Interview

Glas, ein zeitloser Werkstoff

Ausbildung
25.08.2023

Die HTL Kramsach blickt auf eine lange Geschichte zurück. Seit 75 Jahren steht das Material Glas hier im Mittelpunkt – einzigartig in Europa. Ursula Pittl-Thapa hat die Geschichte der Schule 28 Jahre lang als Direktorin mitgestaltet. Im September wechselt sie in den Ruhestand. Ein Abschiedsinterview.

Die scheidende Direktorin Ursula Pittl-Thapa.
Die scheidende Direktorin Ursula Pittl-Thapa.

Wenn Sie auf Ihre Zeit als Direktorin der HTL Kramsach zurückblicken, was waren die Highlights?

Ursula Pittl-Thapa: 1948 wurde die Schule gegründet und 1998 war das 50-Jahr-Jubiläum, was wirklich ein Highlight – auch im Hinblick auf die Geschichte – darstellte. Gleichzeigt wurde der Aufbaulehrgang für Glastechnik installiert. Auch wurde das Internat, welches seit 1972 steht, auf den neusten Stand gebracht. Da zu dieser Zeit unglaublich viele Schülerinnen und Schüler alleine die Fachschule besuchten, wurde ein weiteres Gebäude gebaut, das der neuesten Technik im Hinblick auf Glasbearbeitung entsprach. Die Werkstätten wurden noch fortschrittlicher, was auch der eingegliederten Berufsschule zugutekam. Damit einhergehend wurden natürlich auch die Lehrpläne angepasst und modernisiert. 2013 kam schlussendlich aufgrund des idealen Standortes inmitten von chemischen Wirtschaftsbetrieben die Chemieabteilung hinzu, die ebenfalls ein neues Ausbildungsgebäude samt Laboren erforderte. Man merkt also, die Highlights kamen und kommen nicht zu kurz.

Was zeichnet die HTL Kramsach aus?

Die HTL Kramsach ist ein ganz besonderer Standort, der die Menschen willkommen heißt. Zudem ist es ein Ort, wo sehr hohe Qualität stattfindet. Das heißt auch hohe Ansprüche und daraus resultierend wunderbare Absolvent*innen, die auf der ganzen Welt sehr gefragt sind. Die Einzigartigkeit der Schule, vor allem im Bereich des Glases, aber auch der Chemie, sind unübersehbar. Über allem steht ganz viel Menschlichkeit.

Ich möchte nun auf die künstlerische Gestaltung von Glas näher eingehen. Welchen Stellenwert hat diese an der Schule?

Da Glas ein besonderer Werkstoff ist, muss man ihn auch ganz speziell behandeln. Man braucht also auch in der künstlerischen Gestaltung technologisches Fachwissen. Einfach darauf losarbeiten funktioniert nicht – auch was Auftragsarbeiten von Künstler*innen betrifft. Wenn man selbst mit Glas gestaltet, dann lebt man diesen Werkstoff, was an unserer Schule im Mittelpunkt steht. Fast kein Material bietet so viele Möglichkeiten der (künstlerischen) Bearbeitung wie Glas. Das Potential dahingehend wird in es Zukunft immer geben, da die Vielfalt enorm ist und bleibt. 

Sie sind ja auch Kunsthistorikerin. Oft befindet man sich als Glaskünstler*in zwischen den Stühlen – jenem der Kunst und jenem des Kunsthandwerks. Wie ist Ihre Einstellung zu dieser interessanten Thematik?

Immer wenn man Materialien wie z. B. Holz oder eben Glas verwendet, kann es sein, dass es sich um ein Kunstwerk oder um Kunsthandwerk, wo das handwerkliche Können im Vordergrund steht, handelt. Die Bewertung des Objektes selbst läuft dann auf einer anderen Ebene ab. Wenn also nicht nur gezeigt wird, was man handwerklich kann, sondern das gestalterische Prinzip auch Philosophie oder Lebensweisheit besitzt und Interpretationen ermöglicht, so kann der künstlerische Aspekt zugesprochen werden.  

Was wünschen Sie der Schule für die Zukunft?

Ich wünsche mir für die Schule, dass sie ihre breite Aufstellung nicht verliert. Ebenso, dass sie immer mit dem wunderbaren Werkstoff Glas verbunden bleibt und diesen zukunftsorientiert zu nutzen weiß, da es tolle disziplinübergreifende Möglichkeiten gibt.

Nähere Infos zur Schule:
htl-kramsach.ac.at
tfbs-kramsach.at
(bt)

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Glas