Scheichelbauer-Schuster: „Feuer am Dach“

KMU Forschung Austria
09.09.2020

 
Die Unternehmen der WKÖ-Sparte Gewerbe und Handwerk sind von wirtschaftlicher Normalität weit entfernt. Konjunktur-Impulse könnten Umsatzverluste minimieren. 
„Das schlimmste mag hinter uns liegen, aber die Erholung ist nach dem Corona-Lockdown frühzeitig zum Erliegen gekommen.
„Das schlimmste mag hinter uns liegen, aber die Erholung ist nach dem Corona-Lockdown frühzeitig zum Erliegen gekommen.

Auch Monate nach dem Lockdown sind seine Auswirkungen für die rund 33.000 Klein- und Mittelbetriebe im Gewerbe und Handwerk in Österreich noch stark bemerkbar: Im August hatte jeder siebente Betrieb mit einem Umsatzverlust vom mehr als 25 Prozent zu kämpfen. Ohne die Maßnahmen der Regierung wie Stundungen, Kurzarbeit und dem Fixkostenzuschuss wäre das überhaupt nicht zu schaffen, sagt Gewerbe und Handwerk Spartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster. Ein Prozent der Firmen würden gar keine Hoffnung mehr haben, „aber die anderen kämpfen“. 

Erholung stockt

Besonders stark betroffen seien unter anderem die Metalltechniker, Schlosser sowie das Ausbaugewerbe. Der Bausektor habe sich vom Lockdown dagegen relativ gut erholt. Insgesamt sehe man eine Erholung, doch auch im Juli und August seien die Umsätze im Gewerbe und Handwerk noch jeweils um sieben Prozent unter dem Vorjahr gelegen. Im April betrug der Umsatzeinbruch noch bei fast einem Drittel. „Trotzdem, es ist Feuer am Dach. Das Schlimmste mag hinter uns sein, aber die Erholung ist nach dem Lockdwon frühzeitig zum Erliegen gekommen.“
In die Zukunft blickt man mit eher gedämpften Erwartungen. „Hatten vor der Coronavirus-Pandemie noch knapp die Hälfte der Firmen Investitionen für 2020 geplant, so waren es Ende Juni nur noch 23 Prozent“, sagt Christina Enichlmair von der KMU ­Forschung Austria. Herbst und Winter blickt man deshalb sorgenvoll entgegen. „Viele Kunden warten ab, die öffentliche Hand zögert. Wir fahren mit angezogener Handbremse“, so Scheichlbauer-Schuster. 

Erhöhter Personalbedarf

Ein Lichtblick ist dagegen die Personalentwicklung. Entgegen aller Warnungen und Kritik, dass die Betriebe in der Krise keinen Ausbildungswillen haben, hat es mit Ende August sogar ein Plus bei den Lehrlingen von 0,6 Prozent auf 92.300 gegeben, wovon mehr als 44.200 Lehrlinge auf das Gewerbe und Handwerk gefallen seien. 
Beim übrigen Personalstand zeichnet sich laut KMU Forschung für das dritte Quartal ein erhöhter Bedarf ab. Aufgrund der Krise habe sich der Personalbedarf vom zweiten ins dritte Quartal verschoben, vor allem im Baugewerbe, sagt Enichlmair. 

Mehrere Forderungen

Um das Geschäft wieder anzukurbeln, sprachen sich die Branchenvertreter einmal mehr für die Neuauflage des Handwerkerbonus aus. Dieser soll für ­weniger Pfusch sorgen. Investitionen der öffentlichen Hand, wie die Sanierungsoffensive, die Förderung der thermischen Sanierung oder der Heizkesseltausch müssten schnell kommen, um die Firmen mit Arbeit zu versorgen. Und der Reparaturbonus, der derzeit für Fahrräder, Schuhe und Bekleidung gilt, sollte auf andere Bereiche wie Elektrogeräte ausgeweitet werden, fordert Reinhard Kainz, Geschäftsführer der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. Seit 1. September gilt für bestimmte Reparaturleistungen als Impuls für die Werkstätten ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von 10 Prozent.

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