Interview

"Herausforderungen in Opportunitäten umwandeln"

ALUKÖNIGSTAHL GmbH
13.01.2021

Wir haben ein Jahr hinter uns, das wir so sicherlich noch nie erlebt haben, sagt AluKönigStahl-Geschäftsführer Günther Sturm. Von den größten Herausforderungen der letzten Monate, seinen Erwartungen und den wichtigsten Zukunftstrends spricht er im METALL-Interview.
Günther Sturm, Geschäftsführer von AluKönigStahl.

METALL: Herr Sturm, auch nach fast einem Jahr Pandemie ist Covid-19 nach wie vor ein allumfassendes Thema. Wie ist es AluKönigStahl in den letzten Monaten ergangen?

Günther Sturm: Trotz der herausfordernden Umstände, die für uns als Gesellschaft spürbare Einschränkungen im Alltag mit sich bringen, ist die Stimmung im Team und auch bei unseren Kunden gut und die Motivation unserer Mitarbeiter ist ungebrochen hoch. Wir haben uns seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sehr gut auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt und Arbeitsprozesse entsprechend adaptiert. Wir konnten durch agile Strukturen immer wieder gemeinsam im Team effiziente Lösungen für aufkommende Herausforderungen finden. Dabei hat uns nicht zuletzt die verstärkte Integration digitaler Abläufe in unseren Geschäftsalltag, die wir auch schon vor Corona vorangetrieben haben, in die Karten gespielt.

METALL: Auf die Digitalisierung möchte ich später gerne noch näher eingehen. Was waren denn im Hinblick auf die Pandemie die größten Herausforderungen für das Unternehmen im letzten Jahr?

Sturm: Wir haben ein Jahr hinter uns, das wir so sicherlich noch nie erlebt haben – nicht nur persönlich, sondern insbesondere auch im wirtschaftlichen Umfeld. Die größte Herausforderung bestand darin, sich auf die unterschiedlichen Entwicklungen in den verschiedenen Märkten einzustellen. Wir mussten die Situation vor Ort stets individuell analysieren und entsprechend agieren. Durch die enge Abstimmung mit den jeweiligen Unternehmensstandorten konnten wir dies aber sehr gut meistern. Zudem ist es uns gelungen, durch die rasche und effiziente Optimierung unserer Arbeitsprozesse die Lieferketten aufrechtzuerhalten. Dafür haben wir unser Lager beispielsweise in einen Mehrschichtbetrieb geteilt und aufgestockt – das sorgt zwar für höhere Kosten, stellt aber auch die Lieferfähigkeit für unsere Kunden sicher. 

METALL: Mit dem Impfstart ist das Land zumindest mit einem kleinen Hoffnungsschimmer in das Jahr 2021 gestartet. In der Baubranche aber sieht man für 2021 auch die Gefahr eines Auftragsloches. Haben Sie diesbezüglich auch Befürchtungen?

Sturm: Es kursieren derzeit natürlich vielerorts Prognosen über die weitere Entwicklung im neuen Jahr. Die Corona-Pandemie wird 2021 nicht spurlos an der Baubranche vorbeiziehen, das ist jedem klar. Dennoch ist der Blick in die Glaskugel auch mit Vorsicht zu genießen.

Als Unternehmen jedenfalls gilt es jetzt vor allem, sich an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen und mögliche Risiken zu antizipieren. Ich persönlich erkenne vor allem in schwierigen Zeiten auch immer ein Stück weit die Chance, den Status Quo kritisch zu hinterfragen, um so Herausforderungen in Opportunitäten umzuwandeln. Das lässt sich auch auf die Baubranche umlegen.

METALL: Apropos Opportunitäten: In diesem Jahr hätte auch wieder die BAU in München stattfinden sollen, aufgrund der Pandemie wurde sie nun online vollzogen. AluKönigStahl wäre mit seinen Systempartnern Schüco und Jansen ebenfalls vertreten gewesen, allerdings haben Sie die Teilnahme schon im Vorfeld abgesagt. Welche Alternativen werden aktuell genutzt, um den Kunden Neuheiten zu präsentieren?

Sturm: Die Corona-Krise hat vor allem auf die Eventbranche spürbare Auswirkungen und leider auch der BAU 2021 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Sinne der Gesundheit aller Teilnehmer haben wir uns im Vorfeld dazu entschlossen, nicht daran teilzunehmen, gehen aber stattdessen neue Wege – speziell auch in der Produktpräsentation. Das Ergebnis ist etwa eine Online-Plattform namens „i.NNOVATIONNOW“ auf der wir im Laufe diesen Jahres die Produktneuheiten unserer Partner Schüco und Jansen präsentieren. Und auch virtuelle Thementouren, individuelle Webinare live oder als Stream stehen am Programm.

Die Corona-Pandemie wird 2021 nicht spurlos an der Baubranche vorbeiziehen, das ist jedem klar. Dennoch ist der Blick in die Glaskugel auch mit Vorsicht zu genießen.

Günther Sturm

METALL: Welche Schwerpunkte wird AluKönigStahl in den nächsten Jahren bei seinen Produktneuheiten denn setzen?

Sturm: Wir haben unseren Fokus auf drei zentrale Themengebiete gelegt, nämlich „Health“, „Smart“ und „Security“. Lassen Sie mich näher auf diese drei Punkte eingehen. Was das gesunde Wohnen betrifft, bin ich davon überzeugt, dass das Thema künftig stetig an Bedeutung gewinnen wird und zwar in vielen Facetten, von der natürlichen Lüftung mit Schallschutz und Wärmerückgewinnung über antimikrobielle Griffe und Oberflächen bis hin zu Barrierefreiheit für Fenster, Türen und Schiebetüren und vollintegrierten Sonnenschutz-Lösungen.

Auch das Thema „Sicheres Bauen“ ist uns ein großes Anliegen und für private und gewerbliche Bauherren gleichermaßen wichtig. Das Grundbedürfnis nach Sicherheit betrifft nicht nur den Einbruchschutz von Wohnhäusern und Wohnungen, sondern auch den Schutz von öffentlichen Gebäuden und Firmenimmobilien vor Einbruch, Sabotage, Brand und Spionage.

Und last but not least setzen wir einen Schwerpunkt auf „Intelligentes Bauen“. Schnellere und effizientere Fertigung durch vorgefertigte Elemente, elementiertes Bauen, textile Fassaden, integrierte und aufgesetzte Antriebe sind nur einige der Stichworte, die bei Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden bereits eine wichtige Rolle spielen.

METALL: Bleiben wir beim Thema Digitalisierung. Bereits auf der BAU 2019 war dies ein großes Thema, etwa auch am Schüco-Messestand. Was hat sich hier in den letzten Jahren getan?

Sturm: Die Digitalisierung war auch schon 2019 eines der größten Zukunftsthemen in der Baubranche und hat durch die Corona-Krise einen regelrechten Schub erfahren. Das zeigt sich einerseits bei der Produktion – etwa, wenn es um die computergestützte Planung von Gebäuden geht. Andererseits haben sich aber auch die Wohn-Bedürfnisse der Menschen geändert. In einer durch und durch digitalisierten Welt bestehen die Menschen einfach auch in den eigenen vier Wänden auf smarte Lösungen, die ihren Alltag erleichtern. Mit dem eigenen Themenbereich „Smart – Intelligentes Bauen“, der sich – wie bereits erwähnt - der Digitalisierung widmet, zeigen wir über das nächste Jahr deshalb laufend vielfältige Lösungen und Produkte für die schnellere und effizientere Fertigung und den smarten Betrieb.

METALL: Neben der Digitalisierung ist auch die Urbanisierung ein großes Thema. Damit gewinnt der Werkstoff Aluminium zunehmend an Bedeutung und ist in der modernen Stadtentwicklung unerlässlich. Wie sieht denn die Fassade der Zukunft in diesem Hinblick aus?

Sturm: Die Fassade der Zukunft gibt es bereits. Wir haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Innovationen an den Start gebracht – vor allem durch die Digitalisierung sind wir in der Lage, neue Wege zu gehen. Multifunktionale Fassaden sind schon jetzt Realität: dezentrale Lüftung, Sonnenschutz und Photovoltaik. Wir haben hier zahlreiche Möglichkeiten, die Gebäudehülle als wesentlichen Faktor für maximale Ressourcennutzung sowie -schonung einzusetzen und so in die Nachhaltigkeitsstrategie wesentlich einzuzahlen.

Die Fassade der Zukunft gibt es bereits. Wir haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Innovationen an den Start gebracht – vor allem durch die Digitalisierung sind wir in der Lage, neue Wege zu gehen.

Günther Sturm

METALL: Wenn wir schon bei der Nachhaltigkeitsstrategie sind: Ihr Systempartner Schüco verfolgt den Cradle-2-Cradle (C2C) Ansatz sehr intensiv. C2C zeigt grundsätzlich, wie Produkte tatsächlich wiederverwertet werden können. Was bedeutet das nun konkret für die Baubranche?

Sturm: Die Branche hat hier durchaus in vielen Bereichen noch Nachholbedarf – der Bausektor trägt ja bekanntermaßen wesentlich zu den CO2-Emissionen bei. Mit unserem C2C Ansatz bzw. dieser Zertifizierung auf Produktebene bei Schüco Aluminiumsystemen setzen wir ein wichtiges Zeichen. Durch diesen Ansatz sind alle eingesetzten Materialien leicht zu demontieren, sortenrein trennbar und können durch entsprechende Materialauswahl vollständig recycelt werden.

C2C ist ein wichtiger Schritt in eine nachhaltigere Zukunft, aber sicherlich nur ein Aspekt von vielen. Letztendlich muss es in ein breites, ganzheitliches Commitment der Branche münden.

METALL: Es geht dabei also grundsätzlich darum Ressourcen zu sparen. Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang denn der Produktionsprozess?

Sturm: Das C2C Prinzip beim Werkstoff Aluminium setzt bereits beim Produktionsprozess an und umfasst den gesamten Produktzyklus. Konkret bedeutet das: Gewinnung und Verwertung der Rohstoffe, Verarbeitung und Lebensdauer sowie dann auch die Recyclingfähigkeit. Insbesondere in der Rezyklierung hat Aluminium wesentliche Vorteile gegenüber anderen Materialien. Denn das Aufbereiten von Alt-Aluminium benötigt nur etwa 5 Prozent der Energiemenge, die für die Herstellung von Primäraluminium notwendig ist und lässt sich dabei noch uneingeschränkt für neue Profile nutzen. 75 Prozent des seit 1886 produzierten Aluminiums sind heute noch im Gebrauch, 60 Prozent sogar noch in Erstnutzung. Nahezu 100 Prozent des Aluminiums wird wieder recycelt. So entsteht im Idealfall ein geschlossener Wertstoffkreislauf und entspricht dem C2C Ansatz.

METALL: Worin liegen in der Branche derzeit die größten Herausforderungen bei der Umsetzung nachhaltiger Konzepte?

Sturm: Die Wertschöpfungsketten unserer Branche sollten in vielen Bereichen überdacht und neu bewertet sowie vielfach an die aktuellen ökologischen Herausforderungen angepasst werden. Viele Unternehmen haben hier auch schon Pionierarbeit geleistet. Vielerorts fehlen aber aktuell auch wirtschaftliche Anreize für Unternehmen, in Nachhaltigkeit, Ökologisierung und neue Strukturen zu investieren. Dazu kommt jetzt auch noch die ökonomische Gesamtsituation als Folge der Covid-Pandemie. Das wird die Umsetzung von neuen, nachhaltigen Strategien nicht gerade einfacher machen. Es wird mittel- und längerfristig aber kein Weg daran vorbeiführen, und wir werden uns dieser Herausforderung stellen müssen.

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