Tischlertagung Oberösterreich

Lehre, Bürokratieabbau & Messenews

15.10.2025

Neben aktuellen Berichten aus Bund und Land standen der fachliche Austausch und persönliches Netzwerken im Fokus des oberösterreichischen Tischlertages 2025.

Am 26. September trafen sich die oberösterreichischen Tischler*innen und Holzgestalter*innen zur jährlichen Innungstagung, diesmal im neuen Haus der Wirtschaft in Linz. Gerhard Spitzbart gab in seiner Doppelfunktion als Bundes- und Landesinnungsmeister eine Überblick über aktuelle Themenschwerpunkte. So bemühe man sich um die Entlastung von von Betrieben, die schwangere Mitarbeiterinnen beschäftigen. Aktuell besteht quasi ein Beschäftigungsverbot ab dem ersten Tag der Kenntnis der Schwangerschaft, insbesondere aufgrund der Arbeit mit als krebserregend eingestuften Stoffen. Das bedeutet, dass betroffene Mitarbeiterinnen sofort nach Hause geschickt werden müssten, was die Betriebe vor große Herausforderungen stellt. In den letzten Jahren haben sich die Arbeitsplatzbedingungen jedoch deutlich verbessert: In modernen Tischlereien gibt es mittlerweile staubfreie Arbeitsbereiche, sodass die Gefährdung erheblich reduziert wurde. Dennoch besteht hier weiterhin Diskussionsbedarf, um praktikable Lösungen für alle Beteiligten zu finden. Ein weiteres wichtiges Thema war die private Nutzung von Firmenfahrzeugen. Es wurde festgestellt, dass es bei privaten Fahrten mit dem Firmen-Kfz häufig zu Unklarheiten hinsichtlich der Haftung kommt. Die Innung spricht sich deshalb für eine klare Regelung aus, sodass Unternehmen nicht mehr für private Fahrten ihrer Mitarbeiter*innen mit dem Firmenauto haften müssen.

EU-Entwaldungsverordnung und nationale Forstgesetze

LIM und BIM Gerhard Spitzbart berichtete über aktuelle Themenschwerpunkte im Bund und im Land.
LIM und BIM Gerhard Spitzbart berichtete über aktuelle Themenschwerpunkte im Bund und im Land.

Die geplante EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) wurde erneut verschoben: Das Inkrafttreten ist nun für den 30. Dezember 2026 (für Unternehmen) beziehungsweise den 30. Juni 2027 (für kleine und Kleinstunternehmen) vorgesehen. Allerdings gilt: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Spitzbart betonte, dass die bestehenden Forstgesetze in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol bereits sehr streng sind. Würden diese konsequent angewendet, wäre eine weitere Überregulierung durch die EU nicht notwendig. Dennoch sieht Spitzbart weiterhin Handlungsbedarf, um die Interessen der heimischen Betriebe bestmöglich zu schützen. Wie auch immer die Sache ausgeht – es wird von der Innung eine Checkliste zu dem Thema vorbereitet.

Advertorial

Fachkräftestipendium gefordert

Ebenso im Fokus der Tagung: Die Wiederaufnahme der Meisterklasse in der HTL Hallstatt als förderfähige Ausbildung. Man fordere ein Fachkräftestipendium, da nach der Abschaffung der Bildungskarenz für viele potenzielle Teilnehmer die Meisterausbildung nicht mehr finanzierbar sei. Dieses Thema sei für Oberösterreich – mit über 45 Tischlermeisterprüfungen im Jahr eine „Großmacht“ auf diesem Gebiet – ein besonderes Anliegen.

Focus Social Media

Im Anschluss referierte Karl Mitheis, LIM-Stellvertreter und Berufsgruppenobmann der Holzgestalter, über die aktuelle bundesweite Werbung, die noch bis Jahresende im Hörfunk und Fernsehen ausgestrahlt wird ebenso wie über die für 2026 geplanten, verstärkten Social Media Werbemaßnahmen.

Tischler auf der Energiesparmesse Wels

Die Energiesparmesse Wels bietet Tischler*innen für 2026 ein spezielles Aussteller-Package an. © Cityfoto
Die Energiesparmesse Wels bietet Tischler*innen für 2026 ein spezielles Aussteller-Package an.
© Cityfoto

Eine Neuerung wird es 2026 im Rahmen der Energiesparmesse Wels geben, die vom 27. Februar bis zum 1. März 2026 stattfindet: Die Messe möchte den Wohnbereich, konkret den Innenausbau, stärker ins Boot holen und dafür die neue Halle 22 nützen. Neben der reinen Fläche wird speziell für Neueinsteiger auch ein Paket angeboten, das den Messestand inkludiert. Als Benefit für Tischlereien werden diese am Hallenplan mit dem Hobel-Logo gekennzeichnet. Sollte es genügend Anmeldungen geben, ist eine eigene „Tischlercity“, die auch speziell beworben wird, angedacht. Genauere Informationen gibt es bei der Landesinnung, die auch bereits mit dem letzten Newsletter an alle Mitglieder ausgeschickt wurden.

Drechsler-Lehre neu

In seiner Funktion als Berufsgruppenobmann der Holzgestalter berichtete Mitheis über aktuelle News zum Lehrberuf Drechslerei: „Wir haben erfolgreich gegen die komplette Einstellung interveniert und durch die Integration in die Tischlerausbildung ein Aussterben dieses Berufes verhindert.“ Die neue Bezeichnung lautet nun Tischlerei mit Schwerpunkt Drechslerei. Im Zuge dieser Änderung erfolgte auch eine Umbenennung der dreijährigen Tischlerausbildung: Diese heißt nun Tischlerei/Schwerpunkt allgemeine Tischlerei. In OÖ freut man sich zudem über sechs neue Bildhauer- und vier neue Drechsler-Meister, die in Hallstatt heuer ihre Prüfung ablegten. Weiters forderte Mitheis auf, sich auf der neuen Webseite www.holzgestalter.info über diese vielfältige Berufsgruppe zu informieren und kündigte für 2026 einen eigenen Holzgestaltertag an.

Erfolgreiche Lehrlinge

LLW Claudia Hindinger freut sich über viele erfolgreiche Lehrlings-Aktivitäten.© Cityfoto
LLW Claudia Hindinger freut sich über viele erfolgreiche Lehrlings-Aktivitäten.
© Cityfoto

Im Anschluss berichtete Landeslehrlingswart Claudia Hindinger über Aktuelles aus dem Lehrlingswesen wie das neue Auswahlverfahren für den Landeslehrlingswettbewerb: Am Ende jedes Lehrganges wurde eine Arbeitsprobe in einer vorgegebenen Zeit gefertigt. Die Bewertung erfolgte durch ein Punktesystem in der Berufsschule (BS). Die 15 punktebesten Lehrlinge aller vier Lehrgänge pro Lehrjahr wurden zum Landeswettbewerb eingeladen. Zusätzlich gab es noch eine Ausscheidung für Tischlereitechniker – Produktion und Planung. Die Siegerehrung fand noch am Nachmittag des Wettbewerbstages in der Berufsschule Kremsmünster statt. Dazu wurden Eltern, Ausbildner und Sponsoren eingeladen. Dieses Prozedere inklusive der Turnusbewerbe werde man auch 2026 beibehalten, der LLW findet am 22. Mai wieder in der BS Kremsmünster statt. Stolz zeigte sich Hindinger über die erfolgreiche Teilnahme des OÖ Teams am Bundeslehrlingswettbewerb 2025 in Kärnten, das einen ersten und zwei dritte Plätze erringen konnte – und damit in der Länderwertung Platz zwei belegte.

10 Jahre Tischler Trophy

Nicht fehlen durfte ein Rück- und Ausblick über das Erfolgsformat Tischler Trophy. Im Schuljahr 2024/2025 motivierte das Thema „Baut eine Seifenkiste und werdet zum Seifenkistenchampion“ Teilnehmende aus 19 Schulen und ihre Patronanztischler zu kreativen Höchstleistungen. Die Vorbereitung für die Jubiläumsausgabe 2025/26 sind auch schon am Laufen: Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am 27. November im Wifi Linz wird das neue Motto bekanntgegeben, die Siegerehrung ist für den 26. Mai 2026 geplant.

Es folgte der Bericht über den Rechnungsabschluss 2024 und ein Voranschlag für 2026 durch GF Harald Wintersteiger sowie die Beschlussfassung u.a. über die Geschäftsordnung und die Grundumlage.

Bürokratie abbauen

In seinem Vortrag zum Thema „Der Tischler und die Arbeitsinspektion“ gab Guido Steinhauser vom Arbeitsinspektorat Oberösterreich West einen kompakten Überblick über wesentliche, im Werkstattalltag zu beachtende Sicherheitsaspekte, die zum Teil zu hitzigen Diskussionen im Publikum führten. Das Fazit: „Es soll ein Mit- und kein Gegeneinander sein im Werkstattalltag“. Dennoch, so der Tenor der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, eine Reduktion des bürokratischen und administrativen Aufwands unabdingbar, um den Betrieb ein weiterhin wirtschaftliches Arbeiten zu ermöglichen.

Nach den Ehrungen langgedienter Tischlerinnen und Tischler fand die Veranstaltung im Foyer des Hauses der Wirtschaft bei Speis und Trank einen gemütlichen Ausklang.