Nachhaltiges Bauen wird zum Standard
Beim 15. Kongress der IG Lebenszyklus Bau in Wien stand fest: Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit. Neue Leitfäden sollen der Branche helfen, ökologische und wirtschaftliche Ziele miteinander zu verbinden.
Die Bau- und Immobilienbranche steht vor einer unumkehrbaren Transformation. Wer zukunftsfähig handeln will, muss nachhaltig planen, bauen und betreiben – das war der klare Tenor des 15. Kongresses der IG Lebenszyklus Bau am 21. Oktober in Wien. Rund 150 Expert*innen aus Planung, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung diskutierten, wie Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und gesellschaftliche Verantwortung künftig stärker miteinander verknüpft werden können.
Hohe Dringlichkeit
Im Rahmen der Veranstaltung präsentierte die IG Lebenszyklus Bau fünf neue Publikationen, an denen rund 60 Unternehmen beteiligt waren. Die praxisorientierten Leitfäden zeigen auf, wie Kreislaufwirtschaft, partnerschaftliches Bauen, ESG-Zertifizierung, Sustainable Finance und nachhaltige Flächenentwicklung erfolgreich umgesetzt werden können. Alle Publikationen stehen kostenlos auf der Website des Verbands zum Download bereit.
„Die Diskussionen über den Klimawandel werden leiser – dabei war 2024 das Jahr mit dem größten Anstieg an Treibhausgasen seit Beginn der Aufzeichnungen. Unsere Branche muss heute an die nächsten Jahre denken – sie ist zu langfristig für kurzfristige Trends“, sagt Christoph Müller-Thiede, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau und Partner bei M.O.O.CON.
Von der Theorie zur Praxis
Im Mittelpunkt des Kongresses standen Best-Practice-Beispiele aus ganz Österreich – von Revitalisierungen und Wiederverwendung von Bauteilen über Dachbegrünungen bis hin zu innovativen Finanzierungsmodellen. Die Fachleute waren sich einig: Leistbare Nachhaltigkeit erfordert Kooperation, Transparenz und Mut zu neuen Prozessen.
„In Österreich befinden wir uns in der längsten Rezession seit 1945. Wir müssen neben den Anschaffungskosten auch die Lebenszykluskosten berücksichtigen. Gerade bei engeren Budgets ist nachhaltiges Bauen und Betreiben daher absolut alternativlos“, betont Stephan Heid, Vorstand und Mitbegründer der IG Lebenszyklus Bau sowie Partner bei Heid & Partner Rechtsanwälte.
Werkzeugkasten für nachhaltiges Bauen
Die neuen Publikationen der IG Lebenszyklus Bau 2025 dienen als praxisnaher Leitfaden für die Branche:
- Leitfaden „Kreislaufwirtschaft und Resilienz im Bauwesen“ – Best Practices für ressourcenschonendes Bauen
- Leitfaden „Partnerschaftlich Bauen“ – Umsetzung kooperativer Modelle wie Early Contractor Involvement (ECI) und Integrated Project Alliance (IPA)
- Leitfaden „Zukunft gestalten“ – Wege zur ökologischen und sozialen Transformation
- Leitfaden „Zertifizierungskompass ESG“ – Überblick über gängige Gebäude-, System- und Produktzertifizierungen
- Factsheets „Sustainable Finance“ und „Netto-Neuversiegelung gleich Null“ – Orientierung für nachhaltige Finanzierung und Flächenentwicklung
Bestandsoptimierung im Fokus 2026
„Wer bestehende Gebäude und Infrastrukturen intelligent weiterentwickelt, spart Ressourcen, reduziert Emissionen und stärkt zugleich die Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb wird das Thema Bestandsoptimierung 2026 Schwerpunktthema der IG Lebenszyklus Bau sein“, kündigt Margot Grim-Schlink, stellvertretende Sprecherin der IG Lebenszyklus Bau und Expertin bei e7, an.
Gemeinsam mit Renowave.at initiierte der Verband 2025 den ersten österreichischen Sanierungsgipfel. Die zweite Auflage findet am 28. April 2026 statt – erneut mit dem Ziel, eine Plattform für Austausch und Abstimmung zwischen Verbänden, Organisationen und Institutionen zu schaffen.








