Photovoltaik – quo vadis?
Photovoltaik ist eine der Schlüsseltechnologie um die Energiewende zu schaffen und die Klimaziele zu erreichen. Derzeit scheint man auf falschem Kurs, wichtige und beschlussreife Gesetze schlummern in den Schubladen. Der Branchenverband „Photovoltaik Austria“ erhöht den Druck auf die Politik.
![](https://www.handwerkundbau.at/wp-content/uploads/2025/01/Photovoltaik-–-quo-vadis.jpg)
Am 26. und 27. November lud der Verband Photovoltaik Austria zur österreichischen Fachtagung Photovoltaik und Stromspeicherung. Über 400 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Praxis und Politik kamen zusammen, um sich über die neuesten Innovationen, Herausforderungen und Chancen der Energiewende auszutauschen. Der Verbandsvorstand nahm die Veranstaltung zum Anlass um im Rahmen einer Pressekonferenz von Seiten der Politik einen klaren Kurs und ein deutliches Bekenntnis zur Photovoltaik einzufordern.
Zukunftsagenda Photovoltaik
Der Verband präsentierte eine Zukunftsagenda für mehr Wachstum, Wohlstand und Nachhaltigkeit in Österreich durch einen forcierten Photovoltaik-Ausbau.
![© B. Fürst Vera Immitzer, Geschäftsführerin PV Austria](https://cp8files-de66.kxcdn.com/sites/contentpool/files/styles/teaser_300_auto/public/2024-12/22_pv-austria-1-dsc_0103.jpg?itok=WNUvQuJ1)
© B. Fürst
Behauptungen, speziell der PV-Ausbau würde die Stromrechnungen ab 1. Jänner 2025 in die Höhe treiben, wies PV Austria in diesem Zusammenhang zurück. „Die Rechnungen werden ansteigen, den Erneuerbaren wird dafür oft die Schuld zugesprochen. Diesen Schuh ziehen wir uns aber nicht an“, meinte Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria. Netzkosten seien nur ein geringer Teil der Rechnung, deren Anstieg den notwendigen Investitionen für das neue Energiesystem und der Blockade eines modernen E-Wirtschaftsgesetzes geschuldet sei. Die Mehrwertsteuersenkung für kleinere PV-Anlagen müsse auch über 2025 hinaus fortgesetzt werden, fordert der Branchenverband weiter. „Es ist höchst problematisch in der derzeitigen Situation über Förderkürzungen zu sprechen!“, so Immitzer weiter.
Markteinbruch beim Zubau
„Die Menschen und die Wirtschaft brauchen auf Perspektive wieder stabile Strompreise,“ sagte Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von Photovoltaic Austria.
![© B. Fürst Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria](https://cp8files-de66.kxcdn.com/sites/contentpool/files/styles/teaser_300_auto/public/2024-12/22_pv-austria-2-dsc_0097.jpg?itok=aQ2twLpB)
© B. Fürst
„Die einzige Chance dafür ist der Ausbau erneuerbarer Energie. Dafür benötigen wir einen klaren und stabilen Kurs. Dieser Kurs muss über Legislaturperioden hinweg halten und darf nicht davon abhängig sein, welche Partei gerade in der Regierung ist, oder auf der Oppositionsbank sitzt.“ Immerhin schafft die PV-Branche mit dem Jahressoll von zwei Gigawatt mindestens 3,3 Milliarden Euro Umsatz, 1,6 Milliarden Euro an heimischer Wertschöpfung und rund 10.000 Arbeitsplätze. Heuer wird die Branche das Ausbauziel übrigens nicht erreichen. Der Branchenverband fordert mit Vehemenz den Beschluss wichtiger Gesetze wie EiWG – Elektrizitätswirtschafts-Gesetz und EABG – Erneuerbaren Ausbau-Gesetz, die ausverhandelt in der Schublade liegen. Der derzeitige Mix aus Versäumnissen von Seiten der Politik, dem Stop and Go bei den Fördermaßnahmen und dem mangelnden Netzausbau bleibt nicht ohne Folgen. Selbst der bisherige Erneuerbaren-Vorreiter Photovoltaik verzeichnete im dritten Quartal 2024 einen 38-Prozent-Einbruch beim Zubau.
Zukunftsagenda der PV-Branche
Als Gegenmodell zu Krankjammern und Kaputtsparen hat der Branchenverband Photovoltaic Austria eine Fünf-Punkte-Zukunftsagenda erarbeitet:
- Klares Bekenntnis zu einem neuen Energiesystem für mehr Planungssicherheit und einen modernen Rechtsrahmen:
- Verbindlicher Ausbauplan für Erneuerbare von zwei Gigawattpeak (GWp) pro Jahr
- Langfristige Senkung der Mehrwertsteuer für PV-Systeme (unter 35 kWp) und Stromspeicher
- Planbarkeit bei Gesetzen und Förderungen von zumindest zwei Jahren im Voraus
- Optimierte Netze und Netzausbau, um den Wirtschaftsstandort sicher mit leistbarem Strom zu versorgen:
- Der Beschluss eines modernen Elektrizitätswirtschafts-Gesetzes (ElWG)
- Der flexible Netzzugang mit dynamischer Einspeisung
- Die technologie-spezifische Ausweisung von freien Einspeisekapazitäten
- Bereitstellung eines Infrastrukturfonds für den Netzausbau und solidarische Kostenteilung durch eine bundesweite Umlage
- Raum für Sonnenstrom durch aktive Energieraumplanung
- Energieraumplanung durch die Bundesländer mit Festlegung von Beschleunigungsgebieten für PV-Projekte
- Transparente Flächenausweisung mit jährlicher Evaluierung der Flächennutzung
- Ökologisierung des Finanzausgleichs
- Start einer Flexibilitätsrevolution
- Gezielte Anreize für den Ausbau von Stromspeichern durch Förderungen für Private und Unternehmen
- Beseitigung der Doppelbelastung von Stromspeichern
- Mehr Angebot an dynamischen Stromtarifen und Schaffung flexibler Netztarife
- Rechtliche Klarheit für die Nutzung von Smart Meter-Daten durch Netzbetreiber
- Einrichtung einer österreichischen Flexibilitätsplattform und Aggregatorlösungen
- Weg mit dem Genehmigungs-Wirrwarr
- Vereinheitlichung von Gesetzen und beschleunigte Verfahren
- Umsetzung der PV-Verpflichtungen gemäß EU-Gebäuderichtlinie
- PV-Verpflichtung für neuerrichtete Parkplätze ab zehn Stellplätzen
- PV-Tauglichkeits-Check für öffentliche Gebäude.