Staatspreis Architektur für Ortner&Ortner

Preis
14.04.2020

Von: Redaktion Architektur & Bau Forum
Auf Vorschlag des Österreichischen Kunstsenats wird die höchste Auszeichnung der Republik Österreich, der Große Österreichische Staatspreis für ein künstlerisch herausragendes Lebenswerk den Architekten Laurids und Manfred Ortner zuerkannt. Und die Architekten dürfen sich auch über eine weitere Prämierung freuen, den Deutschen Hochschulbaupreis 2020.
Der große Österreichse Staatspreis Architektur geht an Laurids und Manfred Ortner
Der große Österreichse Staatspreis Architektur geht an Laurids und Manfred Ortner

Der Große Österreichische Staatspreis ist die höchste Auszeichnung, die die Republik Österreich einem Künstler für ein künstlerisch besonders herausragendes Lebenswerk verleiht. Jährlich nominiert der Kunstsenat, der sich aus 21 Mitgliedern zusammensetze, jeweils eine Künstlerpersönlichkeit aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik ohne festgelegtes Rotationsprinzip für den Staatspreis. Zuletzt war der Staatspreis in der Kategorie Architektur 2015 an die Architekten Elke Delugan-Meissl und Roman Delugan gegangen. Der Große Österreichische Staatspreis ist derzeit mit 30 000 Euro dotiert. Er wird seit dem Jahr 1950 vergeben, bis 1970 vergab man jährlich mehrere Staatspreise, seit 1971 nur mehr einen Staatspreis pro Jahr.

In diesem Jahr wurde dieser nun Laurids und Manfred Ortner zuerkannt. Der Kunstsenat begründet seine Wahl wie folgt: „Ortner & Ortner Baukunst steht für eine Architektur, die – ohne Anbiederung – mit der Stadt, mit der historischen Substanz kommuniziert und auf ideologische Einschreibungen und Umbruchsituationen reagiert. Ortner & Ortner vollziehen das mit zeichenhaften Bauten, großen kompakten Monolithen. Die Fassaden aus zum Beispiel Ziegel, Backstein oder Basalt und deren differenzierte Texturen sind ebenso immer neu gewählte Antworten auf den jeweiligen Ort.“

Eine Sprache des radikalen Antiradikalismus

Ulrike Lunacek, Staatssekretärin für Kunst und Kultur betonte anlässlich der Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger: „Es gehört zu den besonderen Leistungen von Laurids und Manfred Ortner, dass sie es meisterhaft verstanden haben, architektonische Utopien synkretisch mit dem baulichen Erbe zu verbinden. Und dabei wurde weder die Vergangenheit zu einer bloßen Fassade der Moderne noch die Moderne zur Fortschreibung von Traditionen. Sie erfanden eine architektonische Sprache des radikalen Antiradikalismus. Ich gratuliere ihnen zu dieser hohen Auszeichnung sehr herzlich!“

Diesen August wird voraussichtlich heuer im August wird am Dach des Leopold Museums im MuseumsQuartier Wien – einem Bauprojekt mit dem Laurids und Manfred Ortner international bekannt wurden – mit der „Libelle“ das jüngste Projekt von Ortner & Ortner Baukunst eröffnet: Ein neuer Raum für Kunst- und Kulturprojekte, der über den Dächern Wiens entsteht. Dieser Pavillon wurde von Ortner & Ortner in Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen Brigitte Kowanz und Eva Schlegel entwickelt.

Biografisches

Laurids Ortner, geboren 1941 in Linz, absolvierte ein Architekturstudium an der TU Wien. 1967 war er Mitbegründer der Architekten- und Künstlergruppe Haus-Rucker-Co in Wien. 1976 bis 1987 war Laurids Ortner als Professor an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz tätig, 1987 bis 2011 als Professor für Baukunst an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.

Manfred Ortner, geboren 1943 in Linz, studierte zunächst Malerei und Kunsterziehung an der Akademie der bildendenden Künste Wien. Von 1971 bis 1987 war er im Atelier Haus-Rucker-Co in Düsseldorf mit Günter Zamp Kelp und Laurids Ortner tätig. 1994 bis 2012 unterrichtete er als Professor für Entwerfen an der Architekturfakultät FH Potsdam.

1990 gewannen Laurids und Manfred Ortner den Architekturwettbewerb für eines der weltweit größten Kunst- und Kulturzentren, das MuseumsQuartier in Wien, und erhielten in der Folge den Auftrag zum Bau des Quartiers mit den drei Kunstbauten: mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Leopold Museum und Kunsthalle Wien. Obwohl die ursprünglichen Pläne teilweise geändert bzw. gar nicht realisiert werden konnten (etwa der Leseturm), eröffnete das MuseumsQuartier 2001 und brachte den Architekten internationale Anerkennung.

Seither hat sich das Aufgabenfeld von Ortner & Ortner Baukunst ständig erweitert, das Büro hat Standorte in Wien, Köln und Berlin. Es folgten weitere bedeutende Kulturbauten u.a. Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Schiffbau – Theater und Kulturzentrum Zürich, Galerie unter Strom, Potsdam. 2014 wurde im Duisburger Hafen Deutschlands größtes Archivgebäude, das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, eröffnet. Zahlreiche Büro- und Wohnbauten u.a. ARD Hauptstadtstudio, City Tower Wien, Pariser Platz Berlin sowie Einkaufszentren wie u.a. Alexa Berlin, das Lilien-Carré Wiesbaden, Forum Duisburg, Boulevard Berlin.

Die Kunstuniversität Linz gratuliert

Auch die Kunstuniversität Linz gratuliert Laurids und Manfred Ortner zum großen Staatspreis. Die beiden sind nicht nur für beeindruckende Kultur-, Büro- und Wohnbauten bekannt, sondern darüber hinaus auch Schöpfer jener Skulptur, die auf einem Gebäude der Kunstuniversität Linz zu finden ist: die Nike.

Als Mitglieder der Architekten- und Künstlergruppe „Haus-Rucker-Co“, die u.a. von Laurids Ortner gegründet wurde, schufen die beiden in Linz geborenen Brüder 1977 das einst umstrittene, aus Aluminium gefertigte Abbild der Siegesgöttin „Nike von Samothrake“, das im Rahmen des „Forum Metall“ auf dem Brückenkopfgebäude West installiert wurde und dies zwei Jahre lang zierte. Im Zuge des Projekts sollte die Nike, wie viele weitere Metallskulpturen im öffentlichen Raum, die Verbindung von Kultur und Industrie darstellen. Überdies war Laurids Ortner eben zu dieser Zeit, genauer in den Jahren 1976 bis 1987, Professor an der damaligen Kunsthochschule, der heutigen Kunstuniversität Linz.

2016 ist die Nike nach jahrzehntelanger Abwesenheit wieder auf ein Gebäude der Kunstuniversität Linz zurückgekehrt. Diesmal befindet sie sich am Standort Domgasse, wo die 7,5 Meter hohe, an einem Stahlgerüst freischwebende Metallplastik auch heute noch neugierige Blicke auf sich zieht.

Die Preisträger des Österreichischen Staatspreises Architektur

  • 2015 Elke Delugan-Meissl und Roman Delugan
  • 2011 Heinz Tesar
  • 2004 Günther Domenig
  • 2000 Wilhelm Holzbauer
  • 1999 Wolf D. Prix [Coop Himmelb(l)au]
  • 1983 Hans Hollein
  • 1975 Karl Schwanzer
  • 1971 Gustav Peichl
  • 1967 Franz Schuster
  • 1965 Josef Frank
  • 1962 Roland Rainer
  • 1958 Erich Boltenstern
  • 1954 Max Fellerer
  • 1953 Clemens Holzmeister
  • 1950 Josef Hoffmann

Deutscher Hochschulbaupreis 2020

Aber Ortner & Ortner Baukunst darf sich auch noch über einen weiteren Preis freuen, und zwar über die Zuerkennung des Deutschen Hochschulbaupreises 2020 für die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin.

„Hierfür wird ressourcenschonend ein leerstehendes Bestandsgebäude reaktiviert, architektonisch sehr präzise weitergebaut und ergänzt (…). Das Gebäude für Studierende der Schauspielkunst ist eine Kombination aus Modernisierung und Erweiterung. Mit der Zusammenführung unterschiedlichster Funktionen in dem Gebäudeensemble werden für Studierende und Lehrende die Lehr- und Lernbedingungen verbessert und ein lebendiger Ort hoher Identifikation im innerstädtischen Kontext geschaffen. Das Gebäude wird durch seinen Werkstattcharakter geprägt, der einer kreativen Arbeitsatmosphäre zuträglich scheint. Der rohe, unfertige Gebäudeeindruck in Innenraum und Fassade wird auch kontrovers diskutiert (...). Die Theaterprobe, das Unfertige, noch nicht Vorzeigbare, wird zum Konzept", begründete die Jury unter dem Vorsitz der Dresdner Architektin Professorin Dorothea Becker die Entscheidung der mit 15.000 Euro dotierten Auszeichnung. Ortner & Ortner Baukunst hat ein vormalig von den Opernwerkstätten genutztes Gebäude umgebaut und mit einem markanten Bühnenturm versehen.

Architekt Roland Duda vom Berliner Büro Ortner & Ortner sagte die Entscheidung: „Bauten für die Wissenschaft haben einen herausragenden Anspruch als öffentliche Kulturbauten. Dies trifft auf die Hochschule für Schauspielkunst in besonderem Maße zu, da hier die studentischen Arbeiten der Öffentlichkeit direkt präsentiert werden. Wir haben uns über die letzten Jahre nach dem Gewinn des Architekturwettbewerbs mit großer Leidenschaft dieser Aufgabe verpflichtet. Dabei ist insbesondere die gute Zusammenarbeit mit der Hochschule hervorzuheben. Gute Architektur entsteht letztendlich nur gemeinsam mit dem Nutzer, bzw. Bauherrn. Es ist daher richtig, dass der Hochschulbaupreis neben dem Architekten auch die Hochschule ehrt."

Der Deutsche Hochschulbaupreis wurde von der Deutschen Universitätsstiftung (DUS) unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat zum fünften Mal ausgelobt. Mit den Prämierungen des Hochschulbaupreises werden jeweils die Bauherren und die Entwurfsverfasser ausgezeichnet.

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