlerinnen und Tischler verraten, was für sie wirklich wichtig ist, was sie brauchen, damit sie sich im Lehrbetrieb wohl fühlen und entwickeln können – und damit sie auch langfristig dort bleiben wollen.
Vertrauen fördern
Einer, der viel mit jungen Menschen im Austausch ist, ist der steirische Landeslehrlingswart Klaus Fruhmann. Bei seinen regelmäßigen Besuchen in der Berufsschule nimmt er sich Zeit, um vor allem eines zu tun: Zuhören. Dabei ist es ihm besonders wichtig, mit den Lehrlingen auf Augenhöhe zu kommunizieren und glaubhaft zu sein. „Wenn ich in den Schulen unterwegs bin, setze ich mich üblicherweise direkt zu den Schüler*innen in die Bankreihe und bleibe nicht vorne stehen – sofern es die Abstandsregeln gerade erlauben“, erzählt er. „Dadurch entsteht ein weitaus offenerer Austausch, denn auf Augenhöhe redet es sich schließlich leichter“, und genau das ist laut Fruhmann für junge Menschen wesentlich. „Für die junge Generation ist Kommunikation ein wichtiger Punkt – manchmal fehlt im Betrieb einfach ein Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin, der oder die ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Lehrlingen aufbaut.“ Zeitmangel und der fehlende Blick seien dabei oft genau die Punkte, die dazu führten, dass sich junge Menschen alleine gelassen fühlen. „Wenn ich Lehrlinge fördere und fordere und ihnen ein sicheres Umfeld biete, trauen sie sich auch, sich zu zeigen und ihre Meinung zu äußern, so der Landeslehrlingswart. Und: Die junge Generation will arbeiten, allerdings ist es wichtig, dass ein Sinn dahinter steht und nicht dauerhaft eintönige Arbeitsaufgaben am Programm stehen.
Neue Perspektiven
„Wir machen uns den Facharbeiter*innenmangel oft selbst. Wenn wir in den Betrieben die jungen Menschen unterstützen, zeigen, dass wir da sind, ein spannendes und abwechslungsreiches Aufgabengebiet schaffen und Zukunftsperspektiven bieten, können wir sie auch länger im Betrieb halten“, ist Fruhmann überzeugt. Freilich ist klar, dass in einigen Betrieben oft wenig Raum bleibt für viele unterschiedliche Betätigungsfelder. Hier könnte sich Fruhmann für die Zukunft eine Art Job-Rotation vorstellen: „Was, wenn sich einige Tischlereibetriebe zusammentun, um dem Berufsnachwuchs im Rahmen kleiner Schnupperausflüge neue Aufgabengebiete und Erfahrungen zu ermöglichen? Diese Art von direktem und praxisnahem Austausch könnte dazu führen, dass die Mitarbeiter*innen nicht in andere Branchen wechseln.“ Denn genau das ist ein wesentlicher Punkt: Viele Facharbeiter*innen wechseln in die Industrie oder wählen einen ganz anderen Arbeitsbereich. Und hier sei nicht nur der Verdienst ein Thema. „Natürlich ist das Argument oft, dass der Tischlerberuf im Vergleich zu anderen Handwerksberufen zu schlecht bezahlt sei“, so Fruhmann. „Aber das alleine ist es nicht: Wenn ich als Betrieb ein Umfeld biete, das hält, stützt und Entwicklung möglich macht, wiegt das vieles auf.“ Ein Lehrling oder eine Fachkraft, der/die autonom arbeiten kann und darf, sich etwas zutraut und sich Herausforderungen stellen kann, entwickelt nämlich auch Ideen, die für den Betrieb sehr fruchtbar sein können. Genau dafür brauche es ein hohes Maß an Kommunikation von Seiten der Chefinnen und Chefs oder der Vorarbeiter*innen. „Die Bedürfnisse der jungen Menschen verändern sich – und das muss den Betrieben bewusst sein. Wenn sie das berücksichtigen, birgt das enormes Potenzial.“