35 Jahre BRV

Impulsgeber der Kreislaufwirtschaft

Der Österreichische Baustoff-Recycling Verband (BRV) hat Anfang Oktober 2025 im Museum Arbeitswelt in Steyr einen besonderen Meilenstein gefeiert: 35 Jahre erfolgreiche Arbeit für Recycling, Abfallwirtschaft und Kreislaufwirtschaft.

In seiner Festrede blickte BRV-Geschäftsführer Tristan Tallafuss auf die vergangenen dreieinhalb Jahrzehnte und in die Zukunft. „Diese 35 Jahre waren von vielen Herausforderungen, aber auch von zahlreichen Innovationen geprägt“, so Tallafuss. Recycling und Nachhaltigkeit seien 1990 noch Randthemen gewesen. Doch Schritt für Schritt habe sich der Verband etabliert und ist heute eine anerkannte Stimme in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft.

Blick nach vorne

Tallafuss betonte, dass der BRV zu einer treibenden Kraft und zu einem Impulsgeber geworden sei. Mit praxisnahen Leitfäden, Forschungsprojekten, Zertifizierungen und der engen Zusammenarbeit mit Bauwirtschaft und Politik sei es gelungen, die Wiederverwertung von Bau- und Abbruchmaterialien stetig voranzubringen. Das Jubiläum war aber nicht nur ein Moment des Rückblicks. Vor allem stand der Blick nach vorne im Mittelpunkt: Klimawandel, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft werden die großen Themen der kommenden Jahre sein. Der BRV will dabei weiterhin Impulse setzen und Veränderung antreiben – ganz im Sinne seines Gründungsgedankens, Baustoffe nicht als Abfall, sondern als Ressource zu begreifen.
Auch die Politik nahm die Gelegenheit wahr, die Arbeit des Verbandes zu würdigen. Bundesminister Norbert Totschnig hob in seinem Grußwort hervor, dass seit der Gründung des BRV Millionen Tonnen Abbruchmaterial nicht entsorgt, sondern wiederverwendet wurden. Das sei nicht nur ein Beitrag zur Ressourcenschonung, sondern auch zur Reduktion von Deponiemengen und Emissionen.

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Zukunftsperspektiven der Nachhaltigkeit

Marion Huber-Humer,Universitätsprofessorin von der Universität für Bodenkultur Wien
Marion Huber-Humer,
Universitätsprofessorin von der Universität für Bodenkultur Wien ©Eva Drosdek Fotodesign

Ein inhaltlicher Höhepunkt des Abends war der Impulsvortrag von Universitätsprofessorin Marion Huber-Humer von der Universität für Bodenkultur Wien. Mit ihrer Frage „Was ist Nachhaltigkeit?“ leitete sie einen Bogen von der Geschichte bis in die Zukunft.
Historische Wurzeln: Bereits im 18. Jahrhundert habe Hans Carl von Carlowitz Nachhaltigkeit als eine Form der forstwirtschaftlichen Balance definiert: Es dürfe immer nur so viel Holz entnommen werden, wie nachwachsen könne.
Mit dem Brundtland-Bericht 1987 habe Nachhaltigkeit eine globale Dimension bekommen – als Entwicklung, die sowohl den gegenwärtigen als auch den künftigen Bedürfnissen gerecht wird.
In der EU-Taxonomie-Verordnung 2020 werde Nachhaltigkeit schließlich als wirtschaftliche Tätigkeit beschrieben, die aktiv zum Klimaschutz, zur Ressourcenschonung, zur Kreislaufwirtschaft und zum Schutz und Wiederherstellung von Biodiversität und der Ökosysteme beitrage, so Huber-Humer.

Globale und europäische Ziele

Die Vortragende erinnerte daran, dass es seit rund zehn Jahren weltweit definierte Nachhaltigkeitsziele gebe wie etwa die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. In der Europäischen Union sind diese Ziele unter anderem im Aktionsplan Kreislaufwirtschaft 2020 verankert.
Besonders ambitioniert seien die langfristigen Pläne: eine vollständige Dekarbonisierung des Energiesektors sowie Klimaneutralität bis 2050. Doch Huber-Humer warnte: „Wir sind zwar effizienter geworden, und der Anteil alternativer Energien ist gestiegen. Aber ohne grundlegende Transformationen werden die Ziele für 2050 nicht erreichbar sein.“

Forschung, Rahmenbedingungen und Finanzierung

Eine wichtige Rolle komme dem Projekt UniNEtZ, einem Bündnis von Wissenschaftlern und Künstlern von 19 Partnerinstitutionen zu, das zwischen 2019 und 2021 ein umfangreiches Papier mit 150 Optionen und über 1.000 konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der SDGs erarbeitet hat. Huber-Humer kritisierte die Komplexität der Rahmenbedingungen: Allein das Abfallrecht sei seit 1993 von 103 auf rund 1.800 Seiten in der Letztfassung aus dem Jahr 2025 angewachsen. Neben klaren Strukturen sei vor allem die Finanzierung entscheidend. „Wir müssen Budgets in die richtige Richtung lenken“, forderte Huber-Humer. Förderungen für fossile Brennstoffe sollten umgeschichtet und in nachhaltige Technologien investiert werden.

Der Gebäudesektor als Schlüsselbereich

Besondere Aufmerksamkeit widmete die Expertin dem Bausektor, der eine enorme Nachhaltigkeitsrelevanz aufweist: auf den Gebäudesektor entfallen über ein Drittel des globalen Ressourcenverbrauchs, 36 Prozent des Energieverbrauchs in der EU, ein Drittel der CO₂-Emissionen sowie ein Drittel des Abfallaufkommens. Diese Dimensionen zeigen, wie groß der Hebel ist, den die Branche hat.

Ehrungen

Die Veranstaltung schloss mit der Ehrung langjähriger Wegbegleiter des Verbandes. Damit würdigte der BRV jene Persönlichkeiten, die mit ihrem Engagement und ihrer Expertise die Entwicklung der Branche über Jahrzehnte hinweg vorangetrieben haben.
Allen voran wurde der langjährige BRV-Geschäftsführer Martin Car geehrt. Zu den langjährigen Wegbegleitern, die von BRV-Präsident Thomas Kasper ins Rampenlicht geholt wurden, zählten Günter Gretzmacher, Leopold Zahrer, Kurt Bernegger, Christian Holzer und der erste BRV-Präsident Walter Seeböck.

BRV-Präsident Thomas Kasper ehrte langjährige Wegbegleiter des Verbandes (v.l.): Präsident Thomas Kasper, Günter Gretzmacher, Leopold Zahrer, Kurt Bernegger, Christian Holzer und der erste BRV-Präsident Walter Seeböck.
BRV-Präsident Thomas Kasper ehrte langjährige Wegbegleiter des Verbandes (v.l.): Präsident Thomas Kasper, Günter Gretzmacher, Leopold Zahrer, Kurt Bernegger, Christian Holzer und der erste BRV-Präsident Walter Seeböck. ©Eva Drosdek Fotodesign