Rückblick & Ausblick

Im Brennpunkt: gemeinsam netzwerken

05.05.2025

Im Fokus der aktuellen Arbeit der Bundesinnung der Tischler und Holzgestalter stehen u.a. die Sensibilisierung für bauphysikalische Themen, die Fenster-Sanierung sowie eine Intensivierung der Normungsarbeit.

Trotz weiterhin herausfordernder wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zeigen sich laut der aktuellen Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria erste Lichtblicke für Handwerk und Gewerbe – auch wenn die Zahlen mit einem realen Umsatzrückgang von 4,5 Prozent zum fünften Mal in Folge ein Minus ausweisen. Bei den Tischlern stellt sich die nominelle Umsatzentwicklung – trotz Minus – sogar besser dar: Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich im Branchendurchschnitt ein Rückgang um 1,6 Prozent. Im langfristigen Vergleich liegen die Umsätze um rund ein Prozent unter dem Niveau von 2019.

Die Stimmung steigt

Gerhard Spitzbart
Wir sind als Innung auf vielen Ebenen dran, die Kolleg*innen zu unterstützen und Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Wirtschaften zu schaffen”, sagt BIM Gerhard Spitzbart. ©Akkurat Identity

„Der Pessimismus geht zurück“ betonte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria vor kurzem anlässlich der Präsentation der Konjunkturbeobachtung. Vor allem bei den Erwartungen für das zweite Quartal 2025 zeigt sich eine vorsichtige Aufhellung. Gerade dieses zweite Quartal gilt traditionell als konjunktureller Motor für die Bauwirtschaft – umso entscheidender ist es, dass hier nun eine Trendumkehr gelingt. Dass Tischlerinnen und Tischler an die Wende glauben, bestätigt das nach oben weisende Stimmungsbarometer: Im 1. Quartal 2025 beurteilen 32 Prozent der Betriebe die Lage als gut, im Vorquartal waren es nur 21 Prozent. 48 Prozent sagen „saisonüblich“ (Vorquartal 28 Prozent), für 20 Prozent stellt sich die wirtschaftliche Situation als schlecht dar, im Vergleichszeitraum 2024 waren das allerdings noch 38 Prozent. „Grundsätzlich ist die Stimmung in der Branche gut“, reüssiert auch Bundesinnungsmeister Gerhard Spitzbart. Die Investitionsbereitschaft privater Kundinnen und Kunden sei nach wie vor gegeben, ebenso wie in der Hotellerie und der Gastronomie: „Der heimische Tourismus rüstet auf, davon profitieren auch wir Tischler“, so Spitzbart. Im Rahmen der Innungsarbeit sei man „auf vielen Ebenen dran, die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen und entsprechende Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Wirtschaften zu schaffen“.

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KV neu: Parallelverschiebung beachten

Mit dem soeben abgeschlossenen Kollektivvertrag für Tischler und Holzgestalter, der mit 1. Mai in Kraft trat und einer moderaten Erhöhung von 2,85 Prozent für 2025 bzw. 0,20 Prozent zusätzlich des noch zu errechnenden VPI-Durchschnitts für 2026 zeigt sich Spitzbart zufrieden. Gleichgeblieben ist die sogenannte Parallelverschiebung: Zahlt ein Arbeitgeber freiwillig einen im Vergleich zum Kollektivvertrag höheren Lohn aus, muss bei einer KV-Erhöhung nur der Grundlohn angehoben werden. Ein Rechenbeispiel zur Veranschaulichung: Beträgt der Grundlohn laut KV zehn Euro und es gibt ein Lohnplus von zehn Prozent, ergibt das eine Erhöhung um einen Euro. Zahlt ein Betrieb freiwillig 15 Euro, müssen allerdings nicht 1,5 Euro mehr bezahlt werden, sondern nur ein Euro. „Die Klausel besagt, dass bei KV-Erhöhungen nur das auf Basis des Grundlohns berechnete Plus bezahlt werden muss. Oft wird diese Regelung übersehen und mehr ausbezahlt, als vorgeschrieben wäre“, rät Spitzbart, bei Anpassung der Löhne aufmerksam vorzugehen. Auch bei den Taggeldern, bei den Lehrlingseinkommen sowie dem Weihnachtsgeld gibt es Neuerungen. Bei letzterem wurde ein nur für Tischler*innen geltendes Spezifikum aufgehoben: Die Weihnachtsremuneration beträgt statt bisher 3,5 Wochenlöhne nun bereits ab dem ersten Dienstjahr 4,33 Wochenlöhne und wird somit an die Höhe des Urlaubsgeldes angepasst (alle Details zum KV siehe Seite 5).
Gerhard Spitzbart weist zudem auf eine angekündigte steuerliche Erleichterung für KMU hin: „Ab 1. Juli wird die Normverbrauchsabgabe Nova für Kleintransporter (N1) abgeschafft. Sollte eine solche Anschaffung geplant sein, rate ich, diesen Termin noch abzuwarten.“

Erfolgreiche Techniktage

„Das Konzept der Techniktage hat sich bewährt und wir führen dieses auf jeden Fall fort“, berichtet der Bundesinnungsmeister weiter. Um Kapazitäten zu bündeln, werde es für einige Bundesländer – wie auch schon im Vorjahr – Gemeinschaftsveranstaltungen geben. Der erste dieser Tage im Jahr 2025 fand bereits Ende Februar in Linz statt. Ein Highlight war das Thema „KI im Tischlerhandwerk – praktische Anwendung und Inspiration für den Alltag“. Außerdem wurde Resilienz für Unternehmen thematisiert, es konnten Exoskeletten live getestet werden und es ging um die Vermeidung bauphysikalischer Schäden und Schimmelbildung, wo praxisorientierte Lösungen zur Verbesserung der Bauqualität präsentiert wurden. „Durch immer dichtere Gebäude ist ein natürlicher Luftwechsel kaum mehr möglich. Zudem senkt eine bessere Isolierung die Heizlast, was wiederum die Luftumwälzung im Raum reduziert. Das sind zwar in Sachen Energiesparen positive Entwicklungen, allerdings erhöht sich die Gefahr von „stehender Luft“, die Schimmelbildung begünstigt“, erklärt BIM-Stv. Helmut Mitsch, einer der Organisatoren der Veranstaltungsreihe. Von diesen dichten Hüllen sind Bau- und Möbeltischler gleichermaßen betroffen, daher wolle man hier die Sensibilität Thema schärfen – auch aufgrund konkreter Reklamationsfälle. „Uns ist ein Fall bekannt, bei welchem im Keller eines Hauses unter der Stiege Einbaukästen montiert wurden, nach kurzer Zeit kam es dahinter zur Schimmelbildung. Nun geht es um die Klärung der Schuldfrage“, berichtet Mitsch. Die Benutzer sind hier nicht zu belangen, dazu gebe es auch oberstgerichtliche Entscheidungen, die besagen, dass die Nutzung für die Klärung der Schuldrage nicht heranzuziehen ist – sofern sie nicht grob fahrlässig erfolgte. „Die Warn- und Hinweispflicht, die wir Tischler zu erfüllen haben, wird immer komplexer“, betont Helmut Mitsch die Wichtigkeit, das Thema Schimmel im Auge zu behalten. Aber welche Tipps gibt es konkret? „Wände und Böden auf Feuchtigkeit überprüfen, im Zweifelsfall eine Durchlüftung z. B. durch offene Sockel oder Lüftungsschlitze gewährleisten sind Kleinigkeiten, die im Fall der Fälle große Wirkung zeigen.“

Verkaufsschlager Dienstleistung

Helmut Mitsch
“Wir entwickeln uns immer mehr zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Hier müssen wir Tischler*innen unser Potenzial noch viel stärker nützen”, ist BIM-Stv. Helmut Mitsch überzeugt. ©TanjaWagner

Auch die Fenster-Thematik ist in der Innungsarbeit allgegenwärtig und birgt viel Potenzial für die Betriebe in sich: „Mit unseren Forschungs-Projekten, die sich mit dem Fenster-Upgrade von Holzfenstern und der Sanierung von Kastenfenstern auseinandersetzen, haben wir eine gute Basis geschaffen und wir erhalten bereits viele positive Rückmeldungen“, berichtet Helmut Mitsch über spürbare Marktaktivitäten. Als nächster Schritt sei u.a. ein Katalog mit Rechenbeispielen geplant, der die Einsparungsmöglichkeiten durch eine Fenstersanierung noch anschaulicher darstellen soll. „Damit haben Betriebe dann ganz konkrete Argumente und Rechenbeispiele gegenüber den Kunden in der Hand“, so Mitsch und erklärt weiter: „Die Lebenszeit von Fenstern durch Sanierung verlängern und Komponenten wiederverwerten –das sind brennend aktuelle Themen, die wir noch viel stärker für unser Gewerk nützen müssen, denn wir entwickeln uns immer mehr zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Planung, Beratung und Montage treten in den Vordergrund, die (nicht industrielle) Produktion wird über eben diese Skills verkauft.“ Mitsch will hier nicht missverstanden werden: „Wir Tischler sind auch bei Großprojekten in vielen Fällen weg von einer Massenproduktion, es führt aber kein Weg daran vorbei, uns noch viel stärker als Dienstleistende und „Generalunternehmer Holz“ denn als Produzierende zu sehen.“

Weg vom Fenster?

Aber zurück zum Fenster-Thema: Um hier nicht den herausgearbeiteten Vorsprung zu verlieren, sind Tempo und weiteres Engagement angesagt. Denn eines der Kernargumente pro Holzfenstersanierung durch Tischlereien ist seit kurzem nicht mehr wir früher gegeben: Bisher war ein Glastausch bei Holzfenstern möglich, bei Kunststofffenstern aufgrund einer fehlenden Austauschverglasung in der notwendigen Stärke nicht. Seit einigen Monaten ist allerdings ein Drei-Scheiben-Isolierglas mit 24 Millimetern Stärke am Markt. „Auf einmal kann man alle Kunststofffenster aufrüsten wie Holzfenster – uns fällt damit ein Riesenargument weg. Daher machen wir großen Druck, am Ball zu bleiben, die Argumentationsmöglichkeiten zu schärfen und Prüfberichte zu adaptieren. Nicht dass wir bald wieder – im wahrsten Sinne des Wortes – weg vom Fenster sind“, so Mitsch, der einen weiteren Grund pro Fenstersanierung anführt: „Das Fenster-Upgrade ist normativ nicht geregelt. Das bringt den Vorteil, dass es für die Sanierung keine CE-Kennzeichnung und keine eigenen Prüfungen braucht. Das haben wir von Seiten der Bundesinnung erledigt und auf dieses Knowhow kann nun jeder zugreifen.“ Denn das Potenzial ist nach wie vor enorm: Alleine in Wien gibt es zehn Millionen Kastenfensterflügel, die im Laufe der kommenden Jahre einer Sanierung bedürfen werden.

Normung: Vor- statt Nacharbeiten

Andreas Distel
“Ein aktives Mitgestalten bei der Normung bringt einen wichtigen Wissensvorsprung und damit Sicherheit für unser Gewerk”, sagt Andreas Distel vom AK Normen & Technik. ©Weinwurm

Apropos Normung: Auch hier hat man einiges vor. So wird der Arbeitskreis (AK) „Normen und Technik“ der Bundesinnung neu aufgestellt. Allein die Normenliste für Tischler und Holzgestalter, die vom AK erstellt wurde und die 23 dicht beschriebe Seiten füllt, weist auf die Komplexität dieses Themas hin. „Wir wollen stärker und breiter in der Normungsarbeit aktiv werden und konnten hierfür auch im ersten Schritt engagierte Kolleg*innen finden, die mitarbeiten wollen“, sagt Andreas Distel. Der Tischlermeister arbeitet seit längerer Zeit in dem Arbeitskreis, erstellte die Normenliste und ist auch einer der Ansprechpartner für Interessierte. Warum aber diese Neuaufstellung? „Es ist besser, von vorne herein an der Erstellung einer Norm mitzuarbeiten als im Nachgang adaptieren zu müssen. Nur so wird unser Zugang zu den OIB-Richtlinien, die Mitgestaltung an technischen Merkblättern und der Zusammenhalt mit anderen Gewerken ermöglicht. Um all das sicherzustellen, wollen wir die Bearbeitung der vielen unterschiedlichen Themen auf mehrere Experten aufteilen. Denn je aktiver wir sind, umso größer wird der Erfolg sein. Und zwei bis drei Experten alleine können diese Aufgabe nicht bewältigen.“ Neben Sicherheit für die Kollegenschaft sowie klaren und verständlichen Vorgaben bringe der Aufwand auch einen wesentlichen Wissensvorsprung durch laufendes Mitlernen mit sich.