Konjunktur: Stimmungsbild in Krisenzeiten

KMU Forschung Austria
10.11.2020

 
Die Corona-Krise setzt den Betrieben der Baubranche auch weiterhin zu. 
"ir brauchen unsere Mitarbeiter­innen und Mitarbeiter dringend in den Betrieben", sagt Gewerbe und Handwerk Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster.
"ir brauchen unsere Mitarbeiter­innen und Mitarbeiter dringend in den Betrieben", sagt Gewerbe und Handwerk Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster.

ie Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und die gesetzten Maßnahmen zu ihrer Eindämmung beeinflussen auch Monate nach Ende des Lockdowns im März noch die heimische Wirtschaft. Auch die Baubetrieb blieben davon nicht verschont, wie eine Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria belegt. Demnach sind die Auftragseingänge im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 wertmäßig um 8,2 Prozent gesunken. Nur rund 14 Prozent der Befragten konnten eine Steigerung ihrer Auftragseingänge melden, während 42 Prozent Rückgänge verzeichneten. Bei 44 Prozent lagen die Auftragseingänge auf Vorjahres­niveau. Eine Verbesserung zum ersten Halbjahr gab es im dritten Quartal. 30 Prozent der Betriebe beurteilten die Geschäftslage mit gut (Vorjahr: 33 Prozent), 55 Prozent mit saisonüblich (Vorjahr: 53 Prozent) und 15 Prozent mit schlecht (Vorjahr: 14 Prozent).

Auftragsbestand gesunken

Im Branchendurchschnitt sichert der Auftrags­bestand im dritten Quartal eine Vollauslastung für 14,7 Wochen. Im Vorjahresvergleich ist der durchschnittliche Auftragsbestand damit um 8,2 Prozent ­gesunken. Was die Auslastung betrifft, meldeten 14 Prozent eine solche von einer bis vier Wochen. Bei 34 Prozent der Baubetriebe lag der Auftragsbestand bei fünf bis neun Wochen. 29 Prozent verfügten über eine Auslastung von zehn bis 19 Wochen und 20 Prozent über eine Auslastung von 20 und mehr Wochen.
Die Erwartungen für das vierte Quartal 2020 sind eher zurückhaltend. Immerhin 14 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Steigerung der Auftragseingänge gegenüber dem vierten Quartal 2019 (Vorjahr: elf Prozent). 63 Prozent erwarten sich keine Veränderung (Vorjahr: 73 Prozent) und 22 Prozent rechnen mit Rückgängen. (Vorjahr: 16 Prozent)

Plädoyer für das „Freitesten“

Um in Zukunft besser durch die Krise zu kommen und Planbarkeit vor allem für kleine Betriebe zu ­garantieren, fordert Renate Scheichelbauer-­Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer, die Möglichkeit zum „Frei­testen“. „Der Grund, warum die Sparte von den derzeitigen Quarantänebestimmungen besonders getroffen ist, liegt auf der Hand: Es gibt viele Kleinstunter­nehmen. Da kommen gehäufte Ausfälle von Unternehmen bzw. Mitarbeitern, die als K1-Kontaktper­sonen eine zehntägige Quarantäne antreten müssen, fast schon Zwangssperren gleich“, so die Obfrau. 
Sie erhalte derzeit zahlreiche Meldungen von Betrieben, wonach Mitarbeiter in Quarantäne ­müssen. Manche davon in kurzen Abständen sogar mehrmals hintereinander. „Wir befolgen alle Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen, denn einen zweiten kompletten Lockdown halten unsere Betriebe nicht aus. Das gilt allerdings auch für die vielen Mini-Lockdowns, denn darauf laufen die derzeitigen Quarantäneregeln für viele Betriebe hinaus“, so ­Scheichelbauer-Schuster. Sie plädiert deshalb für Verhältnismäßigkeit und eine Neubewertung der Ansteckungsrisiken: „Wer nur ein Verdachtsfall ist, soll sich mit zwei negativen ­Corona-Tests aus der Quarantäne freitesten können. Wir brauchen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dringend im ­Betrieb.“

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