Steirische Tischler feiern den Nachwuchs
Die Fachgruppentagung der steirischen Tischlerinnen und Tischler im Schloss Seggau stand ganz im Zeichen der Zukunft: Nachwuchs, Wettbewerbe und starke Betriebe prägten das Programm.

Bei der steirischen Fachgruppentagung am 19. 9. 2025 im Schloss Seggau wurde ein klares Signal gesetzt: Die Zukunft des Tischlerhandwerks liegt in den Händen einer starken, jungen Generation. Erfolge und Auftritte des Nachwuchses prägten die Veranstaltung, die vom Betriebsbesuch bei der Tischlerei Kamper bis zu den Ehrungen reichte. Aber der Reihe nach.
Ökonomische Wucht
Die Innung veranschaulichte zu Beginn die ökonomische Wucht der Branche: Rund 5.000 Arbeitsplätze, 450 Lehrplätze und eine Million Quadratmeter Produktionsfläche stehen für die steirische Tischlerwirtschaft – eine Kraft, die dezentral verankert ist und regionale Wertschöpfung sichert. Diese Zahlen rahmten den Tag auf Schloss Seggau ein, der als „Feiertag der Tischler“ Selbstbewusstsein stiftet.
Landesinnungsmeister Christian Zach brachte es auf den Punkt: Die steirischen Betriebe spielen „in der Champions League“, nicht nur wirtschaftlich, sondern gerade auch bei der Ausbildung. Die Lehrlingsdynamik sei hoch, die Leistungen außergewöhnlich. Das zeigen auch die Resultate: Beim jüngsten Bundeslehrlingswettbewerb holte die Steiermark in allen Bewerben Podestplätze: Dreimal Gold, was ohne Übertreibung einem Triumph gleicht, getragen von starker Betriebe-, Trainer- und Berufsschulpartnerschaft.

Betriebsbesichtigung in Tillmitsch
Den Auftakt des Tages bildete die Besichtigung der Tischlerei Kamper in Tillmitsch, einem Paradeunternehmen: modernste CNC-Anlagen, großer Maschinenpark und das klare Bekenntnis, Know-how an den Nachwuchs weiterzugeben. Genau dort wird Ausbildung als Investition verstanden. Kamper beschäftigt rund 145 Mitarbeiter und elf Lehrlinge, etwa zur Hälfte weiblich. Das ist gelebte Öffnung eines Handwerks, das längst beide Geschlechter anspricht und ein Signal an Betriebe, Potenziale nicht ungenutzt zu lassen.
Wie sehr der Wettbewerb motiviert, zeigte die Bühne am Nachmittag. Unter den prämierten jungen Steirerinnen und Steirern, die beim Bundeslehrlingswettbewerb aufzeigten: Stina Scheer (1. Platz, 4. LJ Planung) und Philipp Putz (1. Platz, 4. LJ Produktion; „Rookie of the Year“), dazu Jonas Fuchs (2. Platz, 3. LJ). Diese Namen stehen stellvertretend für die Dichte an Leistung, die die Steiermark im Nachwuchs seit Jahren auszeichnet.
International zeigte Thomas Leitner auf: Bei den EuroSkills in Herning (Dänemark) holte er eine Medallion of Excellence, ein Ergebnis, das in einer Liga entschieden wird, in der Nuancen über Medaillenränge entscheiden. Sein Fazit: Hunderte Trainingsstunden, ein Weltklassefeld und eine Erfahrung fürs Leben.

Ausbildung als Standortfaktor
Die Steiermark denkt aber weiter. In Niklasdorf ist derzeit eine neue Tischler-Werkstätte für Meister- und Lehrabschlussprüfungen im Aufbau (Inbetriebnahme 2026). Und: Der Bundeslehrlingswettbewerb 2026 kommt am 19. und 20. Juni in die Grazer Messe – samt sichtbarer Präsenz in der Innenstadt.
Wirtschaftslandesrat Willibald Ehrenhöfer rahmte den Tag pointiert ein: Tischler seien die „Feinkostabteilung der Holzwirtschaft“, denn sie verwandeln Rohstoff in Emotionen, greifbare Lebensqualität und langlebige Werte. Und genau diese Tatsache ist es, die auch der Nachwuchs in Wettbewerben und Werkstätten sichtbar macht.
Würdigung gehört zur Kultur der Innung: Mit der Goldenen Ehrennadel wurde Harald Almer aus Gleisdorf für jahrzehntelanges Unternehmer-, Ausbildungs- und Funktionärsengagement ausgezeichnet.
Zum Abschluss lieferte Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann den inspirierenden Blick von außen: Erfolg entsteht aus Authentizität und guten Geschichten, die man konsequent erzählt und lebt – vom Produkt bis zur Verpackung. Für ein Handwerk, das Werte in Holz übersetzt, war das die passende Ermutigung, die eigene Marke noch selbstbewusster zu spielen.